Kapitel 10 - The Demon In Him

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Kapitel 10 - The Demon in Him

Mit jedem Wort das er murmelte, schien Mellartach noch heller aufzuleuchten, bis das Schwert in einem einzigen gleißend hellem Licht verschmolzen war. Jonathan war nicht von der Kraftwelle umgeworfen worden. Er stand immer noch hinter dem Engelsschwert, seine Hände um den Schaft geschlossen. Adam, der einige Meter neben mir auf dem Boden lag, warf mir einen Blick zu. Er sah zutiefst beunruhigt aus. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, doch ich konnte ihn nicht hören. Ich konnte gar nichts hören. Nicht einmal ein Rauschen in meinen Ohren.


Die Sekunden vergingen und wir starrten uns stumm an. Ich schüttelte leicht den Kopf, um ihm zu signalisieren, dass ich ihn nicht verstanden hatte. In diesem Augenblick stellten sich plötzlich meine Nackenhaare auf. Mellartach hatte aufgehört zu leuchten. Jonathans Augen waren geschlossen, er sah unheimlich konzentriert aus. Das triumphierende Grinsen auf seinen Lippen war erloschen. Dann öffnete er die Augen und sein Blick traf meinen. Ich war zu sehr abgelenkt von ihm, sodass ich die Meute von Dämonen nicht kommen sah. Ich vernahm die anderen hinter mir aufspringen, doch ich blieb sitzen, unfähig mich von seinem Blick zu lösen. Als wäre es das Einzige, was mich hier halten würde.

Erst als der erste Dämon über mir war, erwachte mein Körper aus seiner Trance. Ich schaukelte zur Seite. Meine Handflächen berührten den kalten Boden und ich stemmte mich auf meine Füße. Ich hob den Kopf und sah Isabelle neben Alec, der sich bemühte aufrecht zu stehen. Dann registrierte ich erst, wie viele Dämonen es wirklich waren. Es war kein Dutzend, wie ich angenommen hatte. Es war eine ganze Armee, die mit ihren dunklen widerwärtigen Körpern jeden Winkel der riesigen Halle einzunehmen schienen. Und mittendrin waren wir. Adam, Isabelle, Alec, Jace und ich.

Ich griff meine Klingen, rief ihre Namen und streckte den Dämon nieder, der mich vor wenigen Sekunden noch überfallen hatte. Es war wie ein endloser Strom. Sobald ich einen von ihnen getötet hatte, nahmen drei von ihnen seinen Platz ein.

Ich sah Jace aus dem Augenwinkel kämpfen, Seite an Seite mit Adam. Sie bewegten sich schnell und zielstrebig, doch nicht einmal sie konnten leugnen, dass wir ihnen zahlenmäßig weit unterlegen waren und es nur eine Frage der Zeit war, bis sie uns überwältigt haben würden. Wie jeder sehen konnte, war Jonathan tatsächlich in der Lage gewesen, die Wirkung Mellartachs umzudrehen. Er würde in der Lage sein, tausende und abertausende von Dämonen heraufzubeschwören. Der Strom von Dämonen würde also niemals aufhören. Erst wenn Jonathan das Zeichen dazu gab. Und im Moment sah es nicht so aus.

Ein wütender Schrei verließ meine Kehle, als ich den nächsten Dämon niederstreckte. Ich wusste nicht, wie lange oder wie viele ich von ihnen bereits umgebracht hatte. Doch meine Muskeln glühten, mein Atem ging schnell und mein Herz raste vor Anstrengung. Ich drehte mich um und versuchte im Kampf die anderen zu erreichen. Isabelle gab sich alle Mühe, ihren Bruder und sich selbst zu beschützen. Alec war keineswegs wohlauf, doch er stand auf den Beinen und kämpfte. Ich konnte gar nicht glauben, wie er es in seinem Zustand schaffte, nicht ohnmächtig zu werden. Schließlich klaffte ein offenes Loch in seiner Brust. Sein Bogen schoss wahllos Pfeile umher und trotzdem schien er die Dämonen zu treffen. Aber man konnte ihm ansehen, dass er weitab der Bestform war. Sein Brustkorb war verbeult, einige seiner Rippen mussten durch den Schlag des Forsaken gebrochen oder gequetscht worden sein und er bewegte sich langsamer und nicht annähernd so fließend, wie man es von einem Schattenjäger erwartete.

