34. Nelly

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Seufzend ließ ich mich auf die Couch fallen. Lucky sprang neben mich und legte seinen Kopf in meinen Schoß. Dabei schauten mich seine Augen fragend an, als würde er gerne wissen, was mich bedrückte. Mit diesem Wunsch war er scheinbar nicht alleine.

„Na los, sag schon: was ist mit dir los?" fragte Eva neugierig und ließ sich in einen der Sessel nieder.

Mit beiden Händen fuhr ich mir durch die offenen Haare, ehe ich meiner Freundin eine Antwort gab. „Er ignoriert mich jetzt schon seit einer Woche. Erst ist er so verdammt zärtlich und jetzt... diese kälte. Ich versteh diesen Dämon einfach nicht!"

„Hatten wir dieses Thema nicht längst geklärt?" Genervtheit klang in Evas Stimme mit. Wahrscheinlich, weil ich in den letzten Tagen von nichts anderem mehr sprach und mich immer und immer wieder über diesen verdammten Dämon und sein abweisendes Verhalten beschwerte. „Durch dein Gejammere wird es auch nicht besser."

Ich streckte ihr nur die Zunge entgegen und fing an Lucky hinter den Ohren zu streicheln.

Kopfschüttelnd stand sie auf und ging zu dem Regal mit Gläsern. Dort holte sie zwei Weingläser heraus und stellte sie zusammen mit einer Rotweinflasche auf den Couchtisch. Nachdem sie noch einen Korkenzieher aufgetrieben hatte, schenkte sie uns beiden ein, reichte mir ein Glas und setzte sich wieder. Dankbar nippte ich kurz an der roten Flüssigkeit, während ich abwartete, was jetzt wohl kommen würde.

Eva hielt mich nicht lange hin. „Also, du beschwerst dich, dass er dich jetzt seit einer Woche ignoriert. Richtig? Aber," sprach sie weiter, ohne auf meine Antwort zu warten. „dass du ihn einfach im Turm zurückgelassen hast, als er sich dir geöffnet und sogar ein Geschenk gemacht hatte, schenkst du keine Beachtung."

„Ich hab dir ... und ihm gesagt, dass ich Zeit brauchte, um meine Gedanken zu sortieren."

„Du hast ihn zurückgewiesen, Nelly."

Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Hab ich nicht."

„Nelly!" wurde ich zurechtgewiesen. „So, wie du deinen Abgang geschildert hast, war das eindeutig ein Abschied beziehungsweise eine Zurückweisung. Und soweit ich weiß, hast du auch nicht versucht, dich bei ihm zu entschuldigen."

Ernsthaft, warum sollte ich mich bei ihm entschuldigen? Er war es doch, der mich seit unserer gemeinsamen Zeit ignorierte und nicht ich. Er war es gewesen, der es nicht verstanden hatte, dass ich Zeit brauchte, um meine Gedanken zu sortieren. Er hatte mich am Tag danach, wo ich wieder zu ihm wollte, abgewiesen. Er und nicht ich! Also warum sollte ich mich entschuldigen? Und noch bei ihm? Das konnte sie sowas von vergessen!

Mit einem Zug leerte ich mein Glas und knallte es zornig auf den Tisch. Für mich war dieses Thema hiermit beendet. Lucky sprang von der Couch und lief Schwanzwedelnd zur Tür, als wüsste er genau, wohin es mich jetzt zog. Schweigend stand ich auf.

Besorgt schauten mich Eva aus ihren blauen Augen an. „Wo willst du hin?"

„Weg von deinen Klugscheißer-Ratschlägen. Ich hab gerade kein Nerv dafür."

Als ich meine Räume verließ auf den direkten Weg nach draußen in die Gärten, hörte ich Eva noch hinter mir herrufen: „Du bist so verflucht eigensinnig, Mädchen. Wenn du ihn willst, musst du auch Opfer bringen."

***

„Darf ich mich zu dir setzten?"

Langsam öffnete ich meine Augen und schaute die weißhaarige Dämonin mit der schwarzen Sonnenbrille vor mir an. „Ich dachte immer, Dämonen Fragen nicht um Erlaubnis, sondern machen einfach das, was sie wollen."

Das entlockte ihr ein Lächeln. „Höflichkeit sollte niemals unterschätzt werden. Sie öffnet einem so manche Wege."

„Na wenn das so ist, setzt dich ruhig." Ich machte eine einladende Geste zu dem freien Platzt neben mir. Dankbar nahm sie mein Angebot an.

Dämon - Höllisch VerhextWhere stories live. Discover now