12 ~ Blutrot

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Genervt ging ich in den Supermarkt und durchflog meine Einkaufsliste. Heute nach dem Abendessen war meine Mutter nach Hause gekommen und hatte mir befohlen, einkaufen zu gehen. Es war ja nicht so, als würde ich nicht gerne etwas für die Familie tun, indem ich auch mal zum Laden ging, aber hätte sie mir das nicht tagsüber sagen können? Leider war ihr erst spätabends eingefallen, dass wir für Sonntag noch Brot und andere diverse Lebensmittel brauchten.


Als ich eine halbe Stunde später mit zwei überfüllten Einkaufstaschen aus dem Supermarkt trat, war es schon dunkel. Ein Fahrrad hatte ich nicht mitgenommen, weil Norberts Fahrrad mir sowieso viel zu groß war und ich nur zehn Minuten zu Fuß zum Laden brauchte.

Schnell ging ich die menschenleeren Straßen entlang, um möglichst früh wieder zu Hause zu sein. Warum war ich die Einzige, die um diese Uhrzeit noch draußen war? War ich hier überhaupt noch richtig? An diesen Häusern war ich auf meinem Hinweg garantiert nicht vorbei gekommen. Ich stellte meine Taschen ab, um mein Handy rauszuholen. Hoffentlich war ich nicht in die komplett falsche Richtung gelaufen.

Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um, doch es war nur eine zierliche Frau mit Kapuze. Als mein Blick sie traf ging sie mit zielstrebigem Schritt auf mich zu.

»Brauchst du Hilfe? Suchst du eine bestimmte Straße?«, fragte sie.

»Nein danke, ich finde das schon«, meinte ich und drehte mich um.

Ohne Vorwarnung packte sie mich an der Schulter und stieß mich gegen eine Wand. Vor Schreck fiel mir das Handy aus der Hand.

»Was soll das?!«, schrie ich und versuchte zu entkommen, doch sie hielt mich fest.

»Du brauchst meine Hilfe«, meinte sie und strich sich ihre Kapuze vom Kopf. Blutrote Augen blickten mich hasserfüllt an. Oh Mist, wie sollte ich sie besiegen? Konnte ich überhaupt eine Eins besiegen? Hektisch suchte ich nach einem Ausweg. Mit aller Kraft wand ich mich aus ihrem Griff und brachte sie mit einem Fußfeger zu Fall.

Warum hatte ich mein Silbermesser nicht mitgenommen? Nun war meine einzige Möglichkeit sie zu töten mit meiner Kette. Entschlossen öffnete ich den Verschluss an meinem Hals und stürzte mich auf sie.

»Du hast keine Chance gegen mich, Kleines!«, schrie sie. Vielleicht stimmte das. Aleksej wurde von einer Eins getötet. Vielleicht hatte ich sie nur töten können, weil sie schon von ihm geschwächt worden war. Das war auch gleichzeitig das einzige Mal gewesen, dass ich alleine eine Stufe Eins getötet hatte. Sonst war mein Vater immer dabei gewesen.

Mein Daddy.

Sie hatten ihn mir genommen!

Ich spürte, wie ich innerlich anfing zu brodeln. Diese Dämonen waren an seinem Tod Schuld!

Mit aller Kraft presste ich die Dämonin gegen den Boden und versuchte ihren Hals mit meiner Silberkette zu umschließen, doch sie war schneller als ich und drückte meine Hand weg von sich. Mit aller Kraft versuchte ich die Kette mit ihr in Berührung zu bringen um sie zu schwächen, doch es gelang mir nicht.

Mit einem Ruck schmiss die Dämonin mich von sich und fixierte mich auf dem Boden, wobei sie sorgfältig darauf achtete, nicht die Kette zu berühren.

Wie sollte ich sie jemals besiegen? In dieser Stadt kannte ich keine Dämonenjäger. Nur einen Dämonen kannte ich. Jack. Wenn er hier wäre, würde er der Dämonin wahrscheinlich helfen, um mich umzubringen. Nein, niemand würde kommen, um mich zu retten. Ich war komplett auf mich allein gestellt.

Entschlossen legte die Dämonin eine Hand auf mein Herz. In Form von blutrotem Licht verließ meine Seele, begleitet von einem heftigen schmerzenden Brennen, langsam aber stetig meinen Körper. Ich würde sterben, wenn ich nicht jetzt handelte!

Verzweifelt zog ich die Dämonen zu mir herunter und biss ihr in den Hals. Ich nahm mir vor, mir in Zukunft einen Zahn versilbern zu lassen, damit ich Dämonen einzig und allein mit einem Biss töten könnte. In diesem Augenblick bewirkte mein Biss jedoch lediglich nur ein Lachen von Seiten der Dämonin. Gleichzeitig lockerte sich jedoch auch ihr Griff um meine Hand mit der Silberkette. So schnell wie ich konnte entzog ich meine Hand ihrem Griff und presste die Kette gegen ihre nackte Haut am Handgelenk. Sie wich von mir zurück und ihr Lachen verwandelte sich in einen schmerzerfüllten Schrei.

Schwankend stand ich auf. Diese behinderte Dämonen hatte mir bestimmt meine halbe Seele ausgesaugt, sodass ich nun viel zu schwach war. Ich würde sie niemals besiegen können.

Hasserfüllt schaute sie mich an, mit genau dem Hass den ich auch für sie empfand.

»Töte mich doch!«, versuchte ich zu schreien, doch aus meinem Mund kam nur ein leises Krächzen heraus.

»Monday!«, schrie plötzlich jemand in weiter Ferne. »Wo bleibst du?« Ich erkannte die Stimme, ohne dass ich mich umdrehen musste. Sie gehörte eindeutig zu Adam. Und ich konnte hören, wie sich seine Schritte langsam näherten.

»Verschwinde!«, zischte ich die Dämonin an. Adam durfte unseren Kampf nicht mitbekommen.

»Warum denn?«, lachte sie.

Drohend hielt ich die Kette in ihre Richtung. »Das ist ein Streit zwischen uns. Zieh nicht meinen Bruder mit hinein!«

»Hättest du etwa was dagegen, wenn ich ihn auch umbringe?«

Adams Schritte waren nun ganz nah.

»Adam, geh schon nach Hause. Ich komme gleich nach«, meinte ich, während ich die Dämonin nicht aus dem Blick ließ.

Eine warme Hand umfasste meine.

»Monday, du solltest jetzt nach Hause«, sagte Adam. Die Dämonin lächelte und fuhr sich mit ihrer Zunge über die Lippen. Ich würde nicht zulassen, dass sie auch Adam umbrachte!

Wütend starrte ich Adam an. »Geh nach Hause!«, zischte ich. Doch ich hatte ihn zu lange angestarrt. Die Dämonin hatte ausgenutzt, dass ich abgelenkt war und von einer Sekunde auf die nächste lag ihre eine Hand auf Adams Herz, während sie mit der anderen mein Herz berührte. Nicht mehr lange und sie hätte meine komplette Seele ausgesaugt.

Monday - Dämonen der VergangenheitOn viuen les histories. Descobreix ara