Winterferien

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"Ich wollte mal mit dir reden. Über uns und so weiter...", beginnt er ernst, doch dafür habe ich keine Zeit.

"Ich muss leider los. Tyler wurde zum Sheriff gerufen.", teile ich ihm mit.

"Was? Echt jetzt?", fragt Zach entsetzt.

"Er ist allein zu Hause und ich muss ihn gleich dahin fahren."

"Denkst du, dass es um Bryce geht?"

"Ich hoffe nicht.", entgegne ich nervös.

"Ich komme mit, okay?"

"Nein.", sage ich bestimmt. "Du solltest hier bleiben und Jessica bei der Partyvorbereitung helfen, sie dreht sonst durch."

"Okay. Drehst du... Drehst du auch gerade durch?" Zach mustert mich skeptisch, doch ich schüttle einfach den Kopf.
"Nein, nein überhaupt nicht. Mir geht's gut."

"Abby, sieh mich an. Guck mich an, bitte. Abby."

Widerwillig schaue ich Zach ins Gesicht.

"Alles wird gut.", sagt er ruhig. Diese drei Worte sollten eigentlich dafür sorgen, dass ich mich beruhige, einen klaren Kopf bekomme. Aber es geht nicht. Nichts hindert mein Herz daran aus meiner Brust zu hüpfen. "Ja, ich weiß.", lüge ich trotzdem. "Ich krieg das hin."

~

Seit etwa zwei Minuten halten Tyler und ich vor den großen Toren des Polizeireviers und starren das Gebäude an. Ein Polizeiwagen fährt an uns vorbei durch die Tore. Ein weiterer fährt heraus. Womöglich auf Streife. Warum ich mich um meine Freunde kümmere? Weil das Leben total chaotisch ist. "Okay, bleib ruhig. Du brauchst klare Gedanken.", rede ich auf Tyler ein, der den Gurt gelöst hat, um auszusteigen. "Sollte er dich schlecht behandeln, verlangst du einen Anwalt. Und rufst mich an."
Tyler nickt langsam, ehe er durchatmet.
"Okay, ja. Alles klar. Wartest du hier?", fragt er mich ängstlich.

"Natürlich.", antworte ich ihm. Tyler nickt und greift nach der Tür, doch irgendwas hindert ihn daran auszusteigen und ins Gebäude zu gehen. Seine Angst. Nicht zu wissen, was ihn da drin erwartet. Oder zu denken, dass er wüsste, worum es geht. Um den Amoklauf. "Man, ich dachte, es ist vorbei.", gibt Tyler weinerlich von sich.

"Hab ich auch gedacht.", beichte ich und lasse ihn nicht aus den Augen.

"Abby, warum passiert das gerade jetzt?"

"Keine Ahnung. Aber... Alles wird gut. Okay? Du vertraust mir, ja?"
Tyler nickt sofort und sieht mich an.
"Natürlich.", entgegnet er mir wie aus der Pistole geschossen. Nochmal atmet er tief durch, ehe er aus dem Wagen steigt und mich nervös zurücklässt. Es ist nichts besonderes. Es ist gerade nur die Highschool. Man muss immer aufpassen, weil der verdammte Mist kein Ende nimmt. Und Freunde sollten sich aufeinander verlassen können, sonst kommt es zu richtig übler Scheiße.

~

Menschen verlassen sich auf mich. Deshalb muss ich stark sein. Auch jetzt, wo ich immer noch auf Tyler warte. Als ich zum Revier schaue, entdecke ich den Sheriff, der in meine Richtung schaut, als hätte er gespürt, dass ich da bin. Doch dann wendet er den Blick ab und geht wieder hinein. Erleichtert atme ich aus. Mein Puls jedoch ist immer noch hoch. Die Träume und die Ängste und das alles machen mich nicht stark. Auf einmal höre ich einen Schuss und zucke erschrocken zusammen. Panisch sehe ich mich um, doch es ist alles in Ordnung. Es muss in meinem Kopf stattgefunden haben. Ganz klar. "Okay, Abby. Ganz ruhig.", rede ich schweratmend auf mich ein. Mein Blick bleibt im Rückspiegel hängen, wo Monty mich von der Rückbank aus angrinst. Erschrocken fahre ich herum, aber die ist leer. Ich versuche meinen Atem unter Kontrolle zu bingen. Es ist alles gut. Monty ist tot. Niemand hat geschossen. Ich bin allein in diesem Auto. Ich schaue wieder nach vorne und erschaudere, als ich Monty sehe. Er schüttelt das Auto, was mich zum Schreien bringt. Dann ist er wieder verschwunden. Als die Tür aufgerissen wird, zucke ich erneut zusammen, aber es ist nur Tyler, der in den Wagen steigt und mich ansieht. "Hey, alles okay?", frage ich sofort und verdränge meine Einbildungen gekonnt. Weil ich so etwas schon oft gemacht habe.
"Ja, ja alles gut."

13 Reasons WhyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt