Und dann kam das Unwetter

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Ob auch unschuldige davonlaufen? Ja,das tun sie. Wenn sie keine andere Wahl haben. Leise Stimmen wecken mich am nächsten Morgen auf. Es sind Tony und Caleb, die diskutieren. Ich weiß, dass es um mich geht. Caleb hat Angst, dass ich Tony mit in alles hineinziehe. Und er denkt, dass ich es war. Sobald beide die Wohnung verlassen haben, stehe ich auf und verziehe mich. Ich hätte niemals herkommen sollen. Ich laufe die Straße hinunter, bedacht, dass mich niemand sieht. Auf dem Weg ins Nirgendwo rufe ich Tyler an. Es dauert nicht lange bis er rangeht. "Äh hallo?", fragt er überrascht.
"Tyler, hey. Hier ist Abby. Ich wollte nur sagen, dass ich dich heute nicht nach Hause fahren kann. Ich komm heut nicht zur Schule.", teile ich ihm mit.
"Wie du kommst heute nicht zur Schule?", fragt Tyler verwirrt nach.
"Äh, ja. Also, vielleicht kannst du mit Alex oder jemand anderen mitfahren.", schlage ich vor.
"Okay, aber ich hab wirklich gehofft, dass du dabei bist. Heute ist diese Versammlung."
"Ja, aber ich... Ich kann nicht, okay?"
"Ja, okay."
"Du kommst doch klar, oder?", frage ich Tyler vorsichtig.
"Ja. Ich hab nur echt gehofft, dass du da bist. Besonders heute."
"Wozu brauchst du mich? Und warum gerade heute?", frage ich verwundert und bleibe stehen.
"Weil ich einen Freund gebrauchen könnte.", sagt Tyler leise.
"Tyler, ich... Ich muss los, aber ich versuchs, okay?", meine ich und lege auf. Dann laufe ich los. Als ginge es um Leben und Tod.

Wenig später komme ich an der Schule an und betrete leise die Sporthalle, in der die Versammlung stattfindet. Jessica steht am Rednerpult und hat die ganze Aufmerksamkeit. "Mein Name ist Jessica Davis und ich bin eine Überlebende.", sagt sie selbstbewusst.
Dann steht Casey auf. "Mein Name ist Casey Ford und ich bin eine Überlebende.", sagt sie. Die Leute beginnen zu murmeln. Jessica ist furchtlos. Und ihr Mut ist ansteckend. "Mein Name ist Janelle Martin und ich bin eine Überlebende.", meldet sich ein weiteres Mädchen zu Wort. Und so geht es weiter. Immer mehr Mädchen stehen auf und berichten. Dann steht Tyler plötzlich auf.
"Mein Name ist Tyler Down und ich bin ein Überlebender." Beeindruckt sehe ich ihn an. Das ist es, warum er wollte, dass ich komme. Er wollte mir zeigen, dass er den Mut hat es laut auszusprechen. Dass er bereit ist. Ein Lächelnd bildet sich auf meinem Gesicht. Unsere Blicke treffen sich.
"Mein Name ist Lina Ochoa. Und ich bin eine Überlebende.", sagt die nächste. Es sind nicht mehr nur Mitglieder ihrer Gruppe.
"Mein Name ist Sarah Stern. Und ich bin eine Überlebende." Das Mädchen, das aufgestanden ist lächelt stolz.
Dann steht zum ersten Mal ein anderer Junge auf. "Mein Name ist Robby Corman. Und ich bin ein Überlebender." Tyler sieht ihn überrascht an. Immer mehr erheben sich und zu meiner Überraschung sogar Justin. "Mein Name ist Justin Foley. Und ich bin ein Überlebender." All diese Menschen, die aufstehen, bekommen Applaus. Jessica ist an diesem Tag absolut furchtlos. So als wäre ihr völlig egal, welchen Preis sie für ihren Mut bezahlen könnte. Sie schnappt sich das Mikrofon und geht nach vorne. "An all diejenigen, die sitzen geblieben sind, viele unter euch haben noch Geschichten zu erzählen, aber ihr seid noch nicht bereit sie zu teilen und das ist okay. Wenn ihr dazu bereit seid, hören wir euch zu. Und wir werden weiter kämpfen, damit wir sicher stellen können, dass niemand an dieser Schule bedrängt, missbraucht oder belästigt wird. Wir werden nicht still sitzen und nicht unsere Klappe halten und bis wir dieses Ziel erreichen, wird uns niemand aufhalten." Direktor Bolan beginnt zu klatschen und die Schüler steigen mit ein. Auch ich fange an zu applaudieren. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ich war noch nie so unfassbar stolz auf meine Freunde.

Lächelnd gehe ich auf Tyler zu. Als er mich sieht, kommt er mir strahlend entgegen. "Hey", begrüßt er mich. "Du hast es hergeschafft."
"Tyler, hör zu. Ich muss jetzt wirklich los, aber ich bin stolz auf dich. Wirklich.", sage ich und meine es auch so.
"Ja? Danke dir.", entgegnet er mir lächelnd.
"Verdammt nochmal, Abby, wo warst du?", fragt Justin mich und kommt hektisch auf mich zugerannt.
"Ich muss los.", meine ich und schlucke.
"Bist du völlig durchgeknallt? Du kannst doch nicht abhauen!", meint Justin völlig außer sich.
"Justin!", ruft Jessica und kommt auf ihn zu. "Hast du das vorhin echt ernst gemeint?"
"Ja, ja hab ich.", sagt Justin, doch er wird von den Polizisten unterbrochen, die in die Halle kommen. Entsetzt schaue ich zu ihnen rüber. Der Blick des Sheriffs und von mir begegnen sich.
"Abigail Johnson, ich verhafte Sie hiermit wegen Mordes an Bryce Walker." Tränen sammeln sich in meinen Augen, während der Sheriff auf mich zukommt, um mir Handschellen anzulegen. Das wars jetzt. "Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden." Alex und Zach kommen zu uns und beobachten das Szenario mit geweiteten Augen. "Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können, wird Ihnen vom Gericht ein Verteidiger gestellt. Gehen wir." Die Polizei führt mich vor der gesamten Schule ab wie einen Verbrecher. Der Sheriff ist sich sicher, dass er den Schuldigen gefasst hat.

13 Reasons WhyWhere stories live. Discover now