„Garnichts weißt du!" Schrie ich ihn an. Tränen rannen nun meine Wange hinab. Ich bemerkte sie kaum. „Garnichts weißt du, du elender Mistkerl. Glaubst du ernsthaft, ich wäre so Kaltherzig und der fantastische Sex würde mich nicht einmal berühren? Glaubst du, ich hätte mich nur deswegen auf dich eingelassen, wie ein verdammtes, billiges Flittchen? Hältst du mich wirklich für so eine?"

Endlich löste sich seine Arme etwas. Sofort nutzte ich die Gelegenheit und tauchte unter ihnen hinaus. Taumelnd wich ich ein paar Schritte zurück, dabei wischte ich mir mit den Ärmeln meiner schwarzen Strickjacke die Tränen vom Gesicht. Doch es half nichts, es kamen ständig neue, die meine Sicht immer wieder von neuem verschwommen werden ließen. Trotz allem nahm ich noch war, wie das Rot aus Corvins Augen verschwand und er sich mehrmals mit beiden Händen durch die lockigen Haare fuhr.

Stille breitete sich zwischen uns aus, während ich immer noch mit den Sturzbächen aus meinen Augen kämpfte und auf eine Antwort wartete. Schließlich gab ich auf. Er würde doch ehe nichts sagen. Er war ein Dämon, die kannten Gefühle doch nicht. Sie nutzten sie nur als Maske, um das zu bekommen, was sie wollten. Also was konnte ich von Corvin schon erwarten?

Ich ließ mich auf den mit laubbedecktem Waldboden sinken und schlang meine Arme fest um mich. Mir war immer noch kalt. Doch die Kälte hatte jetzt kaum noch etwas, mit den Nachwirkungen des Fluges zu tun. Nein, sie kam vielmehr aus den Tiefen meines Herzens, wo sich dieser verdammte, dunkle Dämon eingeschlichen hatte. Diese wenigen Minuten des Streites hatten mehr wehgetan, als die ganze letzte Woche des Schweigens.

***

Keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, in der wir Beide nur schwiegen und keiner sich bewegte. Schließlich stand Corvin vor mir und streckte mir eine Hand entgegen. Ich ignorierte sie einfach.

„Das Thema ist noch nicht beendet. Wir werden es Zuhause klären. Doch jetzt, müssen wir erstmal was anderes erledigen."

„Mach's doch alleine. Dann kann ich wenigstens nicht abhauen."

„Wenn auch nur die kleinste Chance für dich bestände, das zu tun, dann währst du jetzt nicht mit hier. Glaub mir."

Ich schnaubte abwehrend. Als würde ich den verdammten ''Blutkompass'' je vergessen können, dachte ich selbstironisch.

Corvin ging vor mir in die Hocke und hob mein Kinn leicht an. „Entweder, wir führen die Übergabe durch, dann musst du aber auch mitmachen, oder ich flieg uns jetzt nach Hause und wir klären das zwischen uns sofort nach unserer Ankunft. Du hast die Wahl."

Ich blieb still, jedoch hatte er meine unausgesprochene Frage aus meinen Augen abgelesen.

„Du musst das Schwert übergeben. Es gehört dir, seit du das Buch übersetzt und damit deinen Teil des Paktes eingehalten hast. Du musst es freiwillig seinem neuen Eigentümer übergeben. Ich werde dabei im Hintergrund bleiben. Keiner deiner Angehörigen wird mich zu Gesicht bekommen, solange sie keine Tricks oder Angriffe versuchen. Ich sorge also nur für deine Sicherheit."

„Bei ihnen bin ich wahrscheinlich sicherer als bei dir."

Kurz senkte er den Blick und etwas wie ...Schmerz blitzte in seinen Augen auf, war aber sofort wieder verschwunden.

„Wahrscheinlich." War alles, was er darauf antwortete. Nun stand er wieder auf und hielt mir erneut eine Hand hin. „Können wir?"

Ohne auf seine ausgestreckte Hand zu achten, stand ich auf und klopfte mir das Laub von meiner Jacke. Dann ließ ich meinen Blick umherschweifen, um herauszufinden, wo wir lang mussten. Bäume, Sträucher und noch mehr Bäume. Kein Anzeichen von einem Weg oder Trampelpfad. Fragend schaute ich den dunklen Dämon an. Der nickte mir nur knapp zu, ehe er vorneweg ging und mir somit den Weg wies.

Dämon - Höllisch VerhextWhere stories live. Discover now