61 ~ Asasel

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Während ich noch damit beschäftigt war, meine hautenge Jeans auszuziehen, war Asasel bereits im Wasser und wartete auf mich.

»Starr nicht so«, fuhr ich ihn an und erst als er wegschaute, zog ich mein T-Shirt aus.

Ich konnte es nicht unterlassen, Jared einen weiteren Blick zuzuwerfen. Zu meinem Erstaunen guckte er mich im selben Moment auch an. Ich starrte zurück, dann fiel mir ein, dass ich gerade in Linas Bikini war, der viel zu viel preisgab. Schnell verschränkte ich meine Arme vor meinem Oberkörper und versuchte somit, meine nackte Haut zu verstecken. Sobald ich erneut zu Jared hinüberschaute, lag seine Aufmerksamkeit wieder auf der Blonden.

Dieser Idiot. Ich wollte, nein, ich brauchte Ablenkung. Und die war zufälligerweise direkt vor mir im Wasser.

Mit zwei Schritten Anlauf sprang ich in den Pool hinein. Das Wasser war kalt, aber nicht so eisig, wie ich es erwartet hatte.

»Wer von den Mädchen ist deine Freundin?«, fragte Asasel.

Ich schaute zu Lina hinüber. Gerade strich sie sich ihre nassen Haare nach hinten und schenkte Hugo ein wunderschönes Lachen. »Na, die hübscheste, offensichtlich.«

»Ach, also bist du selbst deine beste Freundin?«

Ich boxte ihm in die Seite. Ja, er war definitiv eine willkommene Ablenkung. Und das, obwohl er trotz seines liebevollen Charakters und guten Aussehens noch lange nicht an Jack oder Jared herankam. Ich schalt mich. Nein, die beiden Idioten wollte ich doch aus meinem Kopf verbannen. Jack wollte mich nicht, er war ja bis jetzt nicht einmal auf der Party erschienen. Und Jared war mit der Blondine beschäftigt.

Zusammen mit Asasel machte ich mich auf den Weg zu meiner besten Freundin.

»Lina«, rief ich, das »i«, in die Länge ziehend, und zog sie in eine Umarmung. »Ich habe dich so sehr vermisst.«

»Ähm, Monday, wir haben uns doch gerade erst gesehen«, erwiderte sie kichernd.

»Wo ist eigentlich dein Bruder?«, fragte ich.

»Er kommt wahrscheinlich später zu der Lavaparty. Ich glaube, er muss noch für eine Klassenarbeit lernen«, erklärte sie. Dann flüsterte sie mir ins Ohr: »Sag mal, habe ich dich da eben mit Asasel flirten gesehen? Ich weiß, zwischen dir und Jack läuft es gerade nicht so gut, aber Asasel ist nicht so ein toller Umgang. Er ist wie Jared, schläft mit vielen Mädchen.«

»Das ist doch egal«, erwiderte ich. »Für eine Nacht sollte er gut genug sein.«

»Für eine Nacht?«, fragte Lina und obwohl ich ihr Gesicht nicht sehen konnte, sah ich ihre entrüstete Miene in Gedanken direkt vor mir. »Monday, so bist du doch nicht. Sag mal, bist du betrunken?«

»Ich bin nicht betrunken, ich kann Alkohol ab«, sagte ich. Warum dachten bloß alle von mir, dass ich betrunken wäre? »Und doch, so bin ich. Bevor ich hierher gezogen bin, zumindest. Seitdem gab es nur dieses Drama mit Jared und Jack und ich sag dir: Es nervt, ich kann das nicht mehr!«

»Okay, okay«, meinte Lina besänftigend. »Aber mach bitte nichts, was du nachher bereust.«

Ich ließ von ihr ab. »Ich bereue nichts!«, verkündete ich und drehte mich zu Asasel um. Asasel sollte mit vielen Mädchen schlafen? Das konnte ich kaum glauben. Er war so nett, im Gegensatz zu Jared. Nein, beschloss ich. Lina hat das bestimmt nur gesagt, weil sie mich von ihm fernhalten will. Sie will mich doch immer nur mit Jack verkuppeln. Aber Jack kann mich mal.

