Erstaunt weiteten sich Nellys Augen und sie war kurz Sprachlos. „Du... Ich darf wieder raus?"

Ich lächelte schwach, bevor ich bejahte. Ein strahlendes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, ehe es ganz plötzlich erlosch und ein misstrauischer Ausdruck in ihre Augen trat.

„Schwörst es!" forderte sie mich auf.

„Ich schwöre, dass während deines Aufenthaltes bei mir, diesen Garten zu jeder Zeit aufsuchen darfst." Während ich das sagte, schaute ich ihr tief in die silbernen Augen.

***

Wir saßen seit einer geraumen Weile auf einer Bank im Schatten eines Baumes und schauten schweigend in den von der Nachmittagssonne beschienen Garten. Ein Rabe hatte sich auf meine Schultern gesetzt und geistesabwesend streichelte ich den großen schwarzen Vogel. Meine Gedanken schwirrten um das Thema: wie konnte ich es ihr am besten sagen. Wie sollte ich es der kleinen Hexe verklickern, dass morgen ein Haufen Dämonen hier auftauchen würden. Mir war nicht entfallen, dass die kleine Hexe in der letzten Woche Caro und Ana gemieden hatte, sowie jeden anderen Dämon in meinem Haushalt mit Ausnahme von Hektor. Also wie sagte ich es ihr am besten?

„Spuck es aus!"

Fragend schaute ich meine Banknachbarin an.

„Sag einfach, was du die ganze Zeit schon sagen möchtest!"

„Bin ich so durchschaubar?"

„Du hast bist jetzt nie etwas getan, ohne etwas dafür zu wollen. Stichwort Abendessen, weißt du noch?"

Ich seufzte. „Eigentlich sollte der Garten kein Vorwand für irgendwas sein. Ich wollte dir einfach nur einen Gefallen machen."

„Einen Gefallen? Mir?" Ungläubig starrte sie mich an.

Meine Mundwinkel zuckten, als ich ihren Gesichtsausdruck sah. „Ja, dir."

Eine Hand wedelte plötzlich vor meinem Gesicht umher. „Hallo? Dämon? Hast dich der Teufel zu lange im Fegefeuer schmoren lassen? Dein Gehirn muss aber dabei mächtig was abbekommen haben!"

Schnell schnappte ich mir ihre zierliche Hand und drückte sie an meine Lippen. Erschrocken riss Nelly ihre Hand zurück und drückte sie an ihre Brust. Eine leichte röte breitete sich um ihre Nase aus. – Hübsch!

„Was... was war denn das?" brachte sie schließlich heraus.

Ich schenkte ihr nur ein Lächeln, ehe ich aufstand, mir meine Sonnenbrille aufsetzte und in die Sonne hinaustrat. Der Rabe breitete krächzend seine Flügel aus und flog von dannen.

„Hey!" ertönte es hinter mir. „Warte!"

Ich tat es natürlich nicht. Verlangsamte aber meine Schritte, bis die kleine Hexe aufgeschlossen hatte. Zusammen liefen wir Seit an Seit durch den Garten.

„Spuckst du es nun eigentlich aus?"

Seufzend schaute ich zu ihr hinab. „Du lässt nicht locker, oder?"

Sie grinste mich an. „Korrekt."

Erneut entrang sich mir ein Seufzer. „Als gut. Du willst es ja so. Morgen Abend..." ich zögerte kurz. „...veranstalte ich einen Ball und du sollst mich begleiten."

„Und das war jetzt so schwer, weil?" hakte sie nach.

„Weil die Gäste Dämonen sein werden."

Sofort wurde sie kreidebleich und umarmte sich selbst. Sie kniff kurz die Augen zusammen, ehe sie fragte: „Wie viele werden kommen?"

Ich musste kurz Überlegen, ehe ich antworten konnte. „Zirka dreißig."

Nelly klappte der Unterkiefer nach unten. „So viele?"

Schulterzuckend erwiderte ich: „Sie leben alle auf meinem Gebiet und das ist nicht gerade klein. Wenn ich mich nicht täusche, ist es fast ganz Mittel- und Nordeuropa. Einmal Jährlich müssen sie bei mir antanzen und kurz Bericht abgeben, so verlang es der Brauch. Und da Dämonen Feste mögen, wurde vor Jahrzehnten die Tradition des Balles eingeführt."

„Aha, aber das hat ja nichts mit mir zu tun. Kann ich nicht einfach in meinen Räumen bleiben für diese Zeit?" Hoffnungsvoll schaute sie zu mir auf.

„Nein, du wirst mich begleiten." Sagte ich knapp. Es tat weh zu sehen, wie ihre Hoffnung zerbrach, daher fügte ich schnell erklärend hinzu: „Versteh das bitte nicht falsch, aber ich vertrau meinen Untergeben nicht weiter, als ich sie genau im Blick behalten kann. Sie sind einfach viel zu unberechenbar. Auch wenn ich es strickt verbiete würde, dich auch nur anzurühren, würden es doch einige hinter meinem Rücken versuchen. Solange ich dich im Blick habe, werden sie dir nichts antun, daher möchte ich, dass du an meiner Seite bleibst." Ernst suchte ich ihren Blick und hielt ihn fest, bis sie nickte.

Ich schenkte ihr ein erleichtertes Lächeln und setzte den Weg zum Haus fort, denn ich war während meiner Erklärungen stehen geblieben.

Kurz bevor wir das Haus erreichten hielt ich erneut an, ergriff ich ihre Hand und suchte ihren Blick. „Ich schwöre dir, dass ich dich morgen Beschützen werde. Kein Dämon wird auch nur die Chance dazu haben, dir etwas zu leide zu tun."

Ich hielt ihren Blick noch ein paar Sekunden gefangen, ehe ich ihre Hand losließ, mich abwand und im Haus verschwand.

Dämon - Höllisch VerhextWo Geschichten leben. Entdecke jetzt