25 ~ Fallen in die Hölle

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Wusste er es wirklich?

»Was bin ich denn?«, fragte ich, um sicher zu sein.

»Eine Dämonenjägerin«, flüsterte er. »Und du musst mich jagen, weil ich ein ganz fieser Dämon bin.«

Scheiße. Er wusste es wirklich.

Sprachlos starrte ich ihn an. Woran hatte er es gemerkt?

Als er merkte, dass ich nichts sagen würde, sprach er weiter. »Du kannst mich nicht töten.«

»Warum?« Ich schaute unauffällig nach links und nach rechts, in der Hoffnung dass irgendjemand mich retten würde, doch die Straße war komplett leer. Ich war auf mich allein gestellt.

»Weil du kein Silber dabei hast.«

Er würde mich töten. »Woher weißt du das?«, fragte ich, um Zeit zu schinden.

»Ach Monday, du bist doch Dämonenjägerin. Weißt du denn gar nichts über Dämonen?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Wir Dämonen können Silber riechen«, erklärte er. »Aber ich habe nur dich gerochen.«

»Und wonach rieche ich?«

Er küsste mich auf den Kopf und sog tief die Luft ein.

»Du riechst nach Monday«, sagte er dann. »Der wundervollste Geruch, den ich je gerochen habe.«

»Hast du meinen Geruch also zum Fressen gern?«, fragte ich und lachte hysterisch. »Hast ihn so gern, dass du am liebsten meine Seele aussagen würdest, um ihn immer in dir zu haben?«

Ich wartete gar nicht auf seine Antwort, sondern trat ihm so hart wie ich konnte zwischen die Beine. Sein Griff lockerte sich ein wenig. Mit einem Ruck befreite ich mich von ihm und rannte weg. Mein Atem ging hektisch, als ich so schnell rannte, wie ich noch nie in meinem Leben gerannt war. Schneller, als ich damals für Aleksej gerannt war. Nachdem ich damals gerannt war, hatte ich seine Leiche aufgefunden. Vielleicht würde man heute meine Leiche auffinden.

Ich guckte nach hinten. Nur wenige Meter hinter mir lief Jared. Schneller als ich. Verzweifelt versuchte ich meine Schritte zu beschleunigen und drehte meinen Blick wieder nach vorne, doch vor mir war keine Straße mehr. Das Letzte, was ich hörte, war ein lautes Rumps. Dann folgten die Schmerzen.


Ich fiel und fiel und fiel. In einen Abgrund.

Schwarz. Alles war schwarz. So schwarz wie Jareds Augen.

Jared? Wo war er? Hatte er mich getötet?

Ich fiel nach unten. Oben war der Himmel, unten die Hölle.

»Willkommen in der Hölle, Monday!«, schrie jemand und lachte, doch ich konnte nichts sehen.

Ich fiel und fiel und fiel.

Mein ganzer Körper brannte. Nicht angenehm.

Er brannte wie die Hölle.

Warum musste Sterben so schmerzvoll sein?


»Monday!«, schrie jemand. »Wach auf, bitte wach auf!«

Ich wollte meine Augen öffnen, doch meine Lider fühlten sich zu schwer an.

Ich war nicht in der Hölle. Nein, ich war am Leben. Und mein Körper schmerzte noch schlimmer als in meinem Traum.

»Sie wird es überleben«, sagte eine männliche Stimme.

Eine bleierne Müdigkeit überfiel mich und ich merkte, wie der Traum langsam zurück kam, obwohl ich versuchte wach zu bleiben.


Ich fiel und fiel und fiel.

Und fiel ins Wasser.

Das Wasser drückte mich nach unten. Mit Mühe kämpfte ich dagegen an, doch ich schaffte es nicht nach oben.

»Das ist nur ein Traum«, sagte ich mir. »In einem Traum kann man auch unter Wasser atmen.«

Ich riss meinen Mund auf und atmete. Aber ich bekam keine Luft. Brennendes Wasser durchflutete meine Lungen. Es fühlte sich an, als würden sie gleich bersten.

Luft, ich brauchte Luft!

Panisch versuchte ich an die Oberfläche zu gelangen, doch ich wusste nicht mehr, wo oben und wo unten war.

Plötzlich fühlte ich einen heißen Stein neben mir. Mit letzter Kraft krallte ich mich an ihm fest und zog mich nach oben.


Hustend wachte ich auf. Ich zitterte am ganzen Körper.

»Sie ist wach!«, sagte jemand. Ich kannte die Stimme, konnte sie aber nicht so recht einordnen.

Blinzelnd öffnete ich meine Augen.

Neben mir saß Jack und hielt seine orangene leuchtende Hand über mein Herz, während er mich mit seinen Augen musterte.

Ich spürte, wie er meiner Seele Energie zufügte.

»Was ist passiert?«, fragte ich.

»Du warst auf der Flucht vor Jared und bist gegen eine Wand gelaufen«, erklärte er. »Dann hat er deine Seele fast vollständig ausgesaugt.«

»Nein!«, schrie Jared und kam auf uns zu. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er auch in unserem Raum war. »Ich habe sie nicht ausgesaugt. Nachdem sie gegen die Wand gelaufen ist, habe ich gemerkt, dass sie kaum noch Seele übrig hatte und sie so schnell wie möglich zu dir gebracht.«

Mein ganzer Körper brannte so sehr, dass ich mich kaum auf seine Worte konzentrieren konnte.

»Wer soll ihre Seele denn sonst ausgesaugt haben?«, erwiderte Jack.

»Ich jedenfalls nicht«, grummelte Jared und setzte sich auf die Bettkante.

Er strich mir über die Haare. »Monday«, sagte er. Ich liebte es, wenn er meinen Namen sagte. Es hörte sich so schön an, ihn aus seinem Mund zu hören. So liebevoll. »Wie geht es dir?«

Erst jetzt realisierte ich, was er mir angetan hatte.

»Scheiße«, murmelte ich und rückte ein Stückchen weg von ihm.

»Warum?«, fragte er. War er dumm, oder warum fragte er so etwas?

»Weil du verdammter Mistkerl mich ausgesaugt hast!«, schrie ich.

»Ich habe dich nicht –«, begann er, doch ich unterbrach ihn.

»Du wolltest mich umbringen«, stellte ich fest.

»Monday, ich würde dich nie umbringen wollen«, flüsterte er und nahm meine Hand in seine.

Energisch schüttelte ich sie ab. »Fass mich nicht an!«, schrie ich.

Er könnte mich jederzeit umbringen. Aber er tat es nicht. Er hätte es nur fast getan. Warum beendete er es nicht jetzt?

»Jared, ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst«, unterbrach Jack uns. »Monday braucht ihre Ruhe, um zu verheilen.«

Jared schnaubte wütend aus. »Ich rede nachher noch mit dir!«, drohte er und stapfte aus dem Raum.

»Tut mir leid, dass er so ist«, meinte Jack, als die Tür hinter Jared zugefallen war. »Aber er hat dich wirklich gern.«

»Klar hat er mich gern«, lachte ich. »Er wollte mich nur umbringen.«

»Ich glaube nicht, dass er dich töten wollte«, sagte Jack. »Und wenn man ihm glauben soll, dann hat er dich ja gar nicht ausgesaugt.«

Ich schaute ihn zweifelnd an. Seine orangefarbenen Augen waren so wunderschön. Behutsam nahm er seine Hand von meinem Herzen. »Du hast fürs erste genug Energie getankt«, sagte er.

»Warum kannst du das überhaupt?«, fragte ich. »Wieso versorgst du meine Seele mit diesem Brennen?«

Monday - Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt