Immer auf die nächsten schlechten Nachrichten vorbereitet sein

Start from the beginning
                                    

Während Justin uns Kaffee holt, setze ich mich an einen Tisch und checke mein Handy. Im Internet steht eine Menge Müll über mich, was einfach unfassbar ist. "Ist da noch frei?" Ich schaue von meinem Handy auf und blicke in das freundliche Gesicht eines Mannes. In seiner Hand hat er eine Tasse Kaffee. "Setzen Sie sich ruhig.", entgegne ich und schaue wieder auf mein Handy. Der Stuhl wird zur Seite geschoben und der Mann setzt sich neben mich. "Ruhig ist gut. Kaffee soll doch das Gegenteil bewirken, oder?", fragt er. Ich nicke nur langsam. "Keine Schule heute?"
"Erst in einer halben Stunde.", antworte ich dem Mann und beäuge ihn skeptisch. Irgendwas stimmt hier doch nicht. Vielleicht ist er ja einer, der auf jüngere Mädchen steht. Besser ich halte Abstand.
"Es überrascht mich, dass du hingehst."
Verdutzt schaue ich ihn an. "Wie bitte?"
Der Mann rutscht näher an mich heran und holt ein Diktiergerät aus seiner Jacke. Sofort wird mir klar, was hier los ist. Dass er sich zu mir gesetzt hat ist kein Zufall. "Naja, nachdem die Polizei dich im Mordfall Bryce Walker ins Visier genommen hat. Wie fühlt sich das an?"
"Was zum... Wer sind Sie?", frage ich genervt.
"Austin James. Ich schreibe für den Evergreen County Register. Ich will nur über den Fall reden."
"Alter, mach dass du rauskommst.", höre ich Justin sauer hinter mir. Er funkelt den Reporter wütend an.
"Ich wollte nur einen Kaffee trinken.", entgegnet dieser ruhig.
"Alles klar,dann werden wir eben verschwinden. Aber wenn du nochmal hier aufkreuzt, sorge ich dafür, dass jemand in deinen Kaffe pisst.", meint Justin und zieht mich mit sich nach draußen. Auf dem Weg reicht er mir meinen Kaffee.
"Danke für die Rettung.", sage ich seufzend.
"Ja. Was für ein Arsch."
Wie recht er damit hat.
Die Sache ist die, als ich zu einer Person von besonderem Interesse erklärt werde, richten sich die Scheinwerfer auch auf Justin. Also ist es nur eine Frage der Zeit bis seine Geheimnisse ans Licht kommen.

In der Schule habe ich das Gefühl, dass mich alle anstarren. Ich kann fühlen, wie alle Augen auf mich gerichtet sind, während ich verzweifelt nach einem Ausweg suche. Gleichzeitig hoffe ich, dass Justin nicht der Killer ist. Seufzend öffne ich meinen Spind und würde am liebsten meinen Kopf hineinstecken. Damit mir das ganze Theater erspart bleibt. Doch so einfach ist das nicht. "Ignorier die einfach.", höre ich Ani plötzlich neben mir sagen.
"Die sind aber echt laut.", sage ich und hole mein Buch heraus.
"Ach, hör einfach weg."
"Du meinst, ich soll mich nicht verteidigen?", frage ich ungläubig.
"Es ist egal, was du sagst. Es ist nur wichtig, wie du wirkst. Und gerade kommst du wütend rüber. Nur schuldige Menschen sind wütend."
"Und vielleicht werden Menschen, die zu unrecht beschuldigt werden noch wütender.", entgegne ich und schließe den Spind. "Aber du bist ja noch nicht sicher, was ich bin, oder?" Ich will gerade gehen, doch ich halte inne und drehe mich noch ein einziges Mal zu Ani um. "Oh und dein toller Freund Bryce hat Oxy geschluckt."
"Und warum sagst du das?", fragt Ani mich mit gerunzelter Stirn.
"Bei der Beerdigung hat Justin das Zeug in seinem Zimmer gefunden."
"Hat Justin dir das erzählt? Und du glaubst ihm?"
"Ich glaub, dass Bryce das genommen hat.", antworte ich nach kurzem Zögern und verschwinde im Flur.

"Hat Bryce je mit Oxy gedealt?", frage ich Alex im Unterricht. Das ganze lässt mich nicht los. Und so wie Ani geschaut hat, als ich sie damit konfrontiert habe, ist irgendwas faul an der ganzen Sache.
"Nein, damit hat er nicht gedealt.", antwortet Alex mir.
"Wie kannst du dir da so sicher sein?", hake ich nach und spiele mit dem Stift in meiner Hand.
"Weil ich versucht hab, welches von ihm zu kaufen und er hat abgelehnt."
"Wieso wolltest du es denn?", frage ich und ziehe eine Augenbraue nach oben.
"Ich hatte eine Sehnenüberdehnung vom Gewichtheben. Ich wollte was, um den Schmerz wegzudrücken, aber er hat gemeint, dass macht zu leicht abhängig.", erklärt Alex mir.
"Klingt ja fast fürsorglich.", bemerke ich mit gerunzelter Stirn.
"Ja. Dachte ich mir auch. Wieso interessiert es dich, ob Bryce mit Oxy gedealt hat?"
"Naja, ich versuche herauszufinden, wer ihn umgebracht hat. Weil ich es nicht war.", erkläre ich ihm.
"Und was hat das Oxy damit zu tun?"
"Ich weiß es nicht.", gestehe ich seufzend und blicke wieder nach vorne. Irgendwas stimmt an Justins Geschichte nicht. Auch wenn ich ihm wirklich glauben will.

13 Reasons WhyWhere stories live. Discover now