»Können wir zum Beckenrand?«, fragte ich, an Asasel gewandt. »Mir ist etwas schwindelig.«

»Ja, klar, wie du möchtest«, erwiderte er und folgte mir, als ich durch das Wasser schwamm. Für einen Moment tauchte ich ungewollt unter Wasser. Ich strampelte und versuchte, wieder an die Oberfläche zu kommen, doch mit einem Mal wusste ich nicht mehr, wo oben und unten war.

Ich schwamm in die Richtung, in der ich die Oberfläche erwartete, doch ich erreichte mein Ziel nicht. Stattdessen spürte ich, wie mir langsam die Luft ausging. Wie konnte es sein, dass ich keine Luft bekam, obwohl ich als Halbdämon unsterblich war? Oder konnte ich doch sterben?

Bevor ich diese Frage beantworten konnte, spürte ich, wie mich eine starke Hand am Oberarm packte und wenige Sekunden später durchdrang ich die Wasseroberfläche. Erleichtert atmete ich ein.

»Geht es dir gut?«, fragte Asasel, mein Retter. »Wir können auch wieder raus aus dem Wasser.«

Ich atmete einige Male tief ein und aus.

»Nein, nein, der Beckenrand ist schon okay«, meinte ich schließlich. »Ich brauche nur etwas Halt.« Sobald ich den Rand erreicht hatte, hielt ich mich daran fest. Ich lehnte meinen Rücken dagegen und wandte mich Asasel zu.

Dieser stand nun direkt vor mir. Noch immer lag seine Hand auf meinem Arm, als hätte er Angst, ich könnte untergehen.

»Wie lange kennst du Jared schon?«, fragte ich und wünschte direkt, ich könnte die Frage wieder zurück nehmen. Eigentlich wollte ich es doch gerade vermeiden, an ihn zu denken.

»Seit er zum ersten Mal in die Hölle gekommen ist«, antwortete Asasel. »Damals war er fünf Jahre alt.«

»So früh?«

Asasel schaute mich verwirrt an. »Du kennst dich ja gar nicht aus mit Dämonensitten.«

»Ja, das liegt daran, dass ich nur ein Halb-Dämon bin. Ich weiß erst seit kurzem davon.« Ich schlug mir die Hand vor den Mund. »Oh, scheiße, das hätte ich dir nicht sagen dürfen.«

Asasel lachte. Sein Lachen klang sympathisch. »Nein, das solltest du tatsächlich keinem Fremden anvertrauen. Aber keine Sorge, ich verrate das niemandem weiter. Und zu deiner Frage: Fünf Jahre ist das typische Alter, in dem Dämonen mit menschlichen Eltern zum ersten Mal in die Hölle geholt werden. Damit sie trainiert und auf ihre Bestimmung vorbereitet werden, weißt du? Die findet dann nämlich bei normalen Dämonen statt, wenn sie sieben Jahre alt sind.«

Ich nickte. »Ja, das ergibt Sinn. Bist du genauso alt wie Jared?«

»Nein«, erwiderte er, dann korrigierte er sich. »Na ja, eigentlich schon, er ist ja heute achtzehn geworden. Aber ich werde bald neunzehn.«

»Achso.«

Stille senkte sich über uns.

»Du kannst wirklich gut Cocktails mixen«, sagte ich schließlich, als mir die Stille zu unangenehm wurde. Etwas besseres war mir nicht eingefallen.

»Und du bist wirklich gut darin, Männerherzen zu erobern.«

»Äh... danke?«, erwiderte ich fragend.

Asasel lächelte mich an und strich mir mit der Hand über die Wange.

»Ich würde dich gerne küssen. Ist das okay?«, frage er.

Noch nie hatte jemand mich vor dem Kuss um meine Erlaubnis gefragt. Es schien mir seltsam, dass er danach fragte und doch wurde mir sogleich klar, wie rücksichtsvoll er damit war.

Hatte Asasel wirklich etwas mit vielen Mädchen? Wenn ja, dann war es mir egal.

Alles ist egal.

Ich wusste, dass meine Haltung wahrscheinlich am Alkohol lag, aber solange der noch in meinem Blut war, dann sollte ich dieses Gefühl der Freiheit genießen, oder nicht?

Anstatt Asasel zu antworten, stellte ich mich auf die Zehenspitzen, schloss meine Augen und drückte meine Lippen auf die seinen.

Monday - Dämonen der VergangenheitWhere stories live. Discover now