Jedoch konnte ich mich nicht daran erinnern, dass ich das Buch weggelegt hatte und nach oben in meine Räume gegangen war. Auch daran, ob ich meine Frisur gelöste hatte, gab es keine Erinnerung. Ich öffnete wieder meine Augen und ging zur Badtür. Nach dem ich mich vergewissert hatte, dass Eva und Lucky noch nicht zurückgekehrt waren, ging ich zum Bett hinüber. Dort auf dem Nachtisch auf der Rechtenseite, hinter dem kleinen Wecker lagen, als ordentlichen Häuflein zusammengeschoben, die ganzen Haarnadeln, die Eva mir in die Frisur geschoben hatte. Verwundert fuhr ich mit einer Hand durch meine Haare. Es befand sich keine einzige Nadel mehr in ihnen. Ohne Spiegel hätte ich garantiert mindestens eine, wenn nicht sogar zwei oder drei vergessen. Doch alle fünfzehn Stück lagen dort auf meinem Nachtisch. Also hatte mich scheinbar doch jemand ins Bett gebracht. Neben den feinsäuberlich aufgehäuften Haarnadeln sprach auch noch mein Abendkleid, welches ich heute Morgen immer noch anhatte, dafür. Sonst fand ich irgendwie immer die Möglichkeit, mich meiner Kleidung zu entledigen und nackt ins Bett zufallen.

Zitternd atmete ich ein. Auch, wenn es mir nicht gefiel, gab es nur eine Möglichkeit, wer mich hier hinauf und ins Bettgebracht hatte: Corvin. Verdammt er hatte mir sogar umsichtig die Nadeln aus dem Haar entfernt und mich zugedeckt. Ich musst mich setzten und zwar dringend. Langsam ließ ich mich auf die Bettkante sinken. In mir tobte ein Sturm aus Gefühlen. Warum tat Corvin das? Wieso hatte er mich nicht einfach im Sessel der Bibliothek schlafen lassen? Wieso löste diese einfache Geste so ein Gefühlschaos in mir aus? Und wieso fühlte ich mich auf einmal so schuldig?

Fragen, so viele Fragen. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Was war nur los mit mir? Es war doch keine große Sache, dass Corvin mich zu Bett gebracht hatte. Er war halt nur höfflich gewesen. Ich schnaubte spöttisch. Na klar, höfliche Dämonen, dass ich nicht lache!

Schnell rappelte ich wieder vom Bett auf. Es war eindeutig Zeit, wieder auf andere Gedanken zu kommen. Ich ging zurück ins Bad und machte mich fertig. Doch meine Gedanken wanden sich immer wieder dem schwarzäugigen Dämon zu und lenkten mich ab. Nach dem dritten erfolglosen Versuch meine Haare zu einem Zopf zusammenzubinden, schmiss ich meine Haarbürste frustriert vor mich auf den Waschtisch. Laut klackernd rutschte sie ins Waschbecken hinunter. Ich ließ sie dort liegen, während ich mit offenen, noch leichtfeuchten Haaren aus dem Bad schlüpfte und in den begehbaren Kleiderschrank hinüber ging. Aus einem in die Wand eingelassenen schwarzen Schrank ganz hinten nahm ich mir frische Unterwäsche. Dann zog ich von einem Bügel die Bluejeans hinunter und zog sie über. Nach einer etwas längeren Suche fand ich einen dunkelgrauen, dünneren Rollkragenpullover. Er saß wie angegossen. Bei dem Regnerischen Wetter wie heute brauchte man auf jeden Fall etwas Wärmeres. Gestern Abend hatte ich mich nur mithilfe eines Wärmezaubers auf meiner nackten Haut warmhalten können. Der verdammte Dämon hatte mir noch nicht einmal Angeboten sein Jackett überzuziehen, geschweige denn mir die Frage gestellt, ob mir kalt wäre. Mist, ich dachte schon wieder an diesen Typen. Sogar das unschuldige, wechselhafte Frühlingswetter war mit Gedanken an ihn verbunden. Fast fluchtartig verließ ich den Raum.

In meinem Schlafzimmer warf ich einen kurzen Blick in den riesigen Spiegel. Nach einer kurzen Musterung entschloss ich mich noch etwas Make-Up aufzulegen und verschwand wieder ins Bad. Als ich schließlich mein Aussehen als akzeptabel empfand, ging ich hinüber ins Wohnzimmer. Ein köstlicher Geruch nach Speck und Eier stieg mir in die Nase und ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Lucky lag wie üblich dösend auf dem Teppich vor dem Kamin. Eva hatte sich auf der Couch ausgestreckt und las auf ihrem Smartphon in irgendeiner Modezeitschrift.

„Wow, du hast länger als eine Stunde gebraucht, um dich fertig zu machen. Nicht schlecht." Belustigt schaute sie zu mir auf. „Bist wohl wieder weggedöst, als ich abgehauen bin."

Ihre Bemerkung ignorierend, schnappte ich mir den Teller mit dem Essen und belegte einen der Sessel.

„Also," wechselte ich das Thema. „ist Eddy wiederaufgetaucht?"

Dämon - Höllisch VerhextTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon