25. Corvin

480 34 2
                                    


Immer wieder lief ich an der Bibliothekstür vorbei, kehrte nach wenigen Schritten um und passierte sie noch einmal. Dieses Szenario wiederholte ich schon einige Minuten lang. Ein tiefer Seufzer entrang meinem Mund. Warum fiel es mir so schwer, einfach in diesen verdammten Raum zu gehen und mit der kleinen Hexe zu sprechen? Nervös strich ich meine Hände an meiner Lederhose ab. Nervös?! Ich ein Höllenfürst, einer der stärksten Dämonen überhaupt? Niemals! Entschlossen ging ich auf die Tür zu, öffnete sie und betrat den Raum dahinter.

Eine Woche hatte ich der kleinen Hexe jetzt Zeit gegeben über den Vorfall mit der Weinflasche hinweg zu kommen. Eine Woche lange habe ich alle bitterbösen Blicke ihrerseits ohne Murren akzeptiert. Denn ja, ich hatte mich Nähren müssen und ja, ich hatte den Streit um die Weinflasche absichtlich heraufgeschworen und dies dann zu tun. Und ich gebe freimütig zu, dass ich den Kuss dabei echt genossen habe. Besonders da ich nicht die Kontrolle verloren und in einen Energierausch verfallen war. Also hatte ich ihre Missachtung stillschweigend über mich ergehen lassen. Aber nun war es genug!

Mit entschlossenen Schritten ging ich auf die Arbeitsecke der kleinen Hexe zu. Sie stand dort, gebeugt über ihrem Pult und schrieb das Buch ab. Ihre Schreibhand zitterte und ihre Augen waren rot gerändert und tränten, wie verrückt. Ein schmerzhafter Stich bohrte sich in meinen Brustkorb, als ich sie so sah. Ich beschleunigte meine Schritte. Als ich näherkam, schaute sie auf und ihr Blick verdunkelte sich, als sie mich erkannte. Wie konnte man so nachtragend sein?

Ohne um Erlaubnis zu fragen, ergriff ich ihre Hände, löste den Stift aus ihren Fingern und heilte sie. Danach machte ich einfach bei ihren hübschen, silbernen Augen weiter. Ihren Protest ignorierte ich gekonnt.

„Besser?" fragte ich, nachdem ich fertig war.

Stur, wie die kleine Hexe nun einmal war, schaute sie mich nur wütend an, nickte dann aber doch noch.

Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, doch als sie es bemerkte und sich ihr Blick noch weiter verfinsterte, unterdrückte ich es schnell wieder.

„Gut, dann können wir ja jetzt gehen."

Überrascht schaute sie zu mir auf, als ich nach ihrem Arm griff und sie mit mir zog.

Unüberhörbares Misstrauen lag in ihrer Stimme, während sie fragte: „Ähm... Wohin?"

Ich schenkte ihr ein – hoffentlich – geheimnisvolles Lächeln und zog sie aus der Bibliothek. „Lass dich überrascht!"

***

Zufrieden lehnte ich an einer der großen Eichen, die um den Springbrunnen standen und beobachtete amüsiert wie die kleine Hexe sich staunend umsah.

„Es ist wunderschön." Glücklich wand sie sich zu mir um und strahlte mich an. „Ich hatte es zwar aus den Fenstern schon sehen können, aber es hautnah zu erleben ist noch viel besser." Sie drehte sich erneut zum Springbrunnen und kniete sich auf den niedrigen Rand des Beckens, ehe sie eine Hand in das kühle Wasser tauchte.

Fasziniert beobachtete ich, wie die vielen kleinen Wassertropfen über die Hand der kleinen Hexe liefen und wieder ins Becken vielen, als sie die Hand aus dem Wasser zog. Das tat sie mehrere Male und schien genauso gebannt von dem brechenden Sonnenlicht in den kleinen Tropfen zu sein wie ich.

Daher überraschten mich, ihre plötzlichen Fragen: „Wieso zeigst du mir das? Willst du es als Druckmittel nutzen, um wiedermal einen Pakt mit mir auszuhandeln? Macht dir so etwas etwa spaß!"

Abwehrend hob ich die Hände. „Nein! Niemals! So war das heute nicht gemeint!"

„Heute?!"

Verdammt! Schnell ruderte ich zurück und präzisierte mich. „Die Nutzung des Gartens, werde ich dir nichtmehr verbieten. Du kannst ihn jeder Zeit, während deines Aufenthalts hier, nach Belieben betreten und verlassen."

Dämon - Höllisch VerhextNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