23. Nelly

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Entsetzt weiteten sich meine Augen, als ich dabei zusah wie Corvin auf die Cora und Hektor zuging und dabei seine Hände zu Klauen wurden sowie ein tiefes Knurren aus seiner Brust ertönte.

Eine warme Hand legte sich auf meinem Unterarm und erschrocken schaute ich zu der weißhaarigen Frau – Ana – neben mir.

Beruhigend Lächelnd schaute sie mich aus ihren violetten Augen an. Sie war ein gutes Stück kleiner als ich. „Wir sollten reingehen. Ich glaube hier draußen wird es gleich etwas unangenehm."

Ich schüttelte nur den Kopf und wich eilig ein paar Schritte von ihr zurück. Schließlich war sie eine verdammte Dämonin und ich war unbewaffnet und konnte meine Magie nicht einsetzten. Ich war ein Reh vor der Flinte des Jägers. Garantiert würde ich nicht meinen einzigen Schutz aufgeben und mit ihr ins Haus gehen – auch wenn dieser einzige Schutz aus dem dunkelhaarigen Dämon namens Corvin bestand, der gerade zwei weitere Dämonen gepackt hatte und zehn Zentimeter über den Boden baumeln ließ.

„Corvin hat eben erwähnt, dass du unter seinem Schutz stehst." Sprach Ana plötzlich, als wüsste sie, was in mir vorging. „Und glaub mir, ich werde mich ganz gewiss davor hüten, mir den Zorn des Höllenfürsten zuzuziehen. Ich hätte noch nicht mal ansatzweise eine Chance gegen ihn."

Komischer weise glaubte ich ihr tatsächlich und wurde merklich ruhiger. Mein Puls nahm wieder eine langsamere Geschwindigkeit an und mein Atem wurde gleichmäßiger. Und als Ana mich diesmal am Arm nahm und mich in die Eingangshalle zog, ging ich ohne zu zögern mit.

***

Mit großen Augen schaute ich mich in dem elegant eingerichteten Raum um. Bisher war mir total entgangen, dass es hier im Erdgeschoss einen Salon gab. Ich sollte mir in den nächsten Tagen wirklich mal das ganze Haus anschauen. Jetzt saß ich hier auf einem der drei smaragdgrünen Sofas und bewunderte diese stilvolle Gestaltung des Raums, während ich von meinem Wein trank.

Die Dämonin Ana hatte die gegenüberliegende Couch in Beschlag genommen, die Beine untergeschlagen und hang ihren eigenen Gedanken hinterher. Sie wirkte so harmlos, wie sie dort saß und doch war sie eine gefährliche Dämonin. Stufe acht würde ich schätzen oder in Corvins Einteilung: stark. Die Dämonin, die für Martins Tod verantwortlich ist, war ungefähr auch so stark und fast hätte sie mich auch auf dem Gewissen.

Den beruhigenden Worten von Eben zum Trotz, spürte ich erneut Angst in mir aufsteigen. Oh man, ich sollte mich echt auf etwas anderes konzentrieren, zum Beispiel auf diese sehr hässliche Vase – hellrosa mit kleinen Kätzchen – dort auf dem Kaminsims. Ernsthaft, wer war so blind, um diese Scheußlichkeit überhaupt anzuschauen und dabei nicht tot umzufallen, geschweige denn sie zu kaufen? Meine Gedanken schweiften um dieses Thema und ich schaffte es tatsächlich die weißhaarige Dämonin nur noch am Rande wahrzunehmen.

„Sogar auf einer Trauerfeier ist mehr Stimmung, als bei euch zwei Ladys." Überrascht zuckte ich zusammen und schaute zum Eingang. Corvin stand mit verschränkten Armen an den Türrahmen gelehnt. In seinen schwarzen Augen lag ein belustigter Ausdruck.

„Brauchst du Stimmung, wende dich an Caro. Ich dagegen genieße jede Minute der Ruhe, die ich bekommen kann." Meinte Ana trocken, stand auf und leerte ihr halbvolles Weinglas in einem Zug. Sie stellte es auf dem Couchtisch ab und lief – nein, tanzen würde es besser treffen – zu Corvin. Mit einer raschen Bewegung zog sie an seinem Arm und flüsterte etwas sein Ohr. Meine Ohren waren gespitzt, doch ich konnte kein Wort verstehen. Mit zusammengekniffen Augen verfolgte ich, wie sie Corvin losließ, ihm ein Lächeln schenkte und an ihm vorbei durch die Tür verschwand. Aus einem mir unerfindlichen Grund, hatte ich plötzlich das Bedürfnis, der kleinen Dämonin hinterher zu rennen und ihr einen kräftigen Tritt in den Hintern zu geben. Das Bedürfnis wurde noch verstärkt, als ich sah, wie Corvin ihr mit nachdenklich gerunzelter Stirn hinterherschaute.

