08 ~ Nachhilfe?

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»Du gibst dir nicht viel Mühe in der Schule, oder?«, fragte Adam, der gerade über seinen Hausaufgaben hing, während ich auf dem Bett chillte, weil ich gerade erst vom Joggen zurück gekommen war.

»Ne, gibt wichtigeres im Leben.«

»Was denn zum Beispiel?«

»Hobbys.«

»Das einzige was du hier machst ist joggen zu gehen«, sagte er.

Wie gern hätte ich ihm gesagt, dass Dämonenjagen mein Hobby war, aber ich durfte nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass er mir nicht glauben würde, da Menschen die richtigen Augen von Dämonen nicht sehen können.

»Du hast ja keine Ahnung«, meinte ich.

»Weißt du, ich könnte dir Nachhilfe geben«, sagte er.

»Dein Ernst? Wie kommst du darauf, dass ich Nachhilfe brauche?«

»Ich bin halt nett und sehe, was andere Menschen benötigen.«

»Ja, ist klar.«

»Na gut, es war nicht meine Idee. Deine Mutter hat gesagt, ich soll dir Nachhilfe geben. Sie will keine Anrufe von der Schule bekommen, weil deine Leistungen zu schlecht sind.« Meine Mutter. War ja klar, dass sie meinetwegen keine Probleme bekommen wollte.

»Mir ist egal, was Evelyn sich für mich wünscht. Ich brauche deine Hilfe nicht.«


Eine Dreiviertelstunde später riefen unsere Eltern uns zum Abendessen.

Gemeinsam mit Adam ging ich die Treppe herunter und nahm mir etwas von Evelyns »leckeren« selbstgekochten Nudeln.

»Monday, ich will, dass du dir von Adam Nachhilfe geben lässt«, sagte sie plötzlich, als ich mitten beim Kauen war. »Er hat schon eingewilligt.«

Hastig schluckte ich meinen letzten Bissen hinunter.

»Ich brauche keine Nachhilfe«, informierte ich sie.

»Das haben wir ja an den Noten deiner letzten Schule gesehen.«

»Diesmal werde ich besser.«

»Genau, das wirst du, weil Adam dir Nachhilfe geben wird. Und damit basta!«


Missmutig aß ich meine Portion auf und ging dann wieder in mein Zimmer. Sorry, unser Zimmer. Adam, den schlauen Kopf, gabs ja auch noch.

Nach einer Minute kam Adam rein. »Ich würde sagen, wir fangen mit Mathe an.«

»Und ich würde sagen, wir fangen gar nicht an«, erwiderte ich.

Er wirkte genauso genervt wie ich, als er sich mit einem Mathebuch neben mich aufs Bett setzte.

Warum tat er uns das an?

Die ganze Zeit versuchte er mir irgendwelche Matheformeln zu erklären, doch ich hörte ihm nur halb zu. Mir war kalt. Aus welchem Grund auch immer fröstelte ich. Ich sehnte mich nach Wärme, nach der Wärme die ich mit Jack gespürt hatte. Jack. Wahrscheinlich wäre es am schlauesten, wenn ich ihn tötete. Das einzige Problem war, dass ich ihn mochte.

Dämonen sind gefährlich. Du darfst sie nicht mögen.

Meine Gefühle kann ich nicht ändern! Außerdem muss ich ihn erst einmal besser kennenlernen, um ihn zu töten. Das war der Plan!

Genervt merkte ich, wie Adam mit seiner Hand vor meinem Gesicht herumwedelte.

»Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte er, als ich ihm Beachtung schenkte.

»Nö.«

»Du bist wie ein Kleinkind, weißt du das?«

»Immerhin habe ich Freunde, im Gegensatz zu dir«, erwiderte ich.

Er atmete tief ein. »Worüber hast du eben nachgedacht?«

»Nichts.«

»Ja, ist klar. Dann hättest du mir auch zuhören können.«

»Es geht dich nichts an, worüber ich nachdenke«, zickte ich. Warum hätte ich keinen normalen Bruder haben können? Warum hätte Evelyn sich nicht einen anderen Vater aussuchen können, zum Beispiel den von Jack?

Schmollend verließ Adam das Zimmer. Ich zog mir meinen Schlafanzug an und legte mich auf die Matratze. Heute würde ich garantiert nichts mehr machen.


Cedric lag über mir auf meinem Bett und küsste mich, während eine Hand unter mein T-Shirt wanderte. Seine Hand war warm, ein angenehmes Kribbeln ging von ihr aus und vebreitete sich in meinem Körper.

Gerade, als ich Cedric näher an mich ziehen wollte, klingelte mein Handy.

Ich sah auf das Display. Mein Freund versuchte, mir den BH auszuziehen, aber ich hielt ihn zurück. »Warte kurz, Cedric. Ciera ruft an, vielleicht ist es wichtig.« Ciera war eine der besten Dämonenjäger.

Ich setzte mich hin und nahm den Anruf entgegen.

»Was ist los?«, fragte ich. »Brauchst du Hilfe?«

»Monday, es tut mir so leid«, sagte sie.

»Was?«, fragte ich verwirrt. Hoffentlich war es nichts ernstes. Dann könnte ich mit Cedric dort weitermachen, wo wir angefangen hatten.

»Dein Vater. Wir haben ihn tot aufgefunden.« Mein Vater? Tot?

»Du verarscht mich doch nur«, widersprach ich.

»Nein Monday, über das Sterben mache ich keine Witze, das weißt du.«

Ich konnte ihn deutlich vor mir sehen. Meinen Vater. Er konnte nicht tot sein.

Ohne ein Wort legte ich auf.

»Was ist passiert?«, fragte Cedric, aber ich beachtete ihn nicht, sondern lief so schnell wie ich konnte aus seinem Zimmer. Noch bevor ich sein Haus verlassen hatte, kamen mir die Tränen.

Ich hatte ihn verloren.

Monday - Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt