Kapitel 104

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Am nächsten Morgen spazierte ich, nach einer anstrengenden Fahrt in der überfüllten Underground, frisch gemacht in das Gebäude der New York Times und ein angenehmer Duft von frischen Kaffee stieg mir in die Nase. Entzückt zeichnete sich ein Lächeln auf meine Lippen, schon jetzt ahnte mein Bauchgefühl, dass dieser erste Arbeitstag wunderbar laufen würde. Mit einem selbstbewussten Gefühl marschierte ich quer durch die menschenleere Eingangshalle, überprüfte dabei erneut all die Papiere, die mir Mr. Adams gestern mitgegeben hatte.

Völlig in meine Unterlagen vertieft, achte ich nicht darauf, ob jemand in diesem Moment direkt auf mich zu ging, bis eine Person regelrecht gegen mich stieß und die Papiere schwebten von meinem Arm auf den Boden hinab. Unmittelbar hielt ich mir die dezent schmerzende Stelle am Oberarm, da wo die Person mit mir kollidiert ist und etwas ärgerlich schaute ich hinauf, traf mitten in Damiens funkelnden braunen Augen, die mich entschuldigend anstarrten. Von einer Sekunde auf die Andere schwand mein Ärgernis und wurde durch ein warmes Lächeln ersetzte

"Verzeih mir, Helen", murmelte Damien peinlich berührt und wandte den Blick zu Boden, realisierte, dass die Papiere noch da unten lagen und kniete sofort nieder. "Ich war in meinen Gedanken vertieft."

"Schon okay", entgegnete ich heiser lachend und half ihm, die Papiere einzusammeln. "Um ehrlich zu sein, war ich ebenso unaufmerksam."

Ein heimliches Grinsen zierte Damiens leicht rosigen Lippen, wobei deutlich seine Grübchen an den Seiten heraus stachen und ihn sehr liebreizend und jung wirken ließen. Ein Hauch von Rosa bildete sich auf seinen Wangenknochen und zugegeben, im Großen und Ganzen gefiel mir seine charmante Schüchternheit. Über mich selbst den Kopf schüttelnd, konnte ich einfach nicht nachvollziehen, weswegen er überhaupt dermaßen beschämt wurde bei meiner Anwesenheit. Wir beide kannten uns bloß seit etwa einem Tag und dies waren nicht einmal 24 Stunden. Dennoch schmeichelte mich sein Verhalten meiner Person gegenüber.

Gerade als ich nach dem letzten Blatt greifen wollte, bückte ich mich weit genug vor, dass ein Gegenstand aus meiner Handtasche fiel und leider hatte Damien dieses sofort bemerkt. Ihm merkte man es an, dass er äußerst amüsiert war und sich einfach kein freches Lächeln verkneifen mochte. Denn unangenehmer Weise ist Sir Friendly meiner Handtasche entflohen und hastig schnappte ich nach dem Teddybären, doch Damien kam mir zuvor und betrachtete ihn als wäre es ein seltener Käfer. Während ich am liebsten vor Peinlichkeit im Boden versinken wollte - ich meine, der erste Arbeitstag und einer deiner neuen Kollegen bekommt dein Stofftier zu Gesicht. Habe ich vergessen, Sir Friendly herauszunehmen? -, vernahm ich nur ein heiseres Gelächter von Damien und als ich aufblickte, begegneten meine Augen seinen braun-bernsteinen, sie trafen mitten ins Schwarze. Vom Nahen betrachtet, entdeckte ich einen Goldschleier in diesem samten Braun seiner Augen. Offenbar habe ich ununterbrochen in diese faszinierenden Augen Damiens gestarrt, denn er wandte erneut den Blick von mir ab und ich fragte mich, ob die Situation zwischen uns noch peinlicher werden konnte. Letztlich überreichte Damien mir seinen eingesammelten Exemplare und dazu Sir Friendly, den ich ruckartig an die Brust zog und wahrscheinlich wie ein kleines Mädchen aussah.

"Danke", sagte ich, lächelte Damien lieb und vorsichtig entgegen, unterdrückte ein nervös Kichern. Verständlich und schmunzelnd nickte, plötzlich schien es, als wäre ihm eben etwas wieder in den Sinn gekommen. Den er runzelte die Stirn und zog ein lustiges Gesicht, das mich unwillkürlich anfingen ließ, in mich leise hinein zu lachen und ich spürte ein Stück Entlastung der Peinlichkeit. Verwirrt fragte ich nach: "Ist etwas?"

Auf einmal schlug Damien sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, was ihm einen irritierten und schiefen Blick von mir eingebrachte, dann platzierte er eine Hand auf die Brust und sog dramatisch die Luft ein. Wie konnte man bloß bei solch einem Anblick nicht lachen? Offenbar freute es ihn, dass sein Humor mir ein Lachen aufzwang und lächelte deswegen triumphierend, hielt mir die Hand entgegen und meinte: "Echt peinlich, dass mir erst in diesem Moment wieder eingefallen ist, dass du nun meine neue Kollegin bist. Also- eh, nicht, dass ich dich von gestern auf heute völlig vergessen habe! Ganz und gar nicht. Denn mal ehrlich, wie kann man eine dermaßen attraktive Frau überseh-"

c'mon c'mon » l.t. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt