14 ~ Gib mir Feuer

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»Alter, ich will nach Hause«, grummelte Adam, der neben mir auf der Bank saß. Dabei hatte der Sportunterricht noch gar nicht angefangen. Alle anderen Jungs außer ihm spielten übermotiviert mit Basketbällen.

»Basketballspielen ist gar nicht so schwer«, meinte ich tröstend.

»Doch, ist es«, jammerte Adam.

»Ach, komm schon. Stell dich nicht so an.« Ich stand auf und wollte ihn mit mir ziehen, doch er blieb sitzen.

Genervt von Adam ging ich zu Jack, der gerade einen perfekten Korb erzielte, als ich näher kam.

»Kann ich auch mal den Ball?«, fragte ich.

Er passte ihn mir zu. Mit der Annahme, dass ich treffen würde, warf ich den Ball Richtung Korb. Doch ich traf einen halben Meter daneben. Scheiße! Wie hatte mir das passieren können? Seit Jahren hatte ich nie daneben getroffen, nicht mit meinen Dämonenkräften, die ich mithilfe von Training perfektionierte. Und dann verfehlte ich mein Ziel auch noch direkt vor Jack. Wie peinlich.

Dieser jedoch sagte nichts zu meinem schlechten Wurf, sondern nahm sich den Ball und traf direkt in den Korb.

Warum war mein Wurf so schwach? Lag es daran, dass die Dämonendame mich gestern fast komplett ausgesaugt hatte? Wahrscheinlich. Heute hatte ich mich zwar wieder gut gefühlt, nur ein bisschen schwach. Meine Leistungen waren eingeschränkt, wie man an meinen Basketballkünsten sehen konnte.

»Basketball ist einfach, sagtest du?«, fragte Adam, der sich von hinten angeschlichen hatte.

Ich nahm mir den Ball und versuchte noch einmal zu treffen, doch diesmal warf ich sogar einen ganzen Meter daneben.

»Heute ist nicht mein Tag«, meinte ich.

»Genau, das kann jeder sagen«, lachte Adam.

»Mach du's doch besser!«, motzte ich und drehte ihm den Rücken zu.

»Wenn du übst, dann wird das schon«, sagte Jack und gab mir den Ball. Seine Hand berührte meine nur kurz, aber trotzdem brannte es extrem. Diesmal brannte es in meinem ganzen Körper, vor allem in meinem Herzen. Es war, als würde plötzlich neues Leben in mich hineinströmen. Die Energie, die die Dämonin gestern aus mir gesaugt hatte, strömte wieder zurück in mich. Geschockt starrte ich Jack an. Was genau war gerade passiert? Wie hatte er das gemacht?

»Du schaffst das schon«, meinte er ermutigend.

Die Hitze in meinem Körper wurde langsam weniger, doch die Energie blieb.

Ich guckte den Korb konzentriert an und warf den Ball dann hinein. Meine Seele, meine Energie war nun wieder komplett da.

Überglücklich schaute ich Jack an und fiel ihm um den Hals. »Danke«, flüsterte ich. Eine wunderschöne Wärme ging von ihm aus.
»Wofür?«, fragte er lachend. Hatte er das eben gar nicht gespürt? Diese Hitze, die er mir gegeben hatte?

»Naja, du hast mich motiviert«, log ich.

»Das hättest du auch ohne meine Hilfe geschafft«, behauptete er. Hätte ich aber leider nicht. Vor unserer Berührung war meine Seele fast komplett zerstört gewesen. Wenn er gewollt hätte, wäre es ein Leichtes für ihn gewesen, mich umzubringen. Doch er hatte mir Wärme und Energie gegeben.


Ich saß gerade vor unserem Haus auf den Treppenstufen und wartete auf Adam, um mit ihm zu joggen, als ich Jared aus seiner Haustür treten sah. Zielstrebig kam er auf mich zu.

»Hey Monday!«, begrüßte er mich. »Gehst du auch joggen?«

Ich nickte.

