3. Nelly

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Es war dunkel und verdammt kalt, als ich erwachte. Ich lag auf dem feuchten Steinboden. Vorsichtig stützte ich mich mit dem linken, unverletzten Arm auf dem Boden auf und erhob mich in eine sitzende Position, bevor ich mich umschaute.

Ich befand mich in einer kleinen Zelle, die noch nicht mal zwei Meter in der Länge und Breite maß. Eine der vier Seite bestand nicht aus grob gehauenem Stein, sondern aus Gitterstäben mit einer Tür darin. An der linken Seite von den Stäben war außerhalb meiner Reichweite eine elektronische Fackel angebracht. Sie beleuchtete eine hohe, runde Natursteinhöhle, von dessen Decke viele, leere Käfige nach unten baumelten. Meine Zelle war nicht die Einzige, die den Raum säumte, doch keiner der anderen Vierzehn schien belegt zu sein.

Mein rechter Arm brannte und zog damit meine Aufmerksamkeit auf sich. Vorsichtig tastete ich nach der Wunde. Irgendjemand hatte mir die Jacke ausgezogen und die Wunde verbunden. Woher kam die noch mal? Meine Erinnerungen lagen wie in einem Nebel. Das letzte woran ich mich erinnern konnte war, dass ich mich zusammen mit Lucky auf den Weg zum Anwesen gemacht hatte, wegen des Auftrages.

Anwesen, Auftrag?! Ach ja, jetzt viel es mir wieder ein. Ich war mit dem Auto zum Anwesen gefahren, um den Auftrag vom Alten zu erledigen. Lucky blieb vor der Mauer zurück, während ich hinüberstieg und mich auf dem Weg zum Haus machte. Ein Fährtenhexenspruch wies mir die Richtung zum Schwert.

Auf dem Weg zum Haus begegnete ich keinem einzigen Dämon. Nur die Aura wurde immer dichter und unerträglicher je näher ich der Eingangstür kam. Sobald ich diese jedoch passiert hatte und in eine mit Marmor ausgekleideten Eingangshalle kam - mit weiten, ausladenden Treppen und großen Türen - war die Aura weg und die Dämonen dagewesen. Woher sie kamen wusste ich nicht, aber sie stürzten sich in dem Augenblick auf mich, in dem ich die Tür passiert hatte. Unterschiedlich große Wesen, die auch vom Aussehen nicht unterschiedlicher sein konnten. Jedoch hatten alle Flügel in unterschiedlicher Form und Größe.

Nur dank eines, im Vorfeld vorbereiteten, Schutzhexenspruches währte ich alle Dämonen bis auf einen ab. Der sehr muskulöse, blonde, nicht gerade schlecht aussehende Dämon mit grünen Katzenaugen fing an mich zu umkreisen und ein paar schelle Angriffe hintereinander auf mich zu machen. Alle konnte ich unbeschadet abwehren, bis auf einen. Bei diesem Angriff hatte mich ein dunkler Dämon abgelenkt und der Blonde hatte natürliche seine Chance erkannt und sie genutzt. Im letzten Moment war ich ausgewichen, doch eins seiner Messer hatte mir den rechten Oberarm aufgeschlitzt. All das nur wegen dem verdammten schwarzhaarigen Dämon, der immun gegen meine Hexenkräfte war und der mich geküsst hatte. Geküsst?! Erschrocken berührte ich meine Lippen. Scheinbar hatte er mir dabei nicht meine Seele gestohlen. Zum Glück! Aber was hatte er sonst mit mir gemacht, denn ich hatte eindeutig das Bewusstsein verloren?

Später! Ich würde später darüber nachdenken - auch darüber, was der Kuss für Emotionen bei mir ausgelöst hatte. Erstmal musste ich hier raus, Lucky finden und mit ihm zusammen abhauen. Mit einer Hand tastete ich nach einem Messer an meinem Gürtel, doch der Gürtel mit samt der Waffen war verschwunden. Entsetzt fuhr ich über meine Beine bis hinunter zu meinen Stiefeln, aber es gab keine Spur von irgendeiner meiner Waffen oder ihren Halterungen. Auch meine Armholster mit den darin steckenden Klingen waren weg, genauso die kleinen Nadeln, die in meinem Zopf verborgen gewesen waren. Irgendjemand hatte mich von oben bis unten gründlich durchsucht. Verdammt! Na gut, dann musste es eben ohne Waffen gehen.

Vorsichtig rappelte ich mich auf meine Füße hoch und ging zur Gittertür. Doch als ich sie berühren wollte, durchfuhr mich ein Schmerz, der mich in die Knie zwang. Ich biss mir auf die Lippen, damit kein Laut über sie kam, und krümmte mich unter den Schmerzwellen zusammen. Verdammt, verdammt, verdammt! Dämonenmagie versiegelt die Zelle. Auf diese Weise konnte ich also nicht entkommen. Na gut, dann eben auf eine andere Art. Als die Schmerzen nachließen, schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf einen Hexenspruch, der mich hier rausholen sollte, doch meine Hand blieb kühl. Es sammelte sich einfach keine Magie in meinen Fingern.

Dämon - Höllisch VerhextWhere stories live. Discover now