❷❷

1.8K 148 17
                                    

Noch einmal werde ich Jeongin nicht alleine lassen.

Chan Pov:

„Wir sollten uns jetzt langsam auf den Weg zurück machen." Ich spüre wie Jeongin sich allmählich beruhigt, allerdings fängt er auch immer mehr an zu zittern. Er sitzt hier schon eine ganze Weile länger im Regen als ich und selbst mir ist mittlerweile richtig kalt. Dazu ist seine Gesundheit sowieso angeschlagen und er dürfte inzwischen auch schon ziemlich erschöpft von dem ganzen hier sein.

„Ich möchte bei Appa bleiben." Mit leiser Stimme hebt er seinen Kopf vorsichtig an und sieht an mir vorbei zu dem Grab seines Vaters. Ich kann ja verstehen, dass er lieber bei ihm sein möchte, aber sein Vater ist nun einmal nicht mehr unter uns und Jeongin kann nicht für immer hier bei ihm bleiben.

„Du wirst krank, wenn wir noch länger hierbleiben. Ich glaube dein Vater würde das nicht wollen. Er hat sich sicher über deinen Besuch gefreut, aber jetzt ist es an der Zeit zu gehen. Wir können ja an einem anderen Wochenende, an dem das Wetter etwas besser ist, noch einmal hierher kommen." Vorsichtig lockere ich allmählich meinen Griff von dem Jüngeren, welcher sich nun langsam etwas aufrichtet.

„Versprichst du es mir?" Mit einem leisen Schniefen wischt er sich die Tränen aus dem Gesicht, was bei diesem Regenfall allerdings nicht sonderlich viel bringt. Er sieht zwar ziemlich schlimm aus, aber auf mich macht er den Eindruck, als wäre er jetzt etwas ausgeglichener. Ich glaube das ganze musste einfach einmal raus.

„Hm ja, aber nur wenn du jetzt mitkommst." Langsam nickend greife ich vorsichtig nach seiner Hand, welche dann meine zögerlich festhält. Ich mache das nicht für ihn, weil er mein "Bruder" ist, sondern weil trotz einiger Hindernisse zu meinen Freunden gehört. Ich hätte wahrscheinlich genau das gleiche getan, auch wenn wir jetzt nicht zusammen unter einem Dach leben würden.

In einem ziemlich gemäßigtem Tempo, machen wir uns schließlich auf den Rückweg zur Haltestelle, wobei wir allerdings kaum ein Wort miteinander wechseln. Wir gehen lediglich schweigend nebeneinander her, während ich versuche seine linke Hand vorsichtig in meiner Jackentasche aufzuwärmen. Wüsste ich es nicht besser, würde ich jetzt behaupten, dass das da in meiner Hand Eiswürfel in Fingerform sind.

„Setz dich ruhig auf die Bank. Ich gucke im Plan nach, wann der nächste Bus kommt." Ich deute kurz auf die Bank unter dem Dach der Bushaltestelle, woraufhin Jeongin's Hand sich langsam von meiner löst. Ich habe keine Ahnung wieso, aber es hat sich für einen kleinen Augenblick so angefühlt als würde ich ihn verlieren.

Ohne diesem Gefühl weiter Aufmerksamkeit zu schenken, begebe ich mich zu der Tafel, an der die Buspläne ausgehängt wurden und streiche kurz suchend mit meinem Finger über diese. Eigentlich hätte ich es mir denken müssen. Um diese Uhrzeit fahren in so kleinen Städten wie diesen keine Busse mehr. Enttäuscht seufzend mache ich mich auf den Weg zu Jeongin unter das schützende Dach, wobei ich mein Handy aus meiner Tasche herausziehe. Das heißt dann wohl, dass ich ein Taxi rufen muss.

Doch als ich gerade meinen Blick zu Jeongin wende, huscht ein kurzes Schmunzeln über meine Lippen. Er ist eingeschlafen.

***
Das nennt sich wohl Frieden vor dem Sturm

Change // Jeongchan Où les histoires vivent. Découvrez maintenant