Nelly, reiß dich zusammen! Er. Ist. Ein. Verdammter. Dämon! Schalte ich mich innerlich und verpasste mir zusätzlich einen imaginären Tritt in meinen Allerwertesten. Danach leerte ich mein Glas Wein ebenfalls in einem Zug und schenkte mir nochmal kräftig nach. Als ich es gerade erneut leeren wollte, wurde es mir aus der Hand genommen und ich schaute gerade noch rechtzeitig hoch, um zu sehen, wie der letzte Rest der alkoholischen Flüssigkeit in Corvins Mund verschwand. Mir blieb der Mund offenstehen. Mistkerl!

„Hey!" Rief ich empört. „Das war mein Glas und mein Wein!"

Er zuckte nur mit den Schultern und ließ sich neben mir auf das Sofa fallen. „Mein Haus, meine Sachen." Hatte ich es schon erwähnt? Mistkerl!

Ich schnappte mir mein Glas und die Flasche und goss mir erneut ein. Wieder wurde es mir aus den Fingern gerissen und wieder verschwand der Wein in seinem Mund und nicht in meinem. So ein Idiot! Wütend schaute ich auf meine leere Hand und ballte sie zur Faust. Wie die sich wohl in Corvins Gesicht machen würde? Überlegte ich, aber das würde mir den Wein auch nicht wiederbringen – Seufz. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als mein Blick auf meine andere Hand viel. Ohne zu zögern hob ich die Flasche an meine Lippen und trank einen großen Schluck.

„Das ist aber nicht Ladylike."

Jetzt war ich diejenige, die mit den Schultern zuckte. Ladylike oder nicht, ich konnte was trinken, ohne dass mir ein gewisser Dämon meinen Wein wegnahm. Das war es mir wert.

Corvins Glas tauchte vor meiner Nase auf. „Bekomme ich auch noch etwas?"

„Bitte?"

„Bekomme ich auch noch etwas? Hab ich gefragt."

War da jemand etwa schon gereizt? „Das hab ich schon verstanden, aber wo ist in diesem Satz das Wort ''Bitte''?"

„Ein Dämon hat dieses Wort nicht in seinem Wortschatz."

„Dann solltest du es schnell aufnehmen, denn solange bleibt mein Wein MEIN Wein." Siegessicher stand ich auf und ging zur Tür, nebenbei trank ich aus der mittlerweile ziemlich leeren Flasche.

Zu früh gefreut. Mehr als drei Schritte schaffte ich nicht. Grob wurde ich an der Hüfte gepackt und umgedreht. Ehe auch nur der kleinste Laut meine Lippen verlassen hatte, waren Corvins Lippen auf meinen und er küsste mich fordernd. Panisch riss ich die Augen auf und wollte ihn wegstoßen, doch das Funktionierte irgendwie nicht. Dann breitet sich Ruhe in mir aus und ich ließ mich mit geschlossenen Augen gegen ihn sinken und erwiderte den Kuss. Sein Griff wurde sofort fester. Alles um mich herum sowie meine Bedenken und Sorgen gerieten in Vergessenheit und mein Körper übernahm die Führung. Meine Atmung und mein Herzschlag wurden schneller, mein Blut erhitzte sich, meine Hände vergruben sich wie von selbst in seinen schwarzen Haaren und ich presste mich noch weiter an ihn. Oh man, dieser Dämon küsste einfach himmlisch!

So plötzlich wie der Kuss begonnen hatte, hörte er jedoch auch wieder auf. Komplett verdattert sah ich den dunklen Dämon an, der mit einem listigen Lächeln die Weinflasche an seinen Mund hob und austrank. Dieses... dieses... Arschloch! Wütend drehte ich mich auf dem Absatz um und rauschte aus dem Raum. Corvins Lachen verfolgte mich bis in die Eingangshalle. Mistkerl!

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LG eure MaSoFeh :)

Dämon - Höllisch VerhextWo Geschichten leben. Entdecke jetzt