»Wollen wir ein bisschen zusammen laufen?«, fragte er.

Mist. Was wollte er denn von mir? Mit ihm wollte ich gar nichts zu tun haben.

»Nein, ich habe schon Adam versprochen, mit ihm joggen zu gehen«, meinte ich als Ausrede. »Heute will ich mal alleine was mit ihm machen.«

Ich schaute zu ihm auf. Von meiner Position aus sahen seine Augen pechschwarz aus. Ein Schauer lief über meinen Rücken, als ich diese Augen sah. Einerseits waren sie wunderschön und beeindruckend, aber gleichzeitig jagten sie mir auch Angst ein. Schwarze Augen. Das wirkte ja fast schon dämonisch.

»Okay, dann wann anders«, meinte Jared desinteressiert, drehte sich um und lief davon.

Eine Minute später kam Adam aus unserem Haus und wir fingen an zu joggen.

»Vielleicht sollten wir nicht so lange laufen, sonst kippst du wieder um. So wie gestern«, meinte Adam nach einer Weile.

»Gib doch einfach zu, dass du nicht mehr kannst«, lachte ich.

»Monday, ich kann mittlerweile schon länger laufen als vor einer Woche«, behauptete Adam. Damit hatte er wahrscheinlich recht.

»Ist ja gut. Wollen wir uns langsam auf den Rückweg machen?«

»Wie hast du die Frau am Samstag eigentlich besiegt?«, fragte Adam wie aus dem Nichts.

Ich überlegte kurz, was ich sagen sollte. »Ich habe ihr das Messer weggenommen und dann die Polizei gerufen.«

»War das nicht gefährlich?«

»Doch, aber ich habe Kampfsporterfahrungen. Wegrennen konnte ich nicht. Dann hätte ich dich ihr ausgeliefert. Also musste ich sie entwaffnen.«

»Wie bin ich nach Hause gekommen?«, hakte Adam weiter nach.

»Zwei nette Typen haben dich nach Hause getragen«, log ich. »War ja nicht mehr weit bis dahin.« Dass ich ihn ganz allein dorthin getragen hatte, würde ich ihm garantiert nicht sagen. Sonst würde er noch erahnen, dass ich stärker als ein normaler Mensch war.

»Warum hast du nicht gesehen, dass die Frau rote Augen hatte?« Scheiße. Warum konnte Adam sich an dieses kleine Detail immer noch erinnern?

»Adam, die Frau hatte keine rote Augen!«, schrie ich.

»Was für eine Augenfarbe hatte sie dann?«

»Keine Ahnung. Das konnte ich bei der Dunkelheit nicht erkennen«, meinte ich ausweichend.

»Monday, du kannst mir nichts vormachen. Ich weiß, dass ich mir das nicht eingebildet hab. Warum gibst du nicht zu, dass du die roten Augen auch gesehen hast?«

Ich steigerte mein Tempo, um ihm nicht antworten zu müssen.


Gegen 22 Uhr legte ich mich auf meine Matratze. Nachdem wir joggen gewesen waren, hatten Adam und ich kein einziges Wort mehr gewechselt.

Ich setzte mich auf und wagte einen Blick zum Bett. Adam lag schmollend mit dem Rücken zu mir. »Adam, schläfst du schon?«, fragte ich.

»Was willst du?«

»Ich habe gesehen, dass die Frau rote Augen hatte«, gab ich zu. »Aber es hat mich verwirrt. Weil ich nicht weiß, warum ihre Augen so sind.«

Er drehte sich zu mir um und umarmte mich. »Ich wusste es«, meinte er triumphierend. »Die Frau hatte rote Augen!«

Ein wenig widerwillig ließ ich die Umarmung über mich ergehen. Trotz der Umarmung war mir kalt. Ich sehnte mich nach mehr. Sehnte mich nach Feuer. Sehnte mich nach Jack.

Monday - Dämonen der VergangenheitWhere stories live. Discover now