Eine Kreatur mit zwei riesigen Flügeln hatte mich aus den Lüften entdeckt und stürzte von der Decke auf mich herab. Ich konnte nur ausweichen und hoffen, dass der Dämon auf dem Boden blieb und nicht wieder abhob. Denn es war weitaus schwerer einen fliegenden Dämon zu erwischen. Das schien ihm bewusst zu sein, als er wieder in die Lüfte hinaufstieg. Er stieß ein ätzendes Zischen aus, das auf eine komische und dämonische Art amüsiert klang. Es machte mich nur noch wütender, als er ein weiteres Mal begann, im Sturzflug auf mich zuzufliegen.

Doch anders als beim ersten Mal, wusste ich nun, wie der Dämon nach mir schnappen würde, sobald er in Reichweite kam. Ich trat einen Schritt zur Seite, drehte mich um meine eigene Achse und sprang. Die Seraphklingen in meinen Händen ließ ich fest umklammert.

Mit einem Stöhnen landete ich auf dem Dämon und krallte meine Finger in seinen Rücken. Er kreischte auf und streckte die Flügel aus, um durch mein Gewicht nicht die Kontrolle zu verlieren. Für einen Moment fürchtete ich, würden wir gegen die Wand fliegen, aber irgendwie schaffte es der Dämon doch noch, die Balance zu halten und der Boden entfernte sich.

Schnell rappelte ich mich auf und schwang mein Bein über seinen Rücken, um aufrecht auf ihm sitzen zu können. Der Dämon verdrehte seinen Kopf, um meine neue Position lokalisieren zu können und fauchte, als er mich auf seinem Rücken entdeckte. Allerdings war es bereits zu spät. Ich holte aus und die leuchtenden Seraphklingen bohrten sich tief in den Hals der Kreatur. Blut spritzte mir entgegen und ich presste die Lippen aufeinander, um nichts davon in den Mund zu bekommen.

Ein letztes Aufstöhnen des Dämons, dann hatten meine Klingen sein Rückgrat durchschnitten. Sein Körper löste sich unter mir in Luft auf und ich stürzte mit dem Kopf voran dem Boden entgegen. Sich in der Luft zu drehen war ein Kinderspiel. Aber aus solch niedriger Höhe unbeschadet auf den Beinen zu landen, war reine Glückssache. Ein Risiko, das ich nicht eingehen wollte.

Zu meinem Glück konnte ich mich an einem anderen fliegenden Dämon festhalten, bevor ich nach vorne schwang und meine Füße den Boden berührten. Ein Schmerzenslaut verließ meine Lippen und meine Beine gaben unter meinem Gewicht nach. Meine Hände waren schnell genug, um mich abzufangen, bevor ich mir den Kopf hätte aufschlagen können.

Ein heißer Schmerz jagte durch meine Beine hinauf. Ich stöhnte auf und presste die Lippen aufeinander, um ein Schluchzen zu verhindern. Von weit her hörte ich jemanden schreien. Ich hob den Kopf, um zu sehen wer es war, doch alles um mich herum drehte sich. Die Konturen meiner Umgebung zitterten und bewegten sich zu schnell für mein Auge. Dann nahm mir plötzlich etwas riesiges Schwarzes die Sicht. Ich konnte nicht sehen, wie es sich näherte, doch meine Hände spürten das Beben des Bodens. Woher kamen auf einmal die Schmerzen? Meine Beine pochten, dabei war ich aus keiner großen Höhe hinabgesprungen. Ich müsste völlig unbeschadet sein.

Unfähig etwas anderes zu tun, begann ich rückwärts davon zu kriechen. Ich wusste, dass ich zu langsam war, doch das Feuer in meinem Körper zwang mich, weiterzumachen. Das Adrenalin versuchte mein Gehirn anzukurbeln, mir die Sicht wiederzugeben. Das Bild vor meinen Augen wurde klarer und dennoch drehte sich alles.

Ich krabbelte schneller, so schnell wie meine Arme sich bewegen konnten. Ich war noch nicht bereit, aufzustehen. Ich wusste, dass ich das Gleichgewicht verlieren würde und dann wäre ich dem Dämon ausgeliefert. Nach Hilfe Ausschau haltend, drehte ich den Kopf zur Seite. Meine Augen trafen die von Jace, der etwa zwanzig Meter entfernt stand. Er war mit einem Dämon in einen Kampf verwickelt. Mit einer raschen Handbewegung hatte er ihn niedergestreckt. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, vielleicht um ihn um Hilfe zu bitten. Ich wusste es nicht.

