Kapitel 33.1. - Test The Waters

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Kapitel 33 – Test the Waters

Die meiste Zeit der nächsten Tage verbachte ich im Garten der Lightwoods. Es war einer der wenigen Orte, bei denen es mir gestattet war, ihn allein aufzusuchen. Er war geräumig genug, um zu trainieren und dabei niemanden zu stören. Bisher hatte die Inquisitorin keinen Ersatztrainer ausgewählt, da aber sowohl Jace als auch ich zu einem Treffen in ihr Büro eingeladen worden waren, würde dem wohl nicht mehr lange so sein. Es würde heute Nachmittag stattfinden und meine Motivation, das Oberhaupt der Nephilimgemeinschaft wiederzusehen, war nicht wirklich groß.

Seitdem Kadir seine Position als Trainer ausgenutzt und den Versuch unternommen hatte, mich mithilfe von Jace' Kräften zu töten, war das Training bis auf weiteres ausgesetzt worden. Mittlerweile war eine ganze Woche vergangen und ich verbrachte jede freie Minute meiner Zeit in den schneebedeckten Gärten, die sich auf einem breiten Stück Land hinter dem Anwesen der Lightwoods erstreckten. Auf der rechten Seite des Grundstücks führte ein Kiesweg zu den Stallungen und links begrenzte eine Ziegelmauer das Land der Familie. Von meinem Zimmer aus konnte ich auf genau diese blicken und auf die Straße, die dahinter lag. Alles im Garten war vom Schnee verborgen. Selbst der Weg zum Stall war unsichtbar, weil ihn nie jemand benutzte. Isabelle meinte, dass sich niemand um das Anwesen kümmern würde, weil sie sowieso die meiste Zeit in New York verbrachten. Es war perfekt. Ihr fehlendes Interesse am Garten gab mir die Möglichkeit, mich auszuleben, ohne fremde Augen in meinem Rücken fürchten zu müssen. Als ich den hinteren Teil der Grünflächen zum ersten Mal betreten hatte, war mir sofort klargewesen, dass dieser Platz ideal war, um mein Training fortzuführen, während die Welt um mich herum stehen blieb. Zumindest fühlte es sich so an, als würde sie stehen bleiben. Und doch erinnerte mich die Furcht tief in meiner Brust daran, dass zwei Personen sicher nicht innehalten und ihre Pläne pausieren würden.

Sie waren der Grund dafür, dass ich jeden Tag hierherkam und das Training erst abbrach, wenn die Sonne bereits hinter dem Horizont verschwunden war. Ich musste auf Jonathan vorbereitet sein, für den Tag an dem er sich dazu entschließen würde, nach Alicante zu kommen. Ich war mir sicher, dass er kommen würde. Einzig wann blieb mir verborgen. Er suchte immer öfter meine Träume heim. Jeder von ihnen endete gleich. Erchomai, ich komme. Es musste eine Nachricht von Ithuriel sein. Um Valentin und Jonathan war es schon viel zu lange still gewesen. Ich konnte förmlich spüren, wie die Muskeln in meinem Körper sich mit jedem vergehenden Tag mehr anspannten. Es war wie die eisige Stille vor dem übermächtigen Sturm und ich konnte nur hoffen, dass ich bereit sein würde, wenn er einschlug.

Mehr als einmal hatte ich mich in den letzten Tagen gefragt, ob Jace dieselben Träume hatte. Wir redeten nicht darüber. Seit dem Gespräch in meinem Zimmer vor einer Woche hatten wir überhaupt kaum gesprochen. Bis auf ein gelegentliches Kannst du mir mal die Milch reichen oder Hast du Isabelle gesehen herrschte zwischen uns Funkstille. Wenn wir mit anderen in demselben Raum waren, ignorierte er mich nach wie vor. Deshalb wunderte ich mich, was diese Aussprache ihm überhaupt gebracht und weshalb er sich überhaupt entschuldigt hatte, wenn er nicht bereit war, sein Verhalten zu ändern. Die Dinge zwischen uns nahmen denselben Lauf wie vor unserem Gespräch auch.

Dafür hatte mein Verhältnis zu Isabelle einen entscheidenden positiven Lauf genommen. Ich trainierte nämlich nicht allein. An den meisten Tagen schloss sie sich mir im Wald hinter ihrem Haus an. Meistens kam sie später und ging früher, aber wir verbrachten trotzdem genügend Stunden miteinander, um den anderen etwas kennenzulernen. Zu Beginn war das gemeinsame Training mehr oder weniger eine Zweckgemeinschaft gewesen: Isabelle trainierte ungern allein. Im Institut waren immer Alec, Jace und zuletzt auch Adam dagewesen, aber mit dem neuen Arrangement das die Inquisitorin mit Adam, Jace und mir geschlossen hatte, sowie ihrem verwundeten Bruder, gab es in Alicante niemanden für sie. Die Stadt war selbst für sie ein fremder Ort. Die Lightwoods kamen nur selten her. Es gab immer noch Momente, in denen die Stimmung zwischen uns beiden teilweise seltsam oder auch angespannt war, aber Isabelle war eine sehr gute Schauspielerin und noch besser darin, diese zu überspielen. Ich mochte eine gute Kriegerin sein, aber meine sozialen Kompetenzen ließen zu wünschen übrig, falls sie denn überhaupt vorhanden waren. Vor allem der Umgang mit anderen Frauen war eine einzige Tortur. Wie die Überquerung eines Mienenfelds, ohne die tödlichen Stellen zu kennen.

The Rise Of The Morningstar (Clace)Where stories live. Discover now