Kapitel 55.1. - Glittering Silk and Intoxicating Potions

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Song Inspo: Solitude (Slowed + Reverb) by M83

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Kapitel 55 – Glittering Silk and Intoxicating Potions

Die Abkommenshalle strahlte im Schein von tausend Kerzen, deren flackernde Flammen rhythmisch im Takt der Musik auf und ab tanzten. Der Geruch nach herzhaftem Essen und süßen Getränken wickelte sich mir mit jedem Schritt, den ich tat, stärker um die Nase. Ich bekam kaum mit, wie Isabelle jemandem unsere Mäntel in die Hand drückte, als sich die schweren Mahagonitüren der Halle hinter uns schlossen, weil ich meine Augen nicht von dem Gang vor uns abwenden konnte. Abgesehen von zwei Fackeln auf beiden Seiten des Eingangs lag er in völliger Dunkelheit und der glattpolierte Marmor reflektierte das wenige Licht. Blau, knisternd, funkensprühend; Elbenfeuer in seiner reinsten Form und mit Sicherheit das Werk von Magnus Bane.

Unter dem steinernen Bogen der Decke gab der Gang den Blick auf das Zentrum der Abkommenshalle frei. Menschen – Nephilim, Werwölfe, Vampire, Hexenmeister – standen beisammen, tanzten, aßen; umgeben von Kerzenschein und lieblicher Musik. Ich spürte Isabelles Griff um mein Handgelenk nur am Rande meiner Wahrnehmung, als sie mich vorwärts zog, unter dem Bogen hindurch und hinein in die Halle. Den einen Moment hatte ich noch in der Finsternis verbracht und im nächsten stand ich inmitten von funkelnden, kreisenden Lichtern in allen Farben des Regenbogens. Der Duft von Lilien erfasste mich von allen Seiten, als würde das Aroma mich mit federleichten Berührungen in seinen Bann ziehen wollen. Der Klang von Streichinstrumenten summte an meinen Ohren und meine Füße kribbelten in dem Bedürfnis, mich im Rhythmus der Melodie zu bewegen. Dabei hatte ich keinen Tag in meinem Leben getanzt. Zumindest nicht so, wie sich die Menschen in diesem Raum tanzen vorstellten.

Meine Augen wanderten zu Isabelle, deren erwartungsvoller Blick mich bereits aufgeregt fixierte. Ihr langes Gesicht wurde von leicht gelockten Strähnen ihres obsidianschwarzen Haares umrahmt. Der Eyeliner ließ die Iriden um ihre Pupillen eher schwarz als braun wirken. „Es ist unglaublich, Isabelle", sagte ich und verspürte das seltsame Gefühl von Atemlosigkeit. Ich war nicht gut darin, meine Gefühle zu zeigen, auch wenn ich es tatsächlich unglaublich fand. „Es ist wunderschön."

Ihre kirschroten Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Schmunzeln. „Ich kann mit guter Gewissheit sagen, dass Magnus und ich uns selbst übertroffen haben. Es hat wirklich Spaß gemacht mit ihm zu arbeiten." In einer aalglatten Bewegung setzte sie ihren Kurs durch die Menge fort, die sich beinahe von selbst vor uns zu teilen schien. Ich ignorierte ihre Blicke und folgte Isabelle. Die Schleppe ihres scharlachroten Seidenkleids glitt über den Boden und ihre Füße bewegten sich so präzise und selbstsicher in den Highheels fort, dass man denken konnte, sie wäre in Absatzschuhen zur Welt gekommen. Selbst ohne ein Kleid wie dieses hätte sie jede Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Isabelle quiekte und riss die Arme in die Höhe. Obwohl immer noch Winter war und die Temperaturen nach Sonnenuntergang nahe dem Gefrierpunkt lagen, zeigte ihr Kleid so viel Haut wie möglich, ohne sie dabei zu entblößen. Entlang der dünnen Spaghettiträger windeten sich kohlschwarze Runen ihren Körper hinab, erstreckten sich über ihre Schultern bis runter zu den Handknöcheln. Ihre langen Haare verdeckten den größten Teil ihres Rückens, aber bei jedem Schritt konnte ich Kurven und Kanten von weiteren Malen entlang ihrer Wirbelsäule ausmachen. Allein ihre Beine waren frei von Runen, dafür aber wadentief in einem Paar goldener Highheels. Das Selbstbewusstsein, mit dem sie einen Fuß vor den anderen setzte, ließ sie von innen heraus strahlen wie ein Rubin. Bis zu meiner Flucht hatte ich nicht gewusst, dass die Kultur der Nephilim so schön sein konnte, so erhaben, so frei von Norm und Regel. Wir sind Schattenjäger und wir sind frei wie der Wind, mutig wie die Engel und stolz wie unsere Vorfahren.

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