65 ~ Das grüne Sofa

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»Was war das?«, fragte ich, als wir endlich allein waren. »Ich dachte, ich wäre dir egal.«

Jack schaute mich ernst an. »Das habe ich nie gesagt, Monday«, sagte er. »Wirklich, nie.«

»Doch, neulich, bevor ich von diesen fremden Dämonen attackiert wurde und Lina ohnmächtig geworden ist. Du hast gesagt, dass du kein Interesse an mir hast, weil ich gleichzeitig in dich und in Jared verliebt bin.«

Er sah erschöpft aus, als er sich auf das grüne Sofa setzte. »Es tut mit leid, dass ich dich damals verletzt habe«, erklärte er. »Ich meine, ich habe direkt gesehen, wie traurig meine Worte dich gemacht haben und hätte sie auch am liebsten direkt zurückgenommen, aber zu dem Zeitpunkt dachte ich, ich müsste eine Trennung zwischen uns schaffen.«

»Warum?«, fragte ich.

»Weil es meine Gefühle verletzt, dass du auf Jared stehst. Ich liebe dich, aber es tut so weh, wenn ich dich mit Jared flirten sehe. Kannst du das denn nicht verstehen?«

»Doch, doch, ich kann dich verstehen«, erwiderte ich. »Aber ich habe dir doch sagen wollen, dass ich nichts von Jared will. Du hast mich die ganze Zeit unterbrochen.«

»Wirklich? Du wolltest nichts von ihm? Es tut mir leid. Ich habe den Gedanken von dir und ihm nicht ausgehalten. Ich dachte, wenn ich mich von dir fernhalte, wird es einfacher.« Er atmete tief aus. »Oh, Monday, es tut mir so leid«, wiederholte er.

»Dir muss es nicht leid tun«, sagte ich. »Du hast nichts falsch gemacht. Ich habe doch mit ihm geschlafen. Ich habe es komplett vermasselt.« Tränen traten mir erneut in die Augen.

»Er hat dich ausgenutzt, so wie immer«, sagte Jack.

»Es ist nicht nur seine Schuld«, gestand ich. »Ich wollte es auch. Dabei mag ich ihn gar nicht. Warum hast du mich überhaupt verteidigt, obwohl ich so etwas blödes gemacht habe?«

»Weil ich dir nicht fernbleiben kann. Weil ich einfach nicht aufhören kann, um dich zu kämpfen.«

Ich konnte nicht mehr. Er war so süß und nett. Und das, obwohl ich mit Jared rumgemacht und, verdammt noch mal, Sex gehabt hatte. Nachdem er mich abgelehnt hatte, weil er nicht zusehen konnte, wie ich mit seinem besten Freund flirtete, hatte ich, anstatt um ihn zu kämpfen, mit Jared geschlafen und damit genau das gemacht, was Jack am meisten verletzen würde.

Ich hatte nicht gekämpft und nun meinte Jack noch immer, trotz allem, dass er nicht aufhören konnte, um mich zu kämpfen.

Die Tränen kamen, ohne dass ich sie aufhalten konnte. Ich war so ein schlechter Mensch. Und ich hasste mich selbst dafür.

»Ich bin nicht gut genug für dich«, brachte ich zwischen Schluchzern hervor.

Jack griff nach meiner Hand, die sich brennend heiß anfühlte. Ich ließ mich von ihm auf das Sofa ziehen und vergrub meinen Kopf in seiner Schulter.

»Das stimmt nicht«, flüsterte Jack.

»Doch. Ich habe nicht um dich gekämpft.«

»Nein, das hast du. Ich habe dir nicht zugehört. Ich war zu eifersüchtig, um zu sehen, dass du eigentlich nichts mehr von Jared wolltest.«

»Aber jetzt habe ich mit ihm geschlafen«, schluchzte ich. »Das kann ich nicht zurücknehmen.«

»Es ist okay, Monday«, sagte Jack. »Das ist Vergangenheit.«

»Wie kannst du mir verzeihen, nachdem ich so etwas gemacht habe?«

Jack seufzte. »Es ist ja nicht so, als hätte ich ein Anrecht auf dich gehabt. Wir waren niemals ein Paar. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich nicht ohne dich kann, das weißt du doch. Ich liebe dich.«

Urplötzlich stoppten meine Tränen. Er liebt mich? So wie im Traum?

»Was?«, fragte ich, um mich zu vergewissern.

»Ich liebe dich.«

Ich schaute ihn an. Im Sitzen war ich beinahe so groß wie er und obwohl die Sonne bereits untergegangen war, strahlten seine orangeleuchtenden Augen mich unsicher an, als hätte er Angst vor einer Zurückweisung. Seine Augen, sie waren so schön, dass ich mich alleine in sie verlieben könnte.

Verliebt habe, korrigierte ich mich. Ich habe mich bereits verliebt.

Ich setzte mich auf seinen Schoß und küsste ihn, doch kaum hatte das altbekannte Brennen an meinen Lippen vernommen, schubste er mich von sich und ich prallte hart mit meinem Hinterteil auf dem Boden auf.

»Monday, hast du Stimmungsschwankungen?«, fragte Jack. »Du hast doch eben noch geweint.«

Ich war mir sicher, dass ich, hätte ich nicht bereits so viel geheult und nun ausgetrocknet, bei seiner Zurückweisung erneut in Tränen ausgebrochen wäre. »Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht?«, fragte ich stattdessen mit zittriger Stimme. »Ich dachte, du wolltest das.« Dass mein Po wehtat, machte die ganze Situation nicht wirklich besser.

»Du hast vor wenigen Minuten noch mit Jared geschlafen, mit dem Gedanken im Hinterkopf kann ich dich nicht küssen. Monday, ich liebe dich, aber ich brauche Zeit.«

Ich brauche Zeit? War das nicht etwas, das man sagte, wenn es nicht mehr in einer Beziehung klappte und man eigentlich Schluss machen wollte?

»Ich verstehe«, sagte ich und meinte es. So sehr es mich auch verletzte und ich Angst hatte, dass er für immer Zeit brauchte, so konnte ich es doch nachvollziehen. Ich selbst würde in so einer Situation sicherlich nicht anders handeln. »Soll ich gehen?«

»Nein, ich meinte damit nicht, dass ich Abstand von dir brauche«, sagte Jack. »Ich kann dich bloß nicht küssen, so kurz nachdem du mit Jar... ach, du weißt schon.«

Ich nickte und Jack hielt mir die Hand hin, um mir zurück aufs Sofa zu helfen.

»Das mit dem Schwimmen in der Hölle wird wohl nichts mehr, oder?«, fragte ich.

»Nein, aber das können wir gerne zu zweit nachholen.«

Monday - Dämonen der VergangenheitWhere stories live. Discover now