36. Nelly

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„Geht's wieder?"

Ob es wieder ging? Ernsthaft? Wie sollte es wieder gehen, wenn ich mich vor Kälte bibbernd kaum selber auf den Füßen halten konnte und mich daher an diesen verdammten Dämon lehnen musste? Er hätte mich ja auch vorwarnen können, dass der Gegenwind des halbstündigen Fluges arschkalt sein würde, dann hätte ich mich wärmer angezogen. Aber nein, Mister Dämon hatte ja kein Wort darüber verloren. Und jetzt hatte ich den Salat, stand hier und war heilfroh über die dämonische Wärme von Corvin, obwohl ich ihm am liebsten mehrfach kräftig in den Allerwertesten getreten hätte.

Warme Finger hoben mein Kinn an, so, dass ich in die schwarzen Augen des vermaledeiten Dämons schauen musste. „Antwortest du mir auch mal?"

Wütend funkelte ich ihn nur an und drückte mich noch weiter an seinen Körper. Meine Hände waren schon vor gefühlten Ewigkeiten unter seinem Mantel verschwunden. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir das Gefühl seiner nackten, muskulösen Haut unter meinen Händen nicht gefallen würde. - Es war himmlisch!

Der Mantel passte Corvin nun wie angegossen, da er in seiner wahren Gestallt gut einen halben Meter größer war. Ich konnte im Futter des dunklen Stoffes mehrere Waffen fühlen, die in verborgenen Taschen und Schlaufen steckten. Doch das Schwert konnte ich nicht entdecken, aber das war gerade auch nicht so wichtig. Wichtiger war seine Körperwärme.

Corvin beugte sich zu mir hinab. Sein Atem streifte mein Ohr, während er flüsterte: „Wenn du mir nicht antwortest, werde ich davon ausgehen, dass dir nicht wärmer geworden ist und dann, werde ich mir eine andere Möglichkeit ausdenken müssen, dass du mir nicht wegen Erfrierungen wegstirbst."

Überrascht riss ich die Augen auf und wollte eilig ein paar Schritte zurückweichen. Doch seine starken Arme hatten sich blitzschnell um meine Taille geschlungen und ließen mich nicht gehen. Egal, wie sehr ich gegen seine steinharte Brust drückte, er bewegte sich kein Millimeter. Mistkerl!

„Lass mich los. Sofort!" fauchte ich ihn zornig an.

„Wieso?" Schnurrte er. Schnurrte?! Hatte ich mich gerade verhört? Nein, eindeutig nicht. Der verdammte Dämon schnurrte tatsächlich. „Du gefällst mir an meiner Brust." Ernsthaft?!

„Stopp! Corvin Stopp!" Mit erhobenen Händen drückte ich gegen sein Gesicht, dass sich in meinen Haaren vergraben hatte. „Das geht nicht! Du hast mich die ganze letzte Woche ignoriert. Glaubst du ernsthaft, du kannst das so leicht vergessen machen."

Plötzlich erstarrte er unter meinen Händen und hob langsam seinen Kopf. Wütend funkelten mir seine Augen entgegen. „Ich soll dich ignoriert haben? Wer von uns Beiden ist denn einfach so aus meiner Wohnung verschwunden?"

„Du hast ihn zurückgewiesen, Nelly." Ertönte Evas Stimme in meinem Kopf und unterstrich seine Worte.

„Ich hab dir gesagt, dass ich in Ruhe nachdenken musste." Stur reckte ich meinen Kinn nach vorne. Ich hatte ihn nicht zurückgewiesen!

„Na klar, und dass fällt dir natürlich dann ein, als ich mich überwunden habe und dir von meinem Geschenk der Übergabe erzählt habe? Weißt du, was ich glaube?" zischte er. Seine Augen waren jetzt nicht mehr schwarz, sondern schimmerten blutrot. „Du hast von Anfang an nur versucht mich davon zu überzeugen, dass ich so etwas wie die Übergabe mache. Du wolltest nur eine Chance abzuhauen und als ich sie dir anbot, hast du dich zurückgezogen, um deine Pläne zu schmieden. So wars doch, oder Hexe?"

Da er mich immer noch fest an seine Brust gedrückt hielt, viel mir nur eine Möglichkeit ein, um meinem Ärger Luft zu machen: meine Hand klatschte laut gegen seine Wange. Ein sehr befriedigendes Geräusch, obwohl meine Hand jetzt ebenfalls scherzte. Überraschung blitzte in seinen Augen auf, ehe sie wieder dem Zorn platzmachte.

Dämon - Höllisch VerhextWhere stories live. Discover now