Kapitel 48 - Time for Murder II

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Kapitel 48 – Time for Murder Pt. 2

Das Anwesen der Ashdowns hatte nicht die außergewöhnliche Größe der Lightwoods, war alles in allem aber kein unattraktiver Anblick. Die hellblaue Fassade war gepflegt, der Vorgarten hergerichtet und die üblichen Runenmale rundeten es ab. Von außen ein ziemlich typisches Haus für Nephilim. Es lag an einer breiteren Straße, keine der engeren Gassen, wo man einfach hätte zuschlagen können. Aber das war nicht mein Problem.

Das Problem waren Blakes Eltern, die am offenen Tor des Gartens standen und die letzte halbe Stunde in ein Gespräch mit einer mir unbekannten Person vertieft waren. Sie standen so offen, dass ich keine Chance hatte, unbemerkt an ihnen vorbeizukommen. Ich hatte mich so positioniert, dass nur zwei weitere Sprünge mich auf ihr Dach befördert hätten, doch das Ehepaar stand mit dem Gesicht zu mir. Die Wahrscheinlichkeit, meine Gestalt im Augenwinkel zu erspähen war zu hoch. Darüber hinaus würde mein Aufprall auf den Ziegeln nicht lautlos vonstattengehen, jahrelanges Training hin oder her; dank der Inquisitorin fehlte mir der Zugang zu einer Unhörbarkeitsrune. Im Nachhinein hätte ich wahrscheinlich Isabelle fragen können, aber der Gedanke half mir nun auch nicht weiter. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich hinter dem Kaminsims zwei Häuser weiter zusammen zu kauern und auf das Ende dieses gottverdammten Dialogs zu warten.

Ein flüchtiger Blick auf die Gesichter der Ashdowns hatte gereicht, um zu wissen, wo Blake seine skrupellose Ader herhatte. Seine Mutter, dessen Gesicht beinahe identisch zu seinem war, strahlte dieselbe angsteinjagende Gewissenlosigkeit aus wie seines. Normalerweise sollte man sich durch die Optik kein Bild über jemanden machen, aber bei ihr war ich mir ziemlich sicher, dass eine genauere Analyse nicht nötig war. Blakes Moral war sicherlich nicht einfach vom Himmel gefallen.

Etwas schien sich auf der Straße zu tun. Ich lugte um den verrußten Backstein herum und erlaubte mir einen kurzen Blick hinab. Ich war in einer ungünstigen Position. Genau wie am Princewater-Kanal hatte ich mich nicht an das direkt nebenstehende Dach herangewagt, doch selbst der Abstand zweier Häuser schien nicht genug zu sein, um den Augen der Ashdowns zu entgehen. Einmal angekommen, war es zu spät, um umzukehren. Jede größere Bewegung hätte ihre Aufmerksamkeit erwecken können. Ich war schon froh, dass sie vorhin nicht das dumpfe Geräusch meiner Stiefel gehört hatten, als ich auf diesem Dach gelandet war.

Ich erlaubte es mir, mich ein Stück in der Hocke aufzurichten. Der Fremde hatte sich verabschiedet und die Ashdowns zogen sich in ihr Haus zurück. Endlich. Zur Sicherheit wartete ich weitere fünf Minuten, bevor ich mich völlig hinter dem Kamin hervortraute. Ich hatte keine Ahnung, welches Zimmer des Zweietagenhauses Blake bewohnte, aber ich würde mich von oben nach unten vorarbeiten. Falls er sich im Dachgeschoss befand, würde er dank des Geräusches meiner Landung einen kleinen Vorsprung haben. Den konnte er gern haben, denn ich brauchte ihn nicht.

Ich richtete mich vollends auf dem Dach auf und bedachte die Lücke zwischen den Häusern mit einem skeptischen Blick. Kein Sprung, den ich heute nicht schon ein dutzend Mal hinter mich gebracht hätte. Ich machte einen Schritt zurück, drückte meinen Stiefel in die Ziegel und ließ mich von dem Schwung nach vorn katapultieren. Zwei Sekunden später hatte ich den Rand des Dachs erreicht. Meine Arme hoben sich automatisch zur Stabilisation, als ich den Halt unter meinen Füßen verlor.

Für einen Moment schwebte mein Körper zwischen den beiden Dächern in der Luft. Ich konnte den Wind spüren, der an meinem Cape zerrte; konnte irgendwo in der Nähe die Strömung eines Kanals vernehmen. Meine Augen waren auf die dunklen Ziegel des immer größer werdenden Hauses fokussiert, während meine Füße sich bereits auf die Landung vorbereiteten. Ich hätte nicht so viel Anlauf nehmen müssen. Ich hatte noch gut einen halben Meter Abstand zum Boden, als ich über die Regenrinne hinwegflog. Der Wind drehte und ich verlagerte mein Gewicht, als wäre ich im Flug geboren worden. Mein Gesicht neigte sich ein kleines Stück zur Seite.

The Rise Of The Morningstar (Clace)Where stories live. Discover now