Valentinstag

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Also der Valentinstag steht an. Das Tanzabendmotto lautet Liebe ist Liebe. Aber mit der Liebe an der Highschool ist es so: In einer Atmosphäre völliger Paranoia gedeiht keine Liebe. Wer glaubt, dass am Valentinstag an einer Schule aufrichtige Liebe gezeigt wird, glaubt vermutlich auch, dass die Sicherheitskontrollen an Flughäfen wirklich was mit Sicherheit zu tun haben. Schweigend nehme ich meinen Rucksack entgegen und begebe mich zu Justin, der auf mich im Schulflur wartet. "Was soll der Scheiß mit den Kameras. Die sind ja überall. Da.", meine ich und zeige in eine Ecke.
"Das haben die sicher nur wegen dem Graffiti gemacht.", grübelt Justin und schaut zu der Kamera, die uns vermutlich gerade aufnimmt.
"Nach der Sache mit dem Baseballplatz gab es keine Kameras und das war schlimmer.", entgegne ich frustriert.

"Tja, aber inzwischen gibt es an den meisten Schulen Kameras."

"Das hier ist anders. Die müssen irgendwas wissen."

"Abby, du drehst schon seit Wochen voll am Rad. Du musst damit aufhören."

"Nur weil du alles ignorierst in deiner Ich-bin-ja-so-glücklich-und-gesund-Blase. Nein!", sage ich entnervt. "Hier stimmt was nicht." Das Vibrieren meines Handys ignoriere ich. Erst letzte Nacht habe ich einen anonymen Anruf bekommen. Und diesmal werde ich nicht rangehen.
"Dein Handy klingelt jetzt zum dritten Mal. Wieso gehst du nicht ran?", fragt Justin mich und bleibt stehen.

"Sind nur Werbeanrufe.", lüge ich und lehne den Anruf ab.

"Blockier doch die Nummer." Justin greift nach meinem Handy, doch ich reiße es ihm ruckartig weg.

"Die rufen mit verschiedenen Nummern an."

"Warum hast du so 'ne Panik wegen 'nem Werbeanruf?"

"Ich muss in den Unterricht.", murmel ich und gehe durch den Flur. Als mein Handy erneut klingelt, gehe ich ran. "Ja?"

"Ich hab dir gesagt, was passiert, wenn du nicht annimmst. Du kennst die Regeln.", spricht die verzerrte Stimme in mein Ohr.

"Nein, nein, ich kenne die verdammten Regeln nicht. Ich weiß nur, dass ich seit gestern Abend fünfzehnmal angerufen wurde. Was willst du?", zicke ich den Unbekannten an und bleibe in einer Ecke stehen.

"Das weißt du doch."

"Nein, weiß ich nicht.", widerspreche ich.

"Tja, du wirst es schon rausfinden."

"Wer bist du?", frage ich sauer.

"Das wirst du nicht rausfinden. Es sei denn, du gehst nicht ran, wenn wir anrufen, denn dann passiert die Scheiße auch nicht wieder."

"Warum? Was wollt ihr dann machen? ", frage ich und schlucke.

"Ach Abby, die richtige Frage lautet, was willst du dann machen?"

"Wie meinst du das?"

"Geh ran, wenn wir anrufen. Dann erfährst du es." Dann legt der Unbekannte auf und lässt mich ratlos zurück. Mein Blick wandert durch den Flur und bleibt an Winston hängen, der mich aus der Ferne beobachtet. In der Hand hält er ein iPhone. Dann geht er um die Ecke und verschwindet. Jetzt reicht es mir. Irgendwas hat der Typ doch vor. Mit zügigen Schritten folge ich ihm, doch nur wenige Meter weiter verliere ich ihn und lande letztendlich in der Dunkelkammer der Schule. Als ich Tylers Fotos von dem Graffiti entdecke, greife ich danach und schaue sie mir an. Es sind dieselben Fotos, die auch Direktor Bolan hat. Mein Handy vibriert in meiner Hostentasche, weshalb ich genervt rangehe. "Sag schon, Winston. Was willst du?", frage ich und sehe mich weiter um.

"Winston? Wer bitteschön ist Winston? Erkennst du die verdammte Nummer etwa nicht?"

"Doch, aber... Wer ist da? Was willst du?"

13 Reasons WhyWhere stories live. Discover now