Kapitel 9.1. - Mellartach

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Kapitel 9 - Mellartach

Die gerade eingekommene Stille wurde durch das berstende Donnern förmlich zerrissen. Es hallte von den Wänden wider und verbreitet sich wie ein Echo, nur lauter und bebend. Man hätte es mit einer Explosion oder einer Kollision von Metall vergleichen können, doch so genau konnte ich nicht bestimmen, um was es sich handelte. Wir schreckten auf, beinahe gleichzeitig, hoben wir unsere Bögen. Als wir bemerkten, dass die Gefahr sich nicht innerhalb der Halle befand, warfen wir sie zur Seite und bedienten uns an unseren Seraphklingen. Jace reagierte am schnellsten, Isabelle und Alec folgten ihm. Adam und ich warfen uns einen besorgten Blick zu.

Für mich verlief der Moment wie in Zeitlupe. Plötzlich fiel mir auf, dass ich bisher nie einem tatsächlichen Kampf beigewohnt hatte. All die Trainingsstunden, doch wahrhaftig erprobt war ich nicht. Ich wusste, dass es heute zu einem Kampf kommen würde. Es war, als könnte ich es in meinen Knochen spüren. Der Boden bebte und schien zu schwanken. Ein Feuer loderte in mir auf.

Adams Stimme brachte mich in die Gegenwart zurück. „Clary." Er beobachtete mich aus grünen Augen und fuhr sich durch die Haare. Irgendetwas sagte mir, dass seine Frisur nicht lange halten würde.

Blitzschnell sprang ich auf und packte Adam am Handgelenk. Dann rannte ich los, an Jace und den anderen vorbei zum Ausgang der Halle. „Wir müssen uns sofort bewaffnen!" Adam hatte sich von mir losgerissen und lief hinter mir her. Seine Haltung verriet, wie angespannt er war.

„Ich kann es spüren", keuchte ich und lief den Gang entlang. Adam navigierte mich mit Ausrufen durch die Flure. Als wir vor der Waffenkammer zum Stehen kamen, warf ich mich mit voller Wucht gegen die Tür. Sie war offen und gab sofort meinem Gewicht nach. In letzter Sekunde konnte ich mein Gleichgewicht wiederfinden und landete auf den Fußballen. Die Tür knallte gegen die Wand und ließ den Putz in Staub zu Boden fallen. Adam packte sich den erstbesten Stuhl, den er kriegen konnte und verankerte die Tür in ihrer jetzigen Position. Hinter ihm stürmten bereits Isabelle und Alec in den kleinen Raum.


Ich griff nach zwei Seraphklingen, die sich einzeln aber auch zusammen führen ließen und steckte sie in eine Schwertscheide, die ich mir um die Hüfte schnürte. Aus dem Augenwinkel sah ich Alec, der sich an einem Bogen bediente. Ein viel besserer Bogen, als wir beim Trainieren verwendet hatten. Anders als ihr Bruder, trug Isabelle ihre Waffe bereits um den Arm. Die Peitsche glänzte silbern und formte am Griff einen Schlangenkopf. Die anderen bewaffneten sich mit mehr als einer Waffe und es schien, als würden sie mit mehreren lieber auf Nummer sicher gehen wollen. Wahrscheinlich für den Notfall.

Im Gegensatz zu ihnen, beließ ich es bei meinen beiden Schwertern und ging zurück zur Tür, um den anderen im Falle eines Angriffes den Rücken freizuhalten. Jace stand mitten im Gang und balancierte seine Klinge auf der Handfläche. Anstatt in Deckung zu gehen, wo er von Weitem nicht direkt gesehen werden konnte, präsentierte er sich wie auf dem Silbertablett. Aber gerade jetzt wollte ich mich nicht von ihm ablenken lassen.

„Wo ist Hodge?", fragte ich verwundert und schaute mich nach dem Tutor um. Er war nirgendwo zu sehen. Eben war er noch mit uns in der Halle gewesen, doch ich war so schnell herausgerannt, dass ich nicht auf ihn geachtet hatte.

Jace zuckte die Schultern. „Er sagte, dass wir vorgehen sollen. Er wollte sich auf die Suche nach Maryse machen." Auch wenn er mir eine Antwort gab, schaute er mich dabei nicht an. Es war unsere erste normale Konversation, seitdem ich mich am ersten Tag mit meinem Namen vorgestellt hatte.

Ich nickte langsam und wandte mich dann wieder zu den anderen um, die sich immer noch in der Waffenkammer befanden. „Beeilt euch", zischte ich durch die Tür.


Temperamentvoll wie Isabelle war, knurrte sie mir durch geschlossene Zähne etwas entgegen, wobei es sich sicher um eine Beleidigung handelte. Allerdings beließ sie es dabei und kam voll ausgerüstet zu uns vor die Tür. Der Gang war leer und eine unheimliche Stille erfüllte die Luft. Das Dröhnen hatte während unserem Weg hierher wieder aufgehört.

The Rise Of The Morningstar (Clace)Where stories live. Discover now