Niemand ist sauber

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Kennt ihr den Spruch, Die Zukunft ist fließend? Es bedeutet, dass wir lernen immer mehr lernen alte Vorstellungen abzulegen. Die Grenzen sind fließend, wenn es darum geht männlich oder weiblich zu sein. Ich glaube, wir können viel daraus lernen. Und dass es wichtig ist das zu tun. Aber so weit sind wir noch nicht. Eine Menge Jungs denken, dass sie gar keine andere Wahl hätten. Dass sie stark sein müssen. Dass sie keine Gefühle zulassen und die Kontrolle haben müssen. Ist es das, was einen Mann ausmacht? Dinge zu verstecken, die einem am meisten wehtun? Aber was passiert, wenn sie diese nicht mehr verstecken können?
Wir wissen, dass die ganze Geschichte dort anfängt und endet. Es geht um Jungs, die Männer sein wollen. Und um diejenigen, denen sie dabei wehtun. Es geht um alle, die sie verletzt haben. Sich selbst eingeschlossen. Seufzend lasse ich mich mit meiner Tasse auf die Stufen vor meinem Haus nieder. Ich kämpfe den ganzen Morgen schon mit mir selbst, ob ich Zach anrufen soll oder nicht. Sein Verhalten gestern war mehr als seltsam. Zunächst schien es, als würde er sich tatsächlich Sorgen um mich machen und zehn Minuten später macht er eine Szene und verschwindet einfach. Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Bevor mein Finger jedoch auf Zachs Kontakt klicken kann, erscheint eine Nachricht von Ani auf meinem Display. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in meiner Magengegend aus. Die Polizei hat Bryces Wagen gefunden. Schnell stehe ich auf und gehe in mein Zimmer, um Justin davon zu erzählen. "Justin, sie haben Bryce gefunden.", sage ich und schaue von meinem Handy auf. Bevor ich noch etwas sagen kann, bleibe ich stehen. Ich finde das absolute Chaos vor. Überall liegen Kissen und Kleidungsstücke. Und mittendrin steht Justin. Mit Handy in der Hand. "Was zur Hölle...", murmel ich vor mich hin.
"Das ist nur wegen Jess... Sie... Sie hat einen Ohrring verloren.", teilt Justin mir stotternd mit. Doch auch wenn ich beschlossen habe ihm zu vertrauen, ich glaube ihm nicht. Mein Blick bleibt an der Waffe hängen, die auf Justins Bett liegt. "Justin, was soll der scheiß?", zische ich. Wenn mein Dad das sieht oder Tante Polly... Die schmeißen ihn hochkant wieder raus.
"Ich ruf dich zurück, okay?", spricht Justin ins Telefon und legt auf.
"Ich dachte, du wolltest dich darum kümmern."
"Mein Plan hat nicht geklappt, okay? Aber ich regel das.", erklärt Justin und fängt an aufzuräumen.
"Du kannst die nicht hier einfach so rumliegen lassen.", sage ich sauer.
"Abby, chill! Ich habs im Griff.", zickt Justin mich an.
"Sie haben Bryces Wagen gefunden. Und Blut auf dem Boden. Es ist jetzt offiziell ein Mord.", teile ich ihm die Neuigkeiten mit.
"Fuck...", ist alles, was Justin sagt.
"Sie haben auch Drogen und Fingerabdrücke gefunden.", erzähle ich weiter. Justin sieht mich geschockt an. "Was, Drogen? Was für welche?", fragt er mich aufgeregt.
"Das hat sie nicht gesagt, aber die Fingerabdrücke waren nicht von Bryce.", erkläre ich ihm.
"Okay, ja und? Ist nichts Ungewöhnliches.", meint Justin, während er sich seine Sporttasche umhängt. "Ich mein, ist ein verdammtes Auto. Da gibt's einen Haufen Fingerabdrücke. Wahrscheinlich war er mit Leuten von der Hillcrest unterwegs."
"Justin, was ist, wenn es meine Abdrücke sind?", frage ich ihn und schaue ihn eindringlich an.
"Hast du ihn umgebracht?"
Verdutzt schaue ich ihn an. Natürlich hab ich ihn nicht umgebracht.
"Nein, natürlich nicht!", sage ich selbstsicher.
"Dann hör auf dir Sorgen zu machen.", meint Justin schlicht und geht an mir vorbei. Verwundert schaue ich ihm nach. "Interessiert es dich nicht, warum es meine sein könnten?", frage ich einfach. Justin bleibt stehen und sieht mich an.
"Abby, im ernst, es ist mir scheiß egal." Mit diesen Worten verschwindet Justin auch schon und lässt mich allein.

Als ich in die Schule komme, laufen haufenweise Polizisten herum. Doch das ist nicht das einzige, das mich beunruhigt. Bei einem der Footballspieler wurden Steroide gefunden. Und leider hatte Alex auch welche. Zum Glück erwischte ihn kein Polizist. Trotzdem gab es jemanden, der das kleine Täschchen mit den Flaschen im Mülleimer fand. Justin. "Du bist ganz sicher, es ist von Alex?", frage ich Justin ungläubig.
"Testosteron Cypionat.", liest Ani vor, was auf dem Fläschen steht.
"Steroide.", übersetzt Justin es. "Bryce hat damit gedealt."
"Warum hätte Bryce dealen sollen? Fürs Geld ja wohl nicht.", werfe ich mit verschränkten Armen ein.
"Vielleicht war das so ein Kontrollding. Er hatte gegen jeden was in der Hand, der von ihm gekauft hat.", mutmaßt Justin.
"Aber Alex, er ist so ein sanfter Kerl."
"Was, im ernst jetzt?", fragt Ani lachend. Ich zucke mit den Schultern.

13 Reasons Whyحيث تعيش القصص. اكتشف الآن