16. Nelly

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Ohne zu Blinzeln starte ich die Stuckrose an der Decke an. Ich lag auf der Couch und langweilte mich zu Tode. Lucky war bei Eva. Sie sorgte dafür, dass er Raus kam und sein Geschäft erledigen konnte. Abends brachte sie ihn zwar zurück, aber am Tag fehlte Lucky mir. Ohne ihn war es noch langweiliger als sonst. Er war der Einzige, mit dem ich ungestraft Kontakt haben konnte. Nein, das war Falsch. Es gab ja schließlich noch Hektor und der versuchte mir, meinen Zimmerarrest so angenehm wie möglich zu gestallten. Trotzdem waren die vergangenen fünf Tage zum kotzen langweilig gewesen. Die einzigen Abwechslungen waren die drei Stunden, in denen ich in der Bibliothek arbeitete und das waren keine Angenehmen.

Jedes Mal, wenn ich dieses verdammte Buch abschrieb, taten danach mein Arm und die Augen höllisch weh. Die Schmerzen waren nach den drei Stunden kaum noch auszuhalten. Als Hektor nach dem ersten Tag meine knallroten, gereizten Augen sah und mitbekam, wie ich meinen rechten Arm stützte, besorgte er mir eine schmerzlindernde Salbe. Er hinterließ mir genaue Anweisungen, wie ich sie anwenden sollte. Danach ging es mir merklich besser. Heute hatte ich mir trotzdem ein Tag frei von der Bibliothek genommen. Ein großer Fehler, wie ich schnell festgestellt hatte. Nach einem ausführlichen Bad gab es nichts, was ich zu tun hatte. Der Anruf bei meinen Eltern war viel zu schnell vorbei, weil sie irgendwas zu tun hatten. Neue E-Mails hatte ich auch nicht bekommen, um die ich mich hätte kümmern müssen. Daher war seit gut vier Stunden tote Hose bei mir.

Ich starte hoch an die weiße Rose an der Decke und versuchte die Wut auf einen gewissen dunkelhaarigen Dämon zu unterdrücken. Es brachte schließlich nichts, wenn ich mich an jedem Tag über ihn aufregte. Meine Zeit konnte ich mit eindeutig angenehmeren Sachen verplempern! Ein Beispiel dafür wäre, diese wunderschöne Stuckrose an der Decke hier im Wohnzimmer mehrere Stunden ausgiebig zu betrachten - hallo Ironie, willkommen in meinem Leben. Ein verbitterter Seufzer entrang mir. Wenn dieser verdammte Dämon sich je wieder hier Blicken lassen würde, dann Gnade ihm Gott!

***

Ich war gerade am weg dösen, als mich das Vibrieren meines neuen Handys hochschrecken ließ. Ich hatte es auf Vibration gestellt. Verwirrt schaute ich auf das kleine durchsichtige Ding, was auf dem Couchtisch lag und vor sich hin surrte. Die Nummer war unterdrückt, also konnten es schon mal nicht Hektor, Eva oder meine Eltern sein. Also wer rief mich da an? Konnte es Corvin sein? Gab es in der Hölle Handy empfang? Egal! Na warte, der würde etwas von mir zu hören bekommen!

Schnell griff ich nach dem kleinen summenden Ding und begrüßte den Anrufer mit einem barschen „Was?".

„Dir auch einen schönen guten Tag, Nelly." Hörte ich eine amüsierte Stimme am anderen Ende.

Überrascht schaute ich kurz auf mein Handy, ehe ich es wieder an mein Ohr hielt. „Nataneal Morrell?! Bis du das wirklich?" Nat war ein Jugendfreund von Martin gewesen. Über ihn hatten wir uns kennengelernt und er war schnell einer meiner wenigen Freunde geworden. Das letzte Mal als ich Nate gesehen hatte, da zeigte er mir das Grab von meinem Verlobten.

„Sí Schätzchen. Der und kein anderer."

Ich lachte auf. Meine Wut auf Corvin und die Lageweile waren vergessen. „Das glaub ich jetzt nicht. Von dir hab ich ja eine Ewigkeit nichts mehr gehört!"

„Das beruht aber auf Gegenseitigkeit, Nelly Schätzchen."

„Ich bin aber nicht die, welche ihre Nummer immer unterdrückt."

Lachend antwortete er. „Eiskalt erwischt, Süße. Wirklich, Eiskalt erwischt."

Ich schmunzelte und lehnte mich entspannt auf dem Sofa zurück. „Also Nat, was gibt's, dass du dich jetzt so überraschend meldest?"

„Ach Schätzchen, welchen der vielen Gründe soll ich dir denn nennen?" fragte er belustigt. „Seid du ein paar Tage verschwunden bist und urplötzlich wieder auftauchst ohne, dass du verrätst wo genau du bist, stieg das Interesse an deiner Person enorm an." Im Klartext: meine Eltern und der Hexenrat hatten ihn beauftragt mich zu finden.

Dämon - Höllisch VerhextDonde viven las historias. Descúbrelo ahora