9. Nelly

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Verdammt wütend stürmte ich in mein Wohnzimmer und schlug krachend die Tür hinter mir zu. Lucky, der bis eben scheinbar vor dem Kamin geschlafen hatte, sprang erschrocken auf alle vier Pfoten und bellte laut. Ich ignorierte ihn einfach und rannte in mein Schlafzimmer. Doch was wollte ich da? Fluchend trete ich mich um und stapfte zurück ins Wohnzimmer. Lucky lag wieder dösend vor dem Kamin und beachtete mich nicht.

Er hatte es gewagt, mich einfach rauszuschmeißen, ohne auch nur ansatzweise auf eine meiner letzten Fragen zu antworten. Wütend biss ich die Zähne zusammen und ballte die Fäuste, bevor ich weiter in das Speisezimmer rannte. Statt mir zu Antworten hatte er Hektor hereingerufen und mich rausgeworfen.

„Dieser verdammte Dämon!" Schrie ich in den menschenleeren Raum. Doch es half nichts, ich war noch genauso wütend wie vorher auf diesen Idioten. Er hatte mich behandelt wie einen... wie einen... verdammten Hund! – Sorry Lucky.

Ich nahm mir vor, meinen vierbeinigen Freund ab jetzt noch besser zu behandeln.

Nach dem ich den Esstisch einmal umrundet hatte, marschierte ich zurück ins Wohnzimmer.

Was hatte mich eigentlich dazu bewogen, diesem Idioten hinterher zu rennen? Hätte ich ihn doch einfach gehen gelassen, statt meiner Neugierde und Verzweiflung nachzugeben. Innerhalb von wenigen Minuten hatte er mich mit seinem Duft und Charm umsponnen und was letztendlich dabei rausgekommen war, sah ich ja jetzt: wenige Antworten, dafür tausende neue Fragen.

Ich nahm kaum noch war, wohin mich meine Füße trugen. Wütend drehte ich Runden durch meine Räume, bis ich irgendwann in der Mitte meines Arbeitszimmers ankam. Gerade im Begriff mich auf meinen Fersen umzudrehen und wieder ins Wohnzimmer zu stapfen, ließ mich der Anblick des Schreibtisches erstarren.

Zum ersten Mal, seit ich die Wohnung wieder betreten hatte, stand ich still. Unfähig mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen starrte ich den Laptop, das Smartphon sowie das Tablet an, welche auf dem Tisch lag. Ein Aufblitzen im Augenwinkel ließ mich herumwirbeln zum Billardtisch. Säuberlich aufgereiht lagen dort meine Waffen. Alle meine Waffen – von der Nadel aus meinem Zopf bis hin zur Automatik, die an meinem Gürtel hing. Außerdem entdeckte ich mehrere Waffen, die vorher nicht in meinem Besitz gewesen waren.

Wie im Traum durchquerte ich den Raum und fuhr mit zitternden Fingern über den juwelenbesetzten Griff einer der Dolche. Diesen Dolch hatte mir Martin geschenkt als er... als er... Tränen traten in meine Augen, während ich von Bildern der Erinnerung überschwemmt wurde. Martin der vor mir in die Knie ging und um meine Handanhielt. Ich, wie ich überglücklich lachte und gleichzeitig weinte, während ich „Ja, ja, ja!" sagte. Er, wie er mich laut lachend hochhob und herumwirbelte, bevor er mich überschwänglich küsste und mir den Dolch als Verlobungsgeschenk überreichte. Kein Ring, für so was hatte ich nichts übrig und das wusste Martin ganz genau. Er kannte mich einfach viel zu gut.

Die Erinnerungen wurden auf einmal düster. Plötzlich war meine Hand, die den Dolch hielt, mit Blut besudelt und vor mir lag der Körper eines Dämons. Des Dämons, der Martin getötet hatte.

Nein! Erschrocken ließ ich den Dolch los und fuhr vom Billardtisch zurück. Warum erinnerte ich mich an das? Hatte ich nicht alle Erinnerungen, welche mit Martins tot zu tun hatten, in den hintersten Winkel meines Gehirns verbannt? Warum kamen sie jetzt wieder zum Vorschein?

***

Fluchtartig verließ ich das Zimmer und hoffte, damit auch alle Fragen und Erinnerungen hinter mich zu lassen. Aber es klappte nur Teilweise. Während ich eine ausgiebige Dusche nahm, tauchten immer wieder Bilder von dem Nachmittag meiner Verlobung auf. In der Hoffnung diese unerwünschten Bilder loszuwerden, drehte ich das Wasser auf eiskalt. Laut fluchend, stand ich eine gefühlte Ewigkeit unter dem eisigen Wasserstrahl, doch es half. Als ich das Wasser abstellte waren meine Gedanken geordnet und alles Unerwünschte in die Tiefen meines Bewusstseins verbannt.

Dämon - Höllisch VerhextWhere stories live. Discover now