Kapitel 65.1. - The Sword's Verdict

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Kapitel 65 – The Sword's Verdict

Was nun folgte war wohl der Teil der Ratsversammlung, über den ich mir am wenigsten Gedanken gemacht hatte, als ich vorhin in den Saal spaziert war. Ich war in dem Entschluss hierhergekommen, Blakes Freunde ein für alle Mal zu schlagen. Das war mir nur teilweise gelungen. Was nicht meine Schuld war. Ich machte weder die Gesetze noch die Urteile. Und das könnte mir nun zum Verhängnis werden. Denn der nächste Tagesordnungspunkt auf Imogens langer Liste war mein eigenes Urteil.

Dieser Ankündigung folgte eine weitere Diskussion in den Reihen der Nephilim. Fünf Minuten ging sie bereits und bisher hatte nur eine Person meinen Tod gefordert. Das hielt ich für ein gutes Omen. Besonders, da ein Großteil der Schattenjäger diese Option vehement abgelehnt hatte.

Als Isabelle nach meiner Hand griff und meine Finger dabei förmlich zerquetschte, wandte ich mich ihr zu und versteckte meine Sorgen hinter einem Schleier der Zuversicht. Ich fragte mich, ob ich eine genauso gute Schauspielerin war wie Jace, als ich meine Mundwinkel zu einem leichten, lässigen Lächeln hob. „Mach dir keine Sorgen. Sie wären dumm, wenn sie mich vor Ende des Krieges umbringen würden. Bis dahin bin ich ihnen immerhin noch von Nutzen."

„Bitte hör auf, solche Sachen zu sagen. Eine sarkastische Person in meinem Leben ist genug."

„Aber es ist doch die Wahrheit. Irgendwie."

Isabelle seufzte. Jace spannte den Kiefer an. Imogen beschloss auf Vorschlag des Rats hin, dass meine Ermordung aller sechs Jungen im Landhaus als Notwehr zu werten war. Dass ich von dort hatte fliehen wollen war natürlich und selbstverständlich und wenn sie dumm genug waren, sich mir in den Weg zu stellen, dann waren sie für dieses Schicksal selbst verantwortlich. Dasselbe galt für den Jungen, der mich nach Blakes Tod angegriffen und dabei von mir niedergestreckt worden war. Ich hatte den Kampf nicht angefangen, also hatte ich mich nur verteidigt. Imogen hatte es nicht ganz so ausgedrückt, aber inhaltlich kam es dem nahe.

Die Familien der toten Schattenjäger sprangen auf die Beine und wehrten sich lautstark gegen diese Entscheidung. Sie warfen mir Beleidigungen an den Kopf, die ich so noch nie in meinem Leben gehört hatte und forderten bei der Inquisitorin eine Neubewertung der Tatsachen. Doch die Berichte der heutigen Ratssitzung mussten den Mitgliedern wirklich nahegegangen sein. Denn anders als beim letzten Mal, als ein Großteil von ihnen sich allein wegen meiner Herkunft gegen mich gewandt hatte, gab es nun dutzende Stimmen zu meinen Gunsten, die sich aus den zahlreichen Reihen erhoben. Die nicht nur mich verteidigten, sondern auch das Urteil der Inquisitorin.

Das bedeutete, dass sieben der acht Mordanklagen kein Teil meiner Verurteilung sein würden. Ich sank in mich zusammen und flüsterte einen lautlosen Dank an den Erzengel. Isabelle strich mir sanft über den Rücken. Zu meiner Überraschung zitterten ihre Finger. Genau wie Jace es gestern Abend vorausgesehen hatte, stimmten jedoch die wenigsten für Notwehr, was Blakes Tod betraf. Das hier war komplizierter und sie hatten recht.

„Sie hat ihn aus dem Hinterhalt ermordet", klagte Cynthia Ashdown, die tatsächlich den Nerv besaß, irgendetwas in dieser Verhandlung zu äußern. „Sie hat ihm ein Messer in den Rücken geworfen und ihm die Kehle durchgeschnitten als er am Boden lag. Das ist feiges Verhalten."

Das Schweigen, welches folgte, triefte vor Unglauben vor ihrer Doppelmoral. Und wenn ich nicht am Rande einer Panikattacke gestanden hätte, hätte ich vielleicht über die verdatterten und entrüsteten Blicke einiger Schattenjäger gelacht, die aussahen, als wüssten sie selbst nicht, weshalb sie überhaupt hier waren, wenn Leute wie Cynthia Ashdown herumliefen und solche Dinge von sich gaben.

„Sie hat ihn ermordet, nachdem dein abartiger Sohn sie für Stunden aufgeschlitzt hat wie eine Spielfigur", rief jemand von weiter oben. „Was hätte er denn noch alles machen müssen, bevor es in Ordnung gewesen wäre, zurückzuschlagen?"

The Rise Of The Morningstar (Clace)Where stories live. Discover now