8. Corvin

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Eine Stunde später.

„Was hast du dir dabei gedacht?!" schrie Hektor mich an.

„Jetzt gehst du zu weit!" kalt schnitt meine Stimme durch den Raum und drohend ragte ich vor ihm auf, nur wenige Zentimeter größer als er. „Ich weiß selber, dass ich einen Fehler gemacht habe. Jedoch gibt dir das noch lange nicht das Recht, mich so anzuschreien!"

Der blonde Dämon holte mehrmals tief Luft, um sich zu beruhigen. Es gelang ihm, aber nur knapp. Seine Katzenaugen leuchteten immer noch bedrohlich. „Kannst du mir bitte verraten, was in dich gefahren ist, damit du fast die Hexe getötet hast?"

„Ich hätte sie nicht getötet."

„Na klar." Er schnaubte verächtlich „Das sah aber ganz anders aus."

„Stellst du mein Wort in Frage?" ich schaute ihm in die Augen, hielt seinen Blick gefangen. Macht floss zwischen uns hin und her.

Nach ein paar Sekunden ergab er sich und zischte schließlich „Nein, natürlich nicht." Ich ließ seinen Blick frei und er wich ein paar Schritte vor mir zurück.

Mit den Armen auf dem Rücken, wand ich mich zum Fenster meines Arbeitszimmers um und schaute in den Garten hinaus. Der nachmittägliche Himmel war mit dicken fetten Regenwolken verhangen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die ersten Tropfen fallen würden.

„Sie hat mein Wort untergraben vor den Energiespendern." Klärte ich meinem Freund ruhig auf. „Ich hab ihr nur gezeigt, was ich bin, um ihr Angst einzujagen und ihr zu demonstrieren, wie stark ich bin. Jetzt wird sie sich hoffentlich zweimal überlegen, ob sie mein Wort einfach so in Frage stellt."

„Das mit der Angst hat auf jeden Fall funktioniert." Hektor schien sich jetzt wieder ganz unter Kontrolle zu haben. „Sie hatte eine Panikattacke und hat daraufhin auch das Bewusstsein verloren."

„Hoffentlich hat sie daraus gelernt!"

„Ich habe sie in ihre Gemächer gebracht."

„Gut."

Ein kurzes Zögern. „Wie wird es jetzt weiter gehen?"

„Die Zeit läuft uns davon." Ich wand mich ab und sah zu der Vitrine hinüber, in der das Schwert lag. Es sah immer noch unspektakulär aus und zeigte kein Anzeichen von Magischen Aktivitäten, doch die kleine Hexe wollte es unbedingt haben. „Ich werde ihr ein Angebot unterbreiten, welches sie nicht ablehnen kann."

Hektor zögerte nochmal „Du solltest dich erst mal von ihr fernhalten."

Wut durchzuckte mich. „Wieso?" Ein Wort, kalt wie Eis.

Hektor hob nur fragend eine Augenbraue als Reaktion, doch seine Antwort blieb schlich. „Du hast ihr einen riesigen Schock eingejagt. Sie wird nicht sehr erfreut sein, dich in der nächsten Zeit zu sehen."

„''Nicht erfreut''" ich verdrehte die Augen „Du untertreibst! Aber sie wird wohl dadurch müssen, denn ich werde mich nicht von ihr fernhalten!"

„Hältst du das für klug?"

„Nein. Aber ich bin einen Dämon, seit wann handle ich klug?"

***

Nein, es war wirklich nicht klug, dass ich mich gerade auf dem Weg zu den Gemächern der kleinen Hexe befand. Aber was solls, früher oder später musste sie sich mit mir und meinem Wesen auseinandersetzen. Momentan war früher besser als später.

Vor der Tür von Nellys Räumen blieb ich stehen. Ich holte einmal tief Luft und ermahnte mich zum tausendsten Mal, mein aufbrausendes Wesen zu zügeln. Ich würde lieb und freundlich mit der kleinen Hexe reden. Noch ein tiefer Atemzug, dann klopfte ich an.

Dämon - Höllisch VerhextWhere stories live. Discover now