Kapitel 61 - When Dreams Mix With Reality

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Kapitel 61 – When Dreams Mix With Reality

Das Gefängnis der Garnison hatte nicht viel mit Menschenwürde zu tun. Der Teil des Gebäudes – dunkel und kalt – erinnerte mich mit den spärlich verteilten Elbenlichtfackeln und den mit geschlossenen Türen gesäumten, langen Gängen mehr an die Stille Stadt. Ein Eindruck, der durch die vermehrte Präsenz von Runen und anderen Symbolen verstärkt wurde. Die Nephilim hatten es zur Gewohnheit gemacht, ihre Runen in gesamt Alicante zu verteilen; für Schutz, Glück, Gesundheit und dutzend weiterer Gründe. Jedoch nicht vergleichbar mit dem Ausmaß, den die Runen hier annahmen.

Die Errichtung dieses Teils der Garnison musste schon von Anfang an in der Intention gewesen sein, die Wesen ausnahmsweise drinnen, anstatt draußen zu halten. Während der Rest des Gebäudes auf der Ebene eines Hügels erbaut worden war, gab es hier nur eine einzige Treppe, die vom Erdgeschoss hinein in den Berg führte. Die Zellen befanden sich beinahe vollständig unter der Erde, bis auf ein einzelnes, kleines, mit Gitterstäben gesichertes Fenster am oberen Rand des quadratischen Raumes. Die einzige Lichtquelle, die hier existierte. Und die einzige Gelegenheit, einen Blick auf den Teil der Stadt zu erhaschen, der im Tal lag. Wenn man das Glück hatte, eine Zelle auf der Südseite zu bewohnen. Und wenn man groß genug war, um herausschauen zu können oder stark genug, um sich an den Stäben hochzuziehen; wenn man denn lebensmüde genug war, sie überhaupt zu berühren.

Ich für meinen Teil wünschte, dass sie die Fenster einfach weggelassen hätten, denn ohne die Isolation von Glas war die Temperatur des Raumes stetig an die von draußen gekoppelt. Mit meiner Zelle dem Tal zugewandt, pfiff ein niemals endender Wind herein, der mich dank der Jahreszeit mit jedem Zug dem Gefriertod ein Stückchen näherbrachte. Wahrscheinlich nicht wirklich, aber zumindest fühlte es sich so an. Dass Jace mir vor dem Landhaus der Ashdowns seinen Wintermantel überlassen hatte, brachte mich mittlerweile fast schon in einen ekstatischen Zustand. Selbst mit der dicken Jacke hockte ich zusammengesunken auf dem kleinen Bett, das neben einer Toilette und einem Waschbecken zur einzigen Ausstattung dieser Zelle gehörte. Die Bettdecke, deren Stoff dünner als mein kleiner Finger war, tat nichts, um meine Körperwärme vor der fröstelnden Kälte der Natur zu schützen.

Mein einziger Trost war es, zu wissen, dass es Blakes noch lebenden Freunden nicht besser ging. Ich konnte ihr Schlottern zwar nicht durch die Wände hören, war mir aber sicher, dass sie genauso litten wie ich. Das war es fast schon wieder wert. Aber nur fast und nur so lange, bis der nächste Windstoß durch das Fenster fegte und ich das Zittern in meinen eigenen Muskeln ignorieren konnte. Draußen neigte sich die Sonne gen Süden. Bereits jetzt warf sie lange Schatten in meinen kleinen Raum. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie untergehen und jede Wärme, die dieser Tag gespendet hatte, mitnehmen würde.

Ich ließ meine Augen in einem langsamen Schweifen über die Wände fahren – der Versuch, meine Konzentration auf etwas zu lenken, was die Kälte vergessen lassen würde, miserabel. Wie auch die Gänge war hier alles von Runen und anderen kulturellen Symbolen übersäht. Für jedes Schattenwesen eine ganz eigene Qual, um sie vom Ausbruch abzuhalten: Die Gitterstäbe in den Fenstern aus Silber, Davidsterne und Kreuze in den Wänden, Phrasen in einer der dämonischen Sprachen an Tür- und Fensterrahmen, die Zauber aussprachen.

Wir würde hier drin ausharren müssen, bis die Inquisitorin sich entschieden hatte, was mit uns passieren sollte. Sie hatte von einer Verhandlung gesprochen. Hoffentlich nicht wie meine Letzte. Ich glaubte, dass mich nur wenig so sehr erzürnte wie die Tatsache, dass Jonathan und mein Vater das Engelsschwert gestohlen hatten; jeder Zweifel an der Wahrheit nun berechtigt und den Weg freimachend für neue, qualvollere Methoden.

Bis Imogens Wachen mich hierher verfrachtet hatten, hatte ich die Last der vergangenen Stunden noch ziemlich gut von mir fortschieben können. Es waren so viele Dinge geschehen, so vieles hatte sich aufeinandergestapelt, dass ich förmlich von einer Katastrophe in die nächste gelaufen war. Es hatte dafür gesorgt, dass meine Aufmerksamkeit gespalten und nicht in der Lage gewesen war, alles realitätsnah zu verarbeiten. Doch so langsam sickerten die Bilder in mein Hirn durch; langsam realisierte ich, was geschehen war und was ich im Eifer von Emotionen zu alldem beigetragen hatte.

The Rise Of The Morningstar (Clace)Where stories live. Discover now