Angenommen/abgelehnt

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"Sie haben also irgendwie von dem Einsatz erfahren und wollten Tyler unbedingt warnen." Sheriff Diaz sieht zwischen Tony und mir hin und her. Um uns herum blendet mich das Blaulicht der Streifenwagen. Zum Glück wurde heute Abend niemand verletzt. "Ja, Sir.", antworte ich und schlucke.

"So war es.", bestätigt Tony meine Aussage.

"Und was hat Sie glauben lassen, dass Tyler Waffen kaufen könnte?"

"Ich habe während der Amokübung Fotos von Waffen in seinem Rucksack gefunden. Aus dem Internet ausgedruckt, als ob er sie kaufen wollte. Da war ich besorgt.", erklärt Tony ihm wahrheitsgemäß.

"Und das war der einzige Grund, wieso Sie ihn verdächtigt haben?" Sheriff Diaz schaut Tony prüfend an.

"Ja, richtig."

"Hat er Ihnen nicht gesagt, wieso Sie ihn neulich Abend zur Polizeiwache fahren mussten?", wendet der Sheriff sich dann an mich.

"Nein. Aber ich habe mir Sorgen gemacht. Er hat Probleme.", entgegne ich ihm.

"Und dann haben Sie gedacht, dass Sie ihn warnen müssen."

"Ja, Sir.", antwortet Tony für mich.

"Er ist unser Freund.", sage ich, als ob das jeglicher meiner Taten erklären würde. Doch mit dem, was ich als nächstes erfahre, rechne ich gar nicht.

~

"Tyler war ein Informant. Und er hat uns bei dem ein oder anderen Einsatz geholfen.", erklärt Mr Standall uns auf dem Polizeirevier. Im selben Moment öffnet sich die Tür und der Sheriff betrit den Vernehmungsraum.
"Wir konnten eine Waffenladung zu ihm zurückverfolgen. Von einer Anklage haben wir abgesehen, aber im Gegenzug musste er uns helfen.", erzählt er uns weiter. Fassungslos starre ich auf den Tisch.
"Ach du Scheiße." Tony sieht mich kurz an, dann widmet er sich wieder den Polizisten vor uns.
"Es war Deputy Standalls Idee. Und sie war gut."
"Hört zu, Tyler hat sich in Gefahr gebracht, um uns zu helfen. Und dafür sollten wir ihm dankbar sein. Wir alle und unsere gesamte Gesellschaft sind aufgrund seiner Opferbereitschaft sicherer.", fährt Mr Standall fort.

"Ja, Sir.", meint Tony.

"Können wir ihn sehen?", frage ich, doch Sheriff Diaz verneint.

"Nein. Jetzt noch nicht."

~


I

ch hatte von Krieg geträumt. Und dann bricht wirklich sowas wie Krieg aus. In der Schule. Und alle machen mit. Die Tür unseres Zimmers öffnet sich und Justin tritt ein. "Wo warst du?", frage ich ihn mit gerunzelter Stirn.
"Bei Jessica.", antwortet er mir nüchtern. Irgendwie wirkt er wie ein Geist. Als wäre er nicht wirklich hier.
"Geht es dir gut?"

"Geht's dir gut?", entgegnet er mir schnippisch und läuft Richtung Toilette.

"Hey, Justin." Ohne sich umzudrehen bleibt Justin stehen. "Nimmst du wieder Drogen?" Diese Frage muss ich ihm stellen. Weil er mein Bruder ist. Und weil ich mich um ihn sorge.

"Oh man, Abby. Vielleicht solltest du erstmal deinen Scheiß auf die Reihe kriegen, bevor du dich um andere sorgst." Dann betritt er das Bad und knallt die Tür hinter sich zu. Alles deutet auf eine fette Explosion hin. Die dann auch kommt.

~

Alle drei top Unis haben Jessica abgelehnt. Es liegt nicht an den Vorstellungsgesprächen. Ihren ersten Zulassungstest schrieb sie zwei Tage nachdem Bryce auf Bewährung freikam. Den zweiten schrieb sie eine Woche nach seinem Tod. Aber auch Collegezusagen können beängstigend sein. Immerhin geht es um die Zukunft. Wir alle haben Angst vor der Zukunft. "Was ist denn hier los?", frage ich verwirrt, als Justin und ich die Küche betreten. Tante Polly ist da und hat offenbar zu viel Zeit gehabt, denn der Tisch ist voll mit Leckereien. "Justin hat einen Brief bekommen.", trällert Tante Polly vor sich hin.

13 Reasons WhyWhere stories live. Discover now