Kapitel 5 - Im Herzen vom Guten überzeugt

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Kapitel 5 – Im Herzen vom Guten überzeugt

Nach dem Treffen in der Bibliothek, brauchte ich Zeit für mich allein. Ich saß auf einem der Dachbalken in der Trainingshalle, ungefähr acht Meter über dem Boden und starrte auf den Dachbalken, der mir gegenüber war. Es war nicht wirklich gemütlich hier oben, doch es gab niemanden, der mich stören konnte. Ich musste automatisch an die Trainingsstunde von morgen denken, wenn ich einen Blick auf die blauen Matten unter mir warf. Es gab keinen erdenklichen Weg, mir vorzustellen, wie ich von heute an jeden Tag mit ihnen trainieren sollte. Bis was? Bis sie endlich feststellten, dass ich eigentlich gar nicht so übel war? Ich bezweifelte, dass dieser Moment jemals kommen würde, besonders bei Jace.

„Hey!", rief eine Stimme von unten. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich zusammenzuckte. In einer Mischung aus Überraschung und Unmut senkte ich meinen Kopf, um die Person anzuschauen, die mich gestört hatte. Zuerst war die einzige Sache, die ich sah, eine komplett in schwarz gekleidete Person. Dann erkannte ich seine braunen Haare. Adam.

Verwirrt starrte ich auf ihn hinunter. „Was willst du?"

Adam begann zu grinsen und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Ich habe dich eben gesehen, wie du aus der Bücherei gestürmt bist. Und ich habe gehört, was du zu deiner Mutter gesagt hast." Er verstummte und zuckte die Schultern. „Über die Anderen und dass du einen schwierigen Tag hattest."

Adam stand im Türrahmen und lehnte gegen die Wand. Er schaute mich mit geweiteten Augen an und während er gesprochen hatte, hatte er aufgehört zu grinsen. „Okay", sagte ich, nicht wissend, was ich überhaupt darauf erwidern sollte. „Aber das erklärt nicht wirklich, warum du jetzt hier bist, oder?" Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich ein wenig nach hinten, um die Balance auf dem Balken zu halten.

„Du musst verstehen, dass Jace' Vergangenheit ein Thema ist, welches er nie bespricht", sagte er und kam näher. „Er weiß, was mit seiner Familie passiert ist und wenn jemand darüber sprechen möchte, macht er sehr schnell deutlich, dass es sich um ein Tabuthema handelt. Deine Anwesenheit im Institut zwingt ihn, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Jedes Mal wenn er dich sieht, wird er daran erinnert, was dein Vater getan hat. Das ist natürlich verständlich. Und Isabelle und Alec werden Jace immer folgen, sie sind seine Geschwister. Natürlich nur adoptiert."

Ich nickte. „Du hast wahrscheinlich recht. Ich kenne ihn kaum, keinen von ihnen. Ich will nicht, dass er meinetwegen leidet, aber wir hatten keine andere Wahl. Wir mussten herkommen. Und ich verstehe seinen Schmerz, tue ich wirklich, aber der Gedanke, dass ich ihn jeden Tag sehen muss ... Wegen ihnen werde ich mich jeden Tag schrecklich fühlen." Mit einem präzisen Sprung stieß ich mich vom Dachbalken und landete eine Sekunde später auf den Trainingsmatten. Ich wusste nicht, warum ich ihm überhaupt von meinen Gefühlen erzählte. Es war schwach und er war ein Fremder. Vielleicht gerade weil er ein Fremder war ... Es machte es irgendwie einfacher.

„Vielleicht wird die Wunde, die du verursachst eines Tages heilen. Ich kann es nicht sagen, niemand kann das", antwortete Adam. Er kam neben den Matten zum Stehen und musterte mich. „Ich bin hier, weil ich keine Verbindung zu Jace habe. Wir sind irgendwie Freunde, aber ich spüre nicht seinen Schmerz. Ich bin fähig, dich zu sehen Clary. Ein Mädchen, das aus einem Grund vor ihrem Vater flieht. Das mag sich komisch anhören, aber ich möchte dir eine Chance geben, weil ich glaube, dass jeder eine verdient."

Seine Worte ließen mich überrascht aufschauen. Nun hatte er mich sprachlos gemacht. „Wow ... Okay ... Danke, Adam. Das ehrt mich, wirklich, aber es würde deiner Beziehung zu Jace schaden." Ich konnte mir nicht vorstellen, mit Adam befreundet zu sein. Er schien freundlich, aber ... Ich konnte es nicht genau definieren, was mich störte. Seine gesamte Erscheinung ... Die Art wie er mir gefolgt war ... Die Art wie er hinter Jace' Rücken von ihm sprach.

The Rise Of The Morningstar (Clace)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt