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Maurice hatte seine Mutter angebettelt, dass er nicht zur Schule musste. Er wollte nicht Micha über den Weg laufen, doch hatte alles betteln und flehen nichts gebracht. Seine Mutter hatte natürlich sofort gemerkt, dass er ein Problem hatte. Maurice hatte ihr dann alles erzählt und wäre fast nochmal in Tränen ausgebrochen. Sie hatte sein Problem verstanden, doch hatte sie gemeint, dass er sein Problem lösen müsste. "Dem Problem aus dem Weg gehen bringt nichts, Maurice.", waren ihren Worte gewesen. Dabei hatte sie ihren Sohn ernst angesehen. Nun war der Blonde also auf dem Weg in die Schule. Er nahm einen großen Umweg, damit Zombey ihn nicht erwischte. Zusätzlich hatte er sich eine Kapuze aufgesetzt und sein Blick war auf den Boden gerichtet. Niemand sollte den verletzten Ausdruck auf seinem Gesicht sehen. Maurice hasste Mitleid vor allem, wenn es von fremden Leuten kam, die ihn überhaupt nicht kannten. Kurz vor Unterrichtsbeginn kam der Blonde am Schulgelände an. Er hatte sich extra viel Zeit auf dem Weg gelassen. Vielleicht konnte er so verhindern, dass er Micha begegnete. Er wollte einfach nicht mit ihm reden. "Maurice!", rief eine nur zu bekannte Stimme über den Pausenhof. Kurz spannte sich der Angesprochene an, doch beschloss dann einfach weiterzugehen. Micha hatte die kurze Anspannung natürlich bemerkt und wusste dadurch auch sofort, dass es Maurice war. Verwundert blieb er stehen und sah dem Blonden hinterher. Die helle orangene Kapuze versteckte seine längeren blonden Haare. Nur durch die Anspannung hatte er gewusst, dass es sein neuer Freund war. "Maurice!", rief der Braunhaarige noch einmal und lief ihm wieder hinterher. Der Angesprochene reagierte nicht und lief einfach weiter. "Bloß nicht stehen bleiben und nicht umdrehen.", murmelte der Blonde immer wieder leise zu sich. Er öffnete die Tür zum Gebäude und trat ein. Hinter ihm kam Zombey angejoggt, doch Maurice hielt ihm nicht die Tür auf. Sonst machte er das immer. Direkt vor Michas Nase fiel die Tür wieder ins Schloss. Jetzt war er doch leicht beleidigt. Egal was war, man konnte ihm doch die Tür aufhalten, oder? Weshalb ignorierte Maurice ihn überhaupt? Dieser hatte wohl auch nicht die beste Stimmung, wie Micha selbst. Das mit maudado hatte ihn ziemlich fertig gemacht, auch wenn man es ihm nicht ansah. Kein einziges Mal auf dem Weg zum Klassenzimmer drehte sich Maurice zu dem Braunhaarigen um und dieser begann langsam echt in Panik auszubrechen. Was hatte er getan, dass Maurice ihn ignorierte? Der Blonde öffnete die Tür und trat mit gesenktem Kopf ein. Alle Blicke waren natürlich wieder auf ihn gerichtet, doch das sah Maurice nicht. Er bemühte sich, dass sein Blick auf dem Boden blieb. Plötzlich wurde Maurice geschubst. Er landete hart auf dem Boden. "Naww ist der kleine Maurice jetzt auf dem Boden?", fragte eine Jungsstimme spöttisch. Unverkennbar war es Timon gewesen, der den Neuen mit Absicht zu Boden geschubst hatte. Langsam sah Maurice zu ihm hoch und schluckte. Vor lauter Peinlichkeit und Angst bekam er kein Wort heraus. Vereinzelt lachten ein paar Mitschüler über ihn, weshalb Maurice beschämt rot wurde. "Von klein kann man hier ja wohl kaum reden. Er ist größer als du und jetzt verzieh dich auf deinen Platz.", mischte sich eine knurrende Stimme ein. Zombey. Na toll, den hatte Maurice nun wirklich nicht gebraucht. "Leg dich nicht mit mir an, Neuer, das endet nur böse.", flüsterte Timon dem Blonden leise ins Ohr. Diese Worte ließen ihn hart schlucken. Warum musste er auch seine dämliche Klappe aufmachen und einen deutlich stärkeren provozieren? Es war schon ein paar Tage her gewesen, doch hatte Timon das anscheinend nicht vergessen. Bedrohlich dennoch amüsiert sah dieser Maurice an und gab dann ein leises Knurren von sich, ehe er zu seinem Platz stampfte. "Alles gut?", fragte Maurices' Beschützer sofort besorgt und hielt ihm seine Hand hin. Maurice war noch immer sprachlos und beschämt, weshalb er zunächst keine Worte herausbekam. Langsam nickte er, stand aber von selbst auf. Maurice brauchte keine Hilfe von jemandem, dem es nur um das Aussehen ging. "Mir geht es gut, danke.", brachte er dann mit kühler Stimme heraus, schnappte sich seine Tasche und lief zu seinem Platz. "Das war das erste und letzte Mal, dass ich mich von dir demütigen lasse, Timon.",
murmelte er zu sich selbst und sah dabei den Gemeinten finster an. Dieser grinste ihn wütend dennoch amüsiert an. Am Liebsten würde Maurice ihm gern eins in die Fresse geben, doch das war verboten. Leider. Micha verstand die Welt nicht mehr und nahm verwirrt seine Hand wieder zu sich zurück. Was um alles in der Hölle hatte er Maurice getan, dass er so abweisend zu ihm war? Soweit er sich erinnerte, war Maurice bis gestern Nachmittag glücklich gewesen. Auch er setzte sich auf seinen Platz, vorher schenkte er allerdings Timon, seinem ehemaligem besten Kumpel, einen finsteren Blick. Danach widmete er sich seinen Gedanken, die sich wie wild um maudado und Maurice kreisten. Was sollte er wegen maudado tun? Ohne Zweifel hatte er es bei ihm verbockt. Er hatte doch nicht gewollt, dass maudado sein Aussehen zeigte. Es ging ihm doch nur um das Vertrauen, dass maudado Manuel mehr anvertraut hatte als ihm. Der Unterricht hatte schon längst begonnen, doch hatte Micha das bisher nicht interessiert. Ohne groß zu überlegen, holte der Braunhaarige sein Handy heraus. Sicher versteckte er es unter dem Tisch und öffnete Discord. Mit kontrollierenden Blicken zum Lehrer tippte Micha als Zombey eine Nachricht.

