Kapitel 85

8.5K 552 214
                                    

Seit meinem kleinen Gefühlsausbruch war mehr als eine Woche vergangen, eine deprimierend stille Woche. Meine einzigen Besucher um diese Zeit waren natürlich Harry und Niall, öfters aber mein bester Freund, da Harry sich um One Direction Kram kümmern musste. Die ganze Zeit dachte ich über Liam und am stärksten über Louis nach, ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte oder wollte. Tatsächlich hatte Liam versucht Louis' betrügerische Seite hervorzuholen, was für ein Egoist er doch war, beide der Jungs. Was konnte ich noch denken ? Eigentlich dürfte ich nicht so stinksauer auf Liam sein, denn... Keine Ahnung, trug Louis nicht die ganze Schuld ? Hätte Liam ihn in diesem Moment nicht ausgetrickst, wäre Louis nicht irgendwann später selber darauf gekommen, mich zu betrügen ?

"Prinzessin ?", Niall's besorgte Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich leicht erschrocken zusammenzucken. Dabei stieß ich meine dampfende Tasse mit Tee von der Küchentheke und mit einem Klirren flogen die einzelnen Keramikteile über den Boden. Leise fluchte ich vor mich hin, während ich mir ein Tuch schnappte und anfing, das kleine Durcheinander aufzuräumen. Niall's Gestalt erschien neben mir und hockte sich neben mich, um mitzuhelfen die Scherben aufzusammeln.

"Tut mir leid.", murmelte ich, legte die Tassenscherben auf das Tuch, "Mir geht's nicht so blendend, Ni."

"Verständlich.", sagte Niall und lächelte mich lieb an, "Mach's dir auf der Couch gemütlich. Ich räume den Rest schon alleine auf."

Kurz nickte ich und stand auf, verließ die Küche und ließ mich im Wohnzimmer, wie angeordnet, auf die Couch fallen. Erschöpft fuhr ich mit den Händen durchs Haar und atmete tief durch, schloß für einen Moment meine Augen. Wiedermal fing ich an, zu viel nachzudenken und diese Eigenschaft an mir verabscheutere ich, denn manchmal machte dies alles komplizierter. Alle meine Eigenschaften störten mich, ich selber störte und es brachte mich um den Verstand. Langsam aber sicher wurde ich verrückt im Kopf, na wunderbar. Schon seit einigen Tagen bildete ich mir Louis ein, hörte sein fröhliches altes Lachen in meinen Ohren und um dem allen aufzuweichen, schaltete ich einfach Musik an und drehte die Lautstärke voll auf. Ich wollte nichtmehr an Louis erinnert werden, er brauchte mich nicht und war vollkommen glücklich in seinem Leben. Nur ich war immer wieder der Unglückspilz, nichts konnte ich richtig machen, vergeigte jede auch nur kleinste Sache. Genervt stöhnte ich auf und legte mich mit dem Gesicht in die Couch, wollte rumschreien und mein eigenes Wesen verfluchen. Ständig geschah mir das schlimme und falsche...

"Harold ist da !", rief Niall freudig durch das Haus, als man die Haustür aufgehen hörte und ich musste anfangen zu schmunzeln. Es war schön, dass mein Bruder seine Freizeit bei mir und öfters auch Niall verbrachte. Ich zwang mich von der Couch aufzustehen, tapste zu einem krank lachenden Niall und augenverdrehenden Harry im Korridor. Gerade als mein großer Bruder mich aus den Augenwinkeln entdeckte, musste ich bei seinem Anblick anfangen heimlich zu kichern. Fast schon frustriert, doch mit einem zurückgezogenen Grinsen, warf er die Arme in die Luft und fragte schmollend: "Sehe ich so bescheuert aus ?"

Vor lauter Lachen musste Niall sich an der Wand abstützen und wischte sich Tränen aus den Augenwinkeln, während ich herzlich meine Arme um Harry schloß. Er drückte mich einmal kräftig und platzierte einen Schmatzer auf meinen Ansatz.

"Wieso bemerke ich erst jetzt, dass du einen... Anderen Style hast ?", fragte ich etwas amüsiert und wuschelte meinem großen Bruder durch sein ziemlich langgewordenes und gelfreies Haar. Das merkwürdige dabei war noch, dass er einen komischen langen Mantel und einen langen Schal über den Schultern trug.

"Gefällt's dir nicht ?", fragte Harry gespielt verletzt und hielt sich dramatisch die Hände vor die Brust.

"Gewöhnungsbedürftig.", antwortete ich ihm ehrlich lächelnd, wie sehr ich meinen albernen großen Bruder doch liebte. Währenddessen hatte Niall langsam aufgehört zu lachen und japste schon nach Luft, Harry zeigte ihm stinkig den Mittelfinger, woraufhin Niall ihm beide Mittelfinger entgegenstreckte.

c'mon c'mon » l.t. ✓Where stories live. Discover now