38. Corvin

415 28 0
                                    

Unsanft wurde ich aus meinem Genesungsschlaf gerissen. Irgendjemand hatte mich an den Schultern gepackt und schüttelte mich kräftig durch. Dabei drückte derjenige genau auf meine Wunde an der linken Schulter. Schmerzgepeinigt knurrte ich auf und öffnete die Augen.

Mein Blick begegnete jäh den wunderschönsten, silbernen Augen der Welt. Sofort war der Schmerz vergessen und Freude machte sich in mir breit. Sie lebte noch und war wohl auf, jubelte es in meinem inneren. Ich hatte mir wirklich sorgen gemacht, als wir von der verdammt, missglückten Übergabe wiedergekommen waren. Nelly war so unnatürlich ruhig in meinen Armen gewesen und egal, was ich dagegen versuchte zu unternehmen, ihr Zustand veränderte sich nicht, bis ich schließlich neben ihr einschlief.

Jetzt funkelten ihre herrlichen Augen sehr lebendig und auch sehr wütend zu mir hinunter. Ich registrierte Letzteres kaum. Stattdessen wurde mir gerade nur allzu bewusst, dass sie sich breitbeinig auf mich gesetzt hatte und sich immer noch an meiner Schulter abstützte. Meine Freude vermischte sich mit ungezügeltem Verlangen. Ohne groß darüber nachzudenken, packte ich die kleine Hexe an der Hüfte und drehte mich um. Nun lag sie komplett überrumpelt unter mir. Ich nutzte ihre Überraschung aus und presste stürmisch meine Lippen auf ihre. Ein paar Sekunden leistete sie wiederstand, doch dann schmolz sie nur so dahin in meinen Armen. Den Moment, in dem sie sich mir ganz hingab, spürte ich gerade zu Tief in meinem Herzen. Meine Hände strichen an ihren Flanken auf und ab und schlüpften irgendwann unter ihr T-Shirt, um ihre weiche Haut zu spüren. Genussvoll rekelte sich Nelly unter meinen Berührungen und ihre Hände krallten sich fest in meine Haare.

Als ich jedoch mehr wollte, stieß sie mich plötzlich zurück. Nur dank ihrer Magie schaffte sie es überhaupt, mich von sich zu schieben. Verwirrt über ihre plötzliche abwesende Reaktion starrte ich sie an, während meine Brust sich heftig hob und senkte.

„Komm her." Kam es mir rau über die Lippen und ich streckte auffordernd meine Arme ihr entgegen.

Abwehrend hob sie die Hände und wich leicht zurück, während sie versucht, mühsam wieder zu Atem zu kommen. „Nein!"

„Doch!" knurrte ich und bewegte mich zu schnell für sie über die Matte. Doch ich prallte ich gegen eine unsichtbare Wand. Egal, wie sehr ich versuchte, an ihr vorbei zu kommen, es klappte nicht. Zornig schaute ich die Frau auf der anderen Seite an. „Mach das weg!"

„Nein!" trotzig hob sie das Kinn und ich konnte immer noch ihre vor verlangen geweiteten Pupillen sehen. Warum tat sie uns das an? „Wir müssen reden."

„Reden können wir später, verdammt nochmal. Jetzt brauch ich dich!" Erneut versuchte ich an der Wand vorbei zu kommen. Keine Chance. Null. Nada. Nichts. Verdammt! „Nelly, komm sofort her. SOFORT!"

„Was hat es mit dem Buch aus der Bibliothek auf sich?" Es dauerte etwas, bis ich ihre Worte registrierte. Das Tier in mir drehte gerade völlig am Rad. Es wollte die kleine Hexe verdammt noch mal JETZT in meinen Armen haben. Ich war ganz seiner Meinung. Daher kamen die Worte erst relativ spät bei mir im Gehirn an und selbst dann war ihre Verarbeitung sehr, sehr langsam. Naja, mein Denkorgan war auch gerade auf einem Kurztrip auf Wolke sieben gewesen und kam jetzt unsanft wieder in meinem Körper an, nachdem die Wolke geplatzt war. Kein Wunder das ich etwas brauchte.

„Corvin? Was. Hat. Es. Mit. Dem. Buch. Auf sich?" fragte Nelly nochmal, als ich immer noch nicht reagiert hatte. Dabei betonte sie jedes Wort einzeln, als würde sie mit einem Kleinkind reden.

Geschlagen gab ich es auf, zu ihr kommen zu wollen und kreuzte meine Arme über der Brust. „Wie kommst du denn jetzt darauf?"

„Ich..." sie zögerte kurz. „Ich hab davon geträumt." Geträumt? Sofort spitzte ich meine Ohren und war auf der Hut.

Dämon - Höllisch VerhextWo Geschichten leben. Entdecke jetzt