64 ~ Die Eisenbahnbrücke

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Vollkommen betrübt ließ ich mich zu Boden sinken, in einer Hand noch immer meine nasse Hose haltend.

Das Brennen auf meinen Schulten verriet mir, dass Jack einen Arm um mich gelegt hatte. Vermutlich war er überfordert mit dieser Situation. Waren das nicht alle Männer, wenn Frauen zu weinen anfingen?

»Tut mir leid«, sagte er.

Ich schluchzte. Was tat ihm denn leid? Er hatte doch gar nichts getan.

»Hey, Jack«, ertönte eine weitere Stimme. Ich schaute auf. Nein, nicht der auch noch. Ich wischte mein Gesicht an meinem viel zu kurzen T-Shirt-Ärmel ab, doch die Hoffnung, dass er meine Tränen übersehen haben könnte, gab ich auf.

»Ich finde es ja sehr cool, dass du gekommen bist«, fuhr Jared fort. »Aber was hast du getan, um meine Freundin zum Weinen zu bringen?« Ich verstand sofort, worum es hier ging. Jared war es scheißegal, wie ich mich fühlte, ob ich weinte oder nicht.

So war es doch, oder? Er war schließlich der gefühlskalte von uns.

Nein, mit seinen Worten versuchte er lediglich mal wieder sein Revier zu markieren, mit anderen Worten: mich. Und das würde ich mir nicht gefallen lassen.

Ich wischte die letzten hartnäckigen Tränen weg und stand, mit erstaunlich wackeligen Beinen, auf.

»Ich bin nicht deine Freundin«, sagte ich klar und deutlich.

»Und warum hatten wir dann Sex?«, fragte Jared. »Bist du eine Person, die mit jedem schläft?«

»Wie jetzt, du hast wirklich mit jemandem geschlafen? Und dann ausgerechnet mit ihm?«, mischte Jack sich ins Gespräch ein. Er löste seinen Arm von meiner Schulter und schaute mich verletzt an.

Als ob du dir das noch nicht denken konntest, dachte ich, doch sprach es nicht aus.

Wider Erwarten richtete Jared seine Wut nicht auf mich, sondern trat einen Schritt nach vorne.

»Jared, jetzt reicht es aber auch mal«, knurrte er feindselig. »Ich kann es nicht fassen, dass du ausgenutzt hast, dass Monday betrunken war, um mit ihr zu schlafen.«

»Ich habe sie nicht ausgenutzt«, widersprach Jared. »Sie wollte es doch.«

Im nächsten Moment saß Jacks Faust in Jareds Gesicht.

Jared starrte seinen Freund fassungslos an. Vermutlich hatte er genauso wenig wie ich erwartet, dass sein bester Freund ihn schlagen würde.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich langsam um uns herum eine Menschentraube ansammelte. Himmel, es war ja schon schlimm genug, dass zwei Jungs sich meinetwegen stritten, aber dann auch noch in aller Öffentlichkeit?

Bevor Jack erneut zuschlagen konnte, schubste Jared ihn von sich. »Digga, was soll das?«, fragte er.

»Deinetwegen hat Monday geweint. Und dann laberst du so einen Scheiß, von wegen sie wollte es? Ich habe dich gewarnt, was passiert, wenn du sie verletzt.« Er wollte wieder auf Jared losgehen, doch ich schmiss mich vor ihn und drängte ihn zurück.

»Lass das«, sagte ich. »Es ist schon okay.« Ich spürte förmlich die Spannung in der Luft, als wäre sie elektrisch geladen. Jeden Moment hatte ich Angst, dass die beiden sich prügeln würden. Nicht um mich, sondern um Jack. Er hatte keine Chance gegen Jared.

»Aber es ist eben nicht okay«, widersprach Jack.

»Es ist Jareds Geburtstag. Ihr müsst euch doch nicht ausgerechnet heute streiten.«

»Dass es sein Geburtstag ist, gibt ihm nicht das Recht, Frauen wie Gegenstände zu behandeln und sie nach dem Gebrauch wegzuschmeißen«, entgegnete Jack.

Monday - Dämonen der VergangenheitWhere stories live. Discover now