Kapitel 32

96 13 17
                                    

Mirko hat seinen Kopf an meiner Schulter gelehnt und schnarcht leise vor sich hin. Auch Matthias und Gustav schlafen seelenruhig im Auto, während Benedikt über die Autobahn rast. Vorsichtig beuge ich mich vor und halte mich am Rücksitz fest.
„Ich muss mal“, flüstere ich. Benedikt zuckt erschrocken zusammen.
„Erschreck mich nicht so. Ich dachte du schläfst, wie die andern … Wir sind in zehn Minuten von der Bahn, hältst du das noch aus?“ Kurz nicke ich, doch da fällt mir auf, dass er mich gar nicht sieht und bejahe seine frage.
„Du liebst meinen Bruder wirklich oder?“ Höre ich ihn leise fragen.
„Ja, warum sollte ich das nicht?“ Verwundert schaue ich durch den Rückspiegel in sein Gesicht. Immer wieder treffen sich kurz unsere Blicke und er lächelt.
„Weil er mit dir glücklich ist und das sieht man. Ich möchte einfach nicht das ihm weh getan wird. Auch wenn ich ihn manchmal hasse, ist er immer noch mein Bruder.“ Lächelnd lehne ich mich wieder zurück und positioniere Mirkos Kopf neu auf meine Schulter.
„Wenn er nicht immer diese Eifersuchtsschiene fahren würde“, seufze ich und streiche sanft über seine Wange.
„Wenn du erst mal bei ihm wohnst legt sich das bestimmt wieder.“ Er hat bestimmt recht. Die Wirkung des Gras ist schon längst verflogen, nur meine Bewegungen sind langsamer als sonst. Die drei Stunden kamen mir vor wie eine Ewigkeit und alles lief wie in Zeitlupe an mir vorbei.
Endlich bleiben wir stehen und je näher wir der Haustür kommen, um so dringender muss ich auf Klo.
„Mach die Tür auf. Los. Los. Los“, jammere ich. So schnell ich kann renne ich ins Badezimmer und setze mich erleichtert hin. Das war knapp. Sichtlich zufrieden gehe ich zurück in das Wohnzimmer, wo Mirko schon den Computer eingeschaltet hat. Fragend schaue ich ihn an und unterdrücke ein gähnen.
„Ich wollt n Film anmachen“, beantwortet er meinen Gesichtsausdruck und durchsucht seine Ordner auf dem Desktop. Stöhnend lasse ich mich auf den Sessel neben ihm plumpsen und ziehe mein Handy hervor. ‚Pia: Wie wars in Holland?‘ Grinsend antworte ich ihr. ‚Anna: Wir waren nicht in Holland, sondern in den Niederlanden ;) Aber es war ganz lustig.‘ Ich erzähle mit Absicht nicht was ich dort wirklich gemacht habe. Ich möchte nicht das sie ein falsches Bild von mir bekommt.
„Mit wem schreibst du?“, fragt Mirko vorwurfsvoll und versucht auf mein Handy zu schmulen. Reflexartig drehe ich es weg und drücke die Tastensperre rein. Ich habe zwar nichts zu verbergen, dennoch mag ich es nicht, wenn man auf meine Nachrichten schaut.
„Pia“, antworte ich knapp und lege das Handy wieder beiseite, „Wollen wir jetzt noch einen Film gucken oder nicht?“ Mirko deutet auf den Bildschirm und startet den Player. Gelangweilt liege ich halb in dem Sessel. Ich hasse Sience Fiction Filme und natürlich musste er so was an machen. So viel zum Thema Sex, wenn wir zuhause sind.