Etwas in seinen Augen blitzte auf. Seine Gesichtszüge waren hart und er musterte mich für einen Moment quer über das Schlachtfeld. Die Welt um uns herum schien kurz stillzustehen. Er machte keinerlei Anstalten, mir zur Hilfe zu kommen. Der Blick in seinen Augen sagte nichts anderes. Wütend über mich selbst, wandte ich den Kopf ab. Der Dämon war kaum noch zwei Meter von mir entfernt und kam schnell näher.

Ich spürte Jace' Blick auf mir, als ich mit einer Hand eine meiner Klinge hob und sie schützend vor meine Brust hielt. Meine andere Hand stützte ich auf dem Boden ab, um mich ein wenig zu erhöhen. Meine Beine protestierten. Warum schwächelte mein Körper plötzlich so sehr? Es konnte nicht allein an der Erschöpfung des vergangenen Morgens liegen, dafür hatte sich mein Gesundheitszustand gerade viel zu rasant verschlechtert.

Dann stand der Dämon über mir. Er war so groß wie ein Forsaken, nur bestand sein Körper aus einem einzelnen Körperteil, aus dem vier Arme sich in meine Richtung drängten. Es war mir ein Rätsel, wie er sich überhaupt vorwärtsbewegen konnte. Er fletschte seine riesigen Fangzähne und sein dunkler Körper nahm meine gesamte Sicht ein. Ruckartig hob ich den Kopf und der Schwindel kehrte augenblicklich zurück. Schwankend kniete ich auf meinen Fußballen, eine Hand am Boden, um mich zu stabilisieren. Doch es half nichts. Ich spürte, wie mein Körper sich nach hinten neigte, um erschöpft gegen die Wand zu sinken.

Ein eiserner Schmerz fuhr mir über die Schulter, meinen rechten Arm herab. Sofort ließ ich das Schwert los, um den Schmerz zu vertreiben. Die Fangzähne des Dämons bohrten sich in meinen Oberarm. Ein Keuchen verließ meine Kehle. Zu meiner letzten Verteidigung hob ich meinen linken Arm, um meinen Kopf zu schützen. Mein rechter Arm hing nutzlos an meinem Körper herab und brannte. Auch wenn ich nichts erkennen konnte, war ich mir sicher, dass er in Flammen stehen musste. Ich wartete auf den nächsten Hieb des Dämons. Er würde mich töten, dessen war ich mir sicher. Jace würde mir nicht zur Hilfe kommen. Er konnte, aber er würde nicht.

Der Dämon ließ sich Zeit, lebte seinen Triumph aus. Ich nutzte diese letzte Sekunde, um an Jonathan zu denken. Ich hatte ihn seit der Beschwörung nicht mehr gesehen. Wenn ich die Augen schloss, konnte ich sein Gesicht vor meinem geistigen Auge sehen. Was würde ich geben, um ihn noch ein letztes Mal lächeln zu sehen. Die Sekunde war vergangen. Der Schatten des Dämons beugte sich über meinen Körper und ich hörte bereits das Zischen, als er seine Arme auf mich herabsausen ließ. Ich atmete ein letztes Mal ein und wartete. Doch nichts geschah. Verdutzt öffnete ich die Augen.

Der Dämon war in ein helles Licht getränkt. Er stieß einen Laut aus und taumelte einen Schritt zurück, bevor er am Boden in Rauch aufging. Ein erschrockenes Keuchen verließ meine Kehle, als ich den Kopf hob, um Jace ins Gesicht zu schauen. Wieso hatte er sich umentschieden? Wieso hatte er mich die Dämonen nicht zum Fraß vorgeworfen? Als sich meine Sicht klärte, sah ich den Grund. Mein Retter war gar nicht Jace gewesen, sondern Adam. Als er merkte, dass ich nicht drauf und dran war aufzustehen, kniete er sich neben mich und beäugte mich unsicher. „Was ist los?"

Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, doch meine Stimme war nicht mehr als ein raues Krächzen. Ich schluckte und versuchte es noch einmal. „Irgendwas stimmt mit meinen Beinen nicht", sagte ich so laut wie möglich. „Und mein Arm ... ich kann meinen Arm nicht bewegen."

Adam schaute an meinem Körper herunter. Seine Augen blieben an meinem rechten Arm hängen. Er nickte, dann griff er meinen linken Arm und hievte ihn sich über die Schultern. Langsam stand er auf und zog mich mit sich.