Tut mir leid wegen gestern. Ich will nicht dein Aussehen wissen. Ich mag dich wegen deinem Charakter, nur war ich so enttäuscht, weil du Manu mehr anvertraust als mir. Bitte verzeih mir, ich kann verstehen, wenn du dich mir nicht zeigen willst. Es ist völlig okay. Bitte schreib mir, solltest du das lesen. Du kannst auch weiterhin traurig, enttäuscht, sauer oder Sonstiges sein, doch schreib mir bitte. Ich hab mich total daneben benommen.
Zombey

Diese Sätze schickte er an maudado. Hoffentlich würde er die Nachricht lesen und antworten. Micha konnte die Stille zwischen ihm und maudado nicht ertragen. Es tat sehr weh. Ein Handy in der Nähe vibrierte fast unauffällig. Micha ignorierte es jedoch. Es war bestimmt nur ein Zufall, dass ein anderes Handy in genau der gleichen Sekunde vibriert hatte. Der Empfänger zuckte auffällig stark zusammen, als sein Handy sich meldete. Mit unsicherem Blick sah er zum Lehrer. Maurice wollte ganz sicher nicht am Handy erwischt werden, doch war seine Neugier wer geschrieben hatte zu groß. "Ich bin gleich wieder da. Solange ich kopieren gehe, seid ihr still.", meinte der Lehrer mit ernstem Blick plötzlich. Kaum wenige Sekunden später war er aus dem Klassenzimmer verschwunden. Micha holte sein Handy nun offensichtlich heraus und starrte auf den Chat mit maudado. Bisher war er nicht online gekommen, was hieß, dass er die Nachricht noch nicht gelesen hatte. Sicherlich liest es er später, versuchte sich Micha in Gedanken aufzumuntern, was nicht wirklich klappte. Vielleicht hatte maudado den Namen gelesen und es einfach ignoriert. Jetzt wo der Braunhaarige nachdachte, war dies eigentlich unmöglich. Maurice war noch wie er selbst in der Schule und deshalb sah er nicht auf sein Handy. Noch einmal sah er auf den Status von maudado und stockte. Der kleine Kreis links unter dem Profilbild von maudado war grün, was hieß, dass er nun online war. Ein kleiner Hoffnungsschimmer flammte in Micha auf und er klickte wieder den Chat an. Unter seiner letzten Nachricht stand nun, dass maudado tippte.

Who Are You?Where stories live. Discover now