Etwas schweres liegt auf mir und ich bekomme kaum noch Luft. Panisch schlage ich meine Augen auf und sehe Mirko direkt in seine. Er grinst mich an und ich spüre seinen Schwanz zwischen meinen Oberschenkel. Nein, dass hat er nicht. Ich kann nur den Kopf schütteln.
„Mirko?“ Meine Stimme bebt und ist kaum mehr als ein wispern. Sein grinsen lässt nicht nach, fordernd stößt er in mich. Nicht ein Ton kommt über meine Lippen. Ich weiß nicht warum er das tut. Er hätte mich doch wecken können oder warten bis ich wach bin. Unfähig mich zu bewegen, lasse ich ihn sein Vergnügen.
„Du hast im Schlaf gestöhnt mein Schatz. Ich liebe es, wenn du von mir träumst und wir auch noch Sex haben“, säuselt er in mein Ohr und küsst meine Wange. Da fällt es mir wir schuppen von den Augen, ich hatte nicht von Mirko geträumt. Zaghaft lächle ich ihn an.
„Ich liebe dich“, flüstere ich, drücke ihm schnell einen Kuss auf die Lippen und eile ins Badezimmer, bevor das Sperma seine Spuren ziehen kann. Mein Traum jagt mir nach. Dieser Mann war groß, düster und hatte etwas verbotenes. Wie ich gefesselt auf dem Bett lag völlig hilflos. Meine schreie wurden gedämpft von einem Knebel in meinem Mund. Wie die Hände dieses Mannes meinen Körper erkundet haben, so sinnlich und doch grob. Es war definitiv ein heißer Traum. Mir steigt die Hitze in den Ohren.
„Schatz, bist du bald mal fertig ich muss auch pissen!“ Reißt Mirko mich unsanft aus meinen Erinnerungen.
„Komm doch rein“, rufe ich zurück und betätige die Spülung. Es hat ihn noch nie interessiert, ob ich auf Klo sitze oder nicht. Er kommt immer einfach rein geplatzt. Nur heute will er einen auf nett machen? Mit Mirko kann ich das aus meinem Traum bestimmt nicht nach machen, dafür ist er nicht der Typ. Seufzend gehe ich aus dem Bad und Mirko zwängt sich an mir vorbei. Wie fast jedes Wochenende gibt es Pfannkuchen zum Frühstück, da Mirko nichts anderes als Eier und Milch im Kühlschrank hat. Mühelos bereite ich alles vor und schalte den Herd nebenbei an. Alles eine Frage der Technik. Während der erste Teigflatschen sich in der Pfanne ausbreitet und Goldbraun wird lasse ich heißes Wasser in das Spülbecken. Er hat es bestimmt nicht geschafft zu spülen, weshalb das gesamte Geschirr dort liegt. Schnell wende ich den Pfannkuchen und mache mich ans Spülen.
„Schaatz, hilf mir mal bitte, sonst ist das Essen gleich verbrannt“, rufe ich und bekomme nur ein genervtes grummeln als Antwort. Kurz darauf steht Mirko hinter mir und macht sich an der Pfanne zu schaffen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er das Küchlein zerteilt und bekomme einen Kollaps.
„Geh weg da! Spül besser, dass kann ich mir nicht mit ansehen“, meckere ich und trockne meine Hände ab. Ich versuche zu retten, was noch zu retten ist, doch das ist vergebene Mühe. Deprimiert kratze ich die Stücke aus der Pfanne und lasse sie achtlos auf den Teller plumpsen. Nachdenklich beiße ich auf meiner Lippe, dieser Traum lässt mich nicht los.

„Was machen wir heute noch?“, frage ich desinteressiert und starre an die Decke.
„Nina wollte mit Eduard und uns in die Stadt, wenn du Lust hast.“ Ich kann diese Nina nicht leiden, aber Eduard ist ganz nett. Schulterzuckend nicke ich und drehe mein Handy in der Hand hin und her. Laut schellt es an der Tür und ich lasse mein Handy fallen.
„So eine scheiße. Wer klingelt denn bitte, ohne vorher bescheid zu sagen“, meckere ich. Mirko grinst nur, rennt zur Tür und verschwindet nach unten. Leises Gemurmel dringt aus dem Flur und dann hört man Mirko die Treppen wieder hoch stapfen. Mit zwei großen Pizzakartons und einer Cola beladen, schließt er die Tür mit dem Fuß hinter sich.
„Hab vorhin was bestellt. Für dich Salami“, setzt er mich in Kenntnis und stellt die Kartons auf den kleinen Wohnzimmertisch. Schon wieder Pizza? Ich trau mich nicht ihm zu sagen, dass mir das schon zu den Ohren wieder raus hängt. So öffne ich den Deckel und schiebe mir das erste Stück in den Mund. Kein Wunder das ich immer dicker werde. Seufzend schiebe ich das Essen wieder weg.
„Schmeckt es dir nicht?“, fragt Mirko besorgt und mustert mich.
„Doch, hab nur keinen großen Hunger.“ Es ist nicht ganz die Wahrheit, aber gelogen ist es auch nicht.

Vorsichtig nippe ich an meinem Cocktail und verziehe mein Gesicht, wegen der süße. Nina hat schon ihr fünftes Getränk ausgegeben bekommen, von irgendeinem fremden Typen. Sie sieht nicht schlecht aus mit ihren Pinken Haaren und der dünnen Figur, aber ihren Körper so zur Schau zu stellen, um Getränke zu bekommen, ich weiß nicht. Mirko deutet an sich eine rauchen zu gehen und ich nicke nur. Damit uns niemand den Tisch klaut, bleibe ich sitzen und beobachte die tanzende Meute. Ich fühle mich mal wieder fehl am Platz, mit niemanden kann ich reden und die laute Musik nervt mich. Nina schmeißt sich auf die Bank neben mich.
„Was ist los? Du siehst so genervt aus.“ Lächelnd schaut sie mich an und rutscht immer näher.
„Ist nicht mein Tag heute“, rufe ich über die Musik hinweg und starre wieder auf mein Getränk.
„Ach komm schon, es ist Wochenende lass uns feiern“, trällert sie fröhlich und hebt ihr Glas. Vorsichtig hebe ich auch meins und stoße mit ihr an. Hoffentlich gehen wir bald wieder nach Hause.

Ich bin irgendwie in Cover-mach-Laune, also nicht wundern 🙈😅

Wann hört es auf? Место, где живут истории. Откройте их для себя