Ich schaute auf meine Beine. Sie schmerzten beide bei zu großer Gewichtsbelastung, aber Adam nahm es schweigend auf sich, als ich ihm den Großteil meines Gewichts aufbürdete. Erst jetzt wurde mir klar, warum ich eben so plötzlich zusammengebrochen war. Ein Stachel steckte in meinem linken Unterschenkel, hatte einen Großteil der Wade aufgeschnitten. Adam schien es nicht zu merken, denn das dunkle Dämonenblut hatte eine ähnliche Farbe wie meine Montur. Wir bewegten uns langsam durch den Raum, auf die anderen zu. Als Jace in mein Blickfeld kam, senkte ich den Blick, um ihn nicht anschauen zu müssen. Aber er hatte sowieso keine Augen für mich. Er war zu beschäftigt damit, den Ravener vor ihm zur Strecke zu bringen. Isabelle stand neben Alec und kümmerte sich um einen anderen Dämon. Alec war auf seinen Knien und keuchte. Meine Sicht war immer noch nicht völlig klar.

„Clary!" Es hätte noch so laut sein können, ihre Stimme würde ich immer erkennen. Ich drehte so schnell meinen Kopf, dass ich etwas in meinem Nacken knacken hörte. Dann sah ich sie. Jocelyn, Maryse und Hodge hatten die Halle durch einen anderen Gang betreten. Alle drei waren bewaffnet bis auf die Knochen. Ein Seufzen verließ meine Kehle. Wenigstens waren sie kampfbereit.

Meine Beine setzten sich in Bewegung, doch Adam hielt mich zurück. Erstaunt musterte ich sein Gesicht und stellte fest, dass er an mir vorbei starrte. Ich folgte seinem Blick und entdeckte Jonathan, der wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht war. Er musste die Stimme unserer Mutter ebenfalls gehört haben, denn sein Blick ruhte auf ihr. Valentin war nicht bei ihr. Ich war mir nicht sicher, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war.

„Mom", antwortete ich und wollte meinen Arm nach ihr ausstrecken, als ihn ein unglaublicher Schmerz durchfuhr. Ich keuchte auf.

Plötzlich blieben die Dämonen wie festgefroren stehen. Verwirrt schaute ich auf und sah, wie Jonathan durch die Halle schritt. Ich presste die Lippen aufeinander und streckte meinen Rücken soweit wie es ging. Wenn es jetzt zu einem Kampf kommen sollte, wäre ich ihm definitiv unterlegen. Ich war zu schwach. Doch Jonathan schien nicht erpicht auf einen Kampf zu sein. Zumindest jetzt noch nicht. Er hob seine Hand und die Dämonen machten den Weg frei. In seiner anderen Hand hielt er Mellartach. Er musste den Dämonen befohlen haben, aufzuhören. Jocelyn nutzte den Moment aus, und rannte zu uns herüber. Maryse und Hodge folgten ihr eilig.

Jace und Isabelle standen neben dem knienden Alec, immer noch in Angriffshaltung. Adam und ich standen etwas abseits von ihnen. Ich lehnte immer noch gegen ihn, genauso wie mein Gewicht auf ihm lastete. Jocelyn strich mir besorgt über die Wange, als sie mich stürmisch erreichte. Ich schenkte ihr ein halbherziges Lächeln, um ihr zu versichern, dass ich okay war. Durch den Blick in ihren Augen konnte ich davon ausgehen, dass ich genauso schlimm aussehen musste, wie ich mich fühlte. Ich blickte an mir herunter und bemerkte, dass mein Arm zu bluten begonnen hatte, wo der Dämon mich gebissen hatte. Verdammt.

„Wie schön", sagte Jonathan, als er auf uns zu stolzierte, ein lässiges Grinsen auf den Lippen. „Da scheint die ganze Familie wieder vereint. Ich bin mir sicher, Vater wird sich freuen, euch wiederzusehen. Er ist ein wenig sentimentaler als ich." Der letzte Satz klang beinahe entschuldigend.

Er blieb einige Meter vor uns stehen und strich sich in einer arroganten Geste die Haare aus dem Gesicht. Sein Blick fiel auf Maryse und Hodge. Dann grinste er. „Na sieh mal einer an", lachte er süffisant und machte einen Schritt auf sie zu. „Hodge Starkweather. Es freut mich wirklich, deine Bekanntschaft zu machen. Ich habe ja bereits so viel von dir gehört." Ein boshafter Ausdruck lag auf seinem Gesicht und das Grinsen wurde breiter.

The Rise Of The Morningstar (Clace)Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon