24 ~ Eiskalte Küsse

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Jareds Hand, welche auf Kims Herzen lag, war umhüllt von schwarzem Licht. Ich blieb wie erstarrt stehen, als Jared mir den Blick zuwandte. Pechschwarze Augen starrten mich an. Es dauerte einige Sekunden, bis ich realisierte, dass er ihr die Seele aussaugte. Doch dann traf es mich wie ein Blitz. Jared war ein Dämon! Ein Dämon mit schwarzen Augen, was zum Teufel das auch immer zu bedeuten hatte. Und er war drauf und dran Kim umzubringen. Egal wie sehr ich Kim hasste, ich wünschte keinem Menschen den Tod.

Mir blieb gar keine andere Wahl, als einzugreifen.

»Monday, du solltest nicht hier sein«, unterbrach Jared meinen Gedankengang, doch seine Hand ließ er auf Kims Brust liegen.

Ich fasste mit meiner Hand an meinen Hals, um meine Kette abzumachen. Und griff ins Leere. Scheiße! Ich musste sie vor dem Schlafengehen abgenommen haben.

»Lass sie los!«, befahl ich Jared, während ich Kim musterte. Sie krümmte sich vor Schmerzen und versuchte ihn von sich zu schieben, aber sie war zu schwach, um sich gegen ihn zu wehren.

»Bist du etwa eifersüchtig?«, fragte er und lachte.

Ich schlug ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Er taumelte nur leicht, doch zu ihrem Glück ließ er Kim los. Blitzschnell schmiss er mich förmlich gegen die Wand. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Kim kraftlos zusammen sackte.

»Du bist also eifersüchtig auf meine kleine Kim«, flüsterte Jared mir ins Ohr. »Willst du mich also doch zurück?«

Was sollte ich darauf antworten? Vielleicht Warum sollte ich eifersüchtig darauf sein, dass sie von dir ausgesaugt wird? Nein, keine gute Idee. Offensichtlich wusste er noch nicht, dass ich eine Dämonenjägerin war. Und vielleicht mochte er mich ja ein kleines bisschen. Obwohl Dämonen angeblich keine Gefühle hatten. Ich konnte mir sein Verhalten einfach nicht anders erklären. Warum hatte er mich nicht viel früher vor den anderen bloßgestellt? Er hatte so viele Gelegenheiten dazu habt, aber er hatte sie nicht genutzt. Dämonen wünschen jedem Menschen das Schlechteste. Aber er war nett zu mir gewesen. In mir keimte die klitzekleine Hoffnung, dass er mich wenigstens ein Stückchen lieb hatte.

»Ich will dich«, sagte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch er ließ nicht locker. Jared war viel stärker als ich. Ich gab auf den Versuch auf, mich mit Kraft aus dieser Situation zu befreien. »Ich will dich zurück.«

»Oh, Monday«, flüsterte er und streichelte mir über die Wange. Sofort breitete sich eine Eiseskälte in meinem Gesicht aus. »Erst machst du Schluss und dann willst du mich wieder. Wie soll ich dir das glauben?«

»Ich dachte, du würdest mich nicht lieben«, murmelte ich. Dann schüttelte ich den Kopf. »Das war nur eine Fake-Beziehung. Das kannst du nicht zu Schlussmachen zählen.«

»Willst du eine richtige Beziehung mit mir?«, fragte er und drückte sich mit seinem Körper gegen meinen. Oh mein Gott, diese Kälte! Ich wollte mehr davon, wollte Jared noch näher an mir spüren.

Mir stieg die Röte ins Gesicht, als ich merkte, wie nah wir uns waren und wie sehr ich es genoss diesen Dämonen an mir zu spüren, obwohl solch eine große Gefahr von ihm ausging.

»Monday«, flüsterte er. »Ich habe dich etwas gefragt.«

Verwirrt schaue ich zu ihm hoch. Seine Augen sehen noch immer schwarz aus. »Was?«, fragte ich.

»Ob du eine Beziehung mit mir willst?«

Ich starre ihm in seine pechschwarzen Augen und nicke langsam.

»Sag es«, flüstert er und streicht mir mit seiner eiskalten Hand über die Haare.

»Ich will eine Beziehung mit dir.«

Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er mir weiterhin durch die Haare fährt.

»Und was jetzt?«, fragte er.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die letzten Sekunden nur seine Lippen angestarrt hatte. Seine weichen, kalten Lippen. Wie gern würde ich sie jetzt auf meinen fühlen.

»Küss mich«, flüstere ich. Als er keine Anstalten macht, sich zu bewegen, werde ich unruhig. Will er mich nicht? Wird er mich gleich aussaugen, anstatt mich zu küssen? Ist es das, was er will? »Bitte«, wiederhole ich. »Küss mich.«

Wahrscheinlich sah ich gerade wie ein bettelnder Hund aus, doch anstatt über mich zu lachen, kam Jared mir näher. Automatisch schloss ich die Augen und spürte wenig später, wie seine Lippen meine streiften. Ein kaltes Prickeln ging durch meinen ganzen Körper, während er vorsichtig mit seiner Zungenspitze meine Lippen entlang fuhr. Oh mein Gott, allein diese Berührung fühlte sich so gut an. Er nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und biss mir sanft in die Unterlippe. Überrascht öffnete ich meinen Mund und schlang meine Arme um seinen Hals, um ihn noch näher bei mir zu haben. Noch nie hatte ich einen Jungen so leidenschaftlich geküsst. Es fühlte sich so richtig an, so als gehörten Jared und ich wirklich zusammen.

Viel zu schnell unterbrach Jared unseren Kuss wieder.

Herzklopfend schaute ich ihn an. Ich wollte mehr! Für immer diese weichen, kalten Lippen spüren... Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und wollte ihm noch einen Kuss geben, doch er hielt mich auf.

Warum wollte er mich nicht mehr? Dieser Kuss hatte mich komplett aus der Bahn gebracht, ich konnte gar nicht mehr klar denken. »Was ist los?«, fragte ich unsicher und merkte, wie ich langsam rot wurde. Ich hatte ihn gerade geküsst und den besten Kuss meines Lebens gehabt, aber ihm hatte es nicht gefallen? Was hatte ich falsch gemacht?

»Ich will dich«, meinte er und schaute mich durchdringlich mit seinen schwarzen Augen an.

»Wo ist dann das Problem? Warum küsst du mich nicht?«

»Ich kann dich nicht mehr belügen«, murmelte er, ohne den Blick von mir zu wenden. »Ich weiß, was du bist.«

Monday - Dämonen der VergangenheitWhere stories live. Discover now