Epilog

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Alice's Sicht

"Zwei Chilli Cheese mit Pommes!", rufe ich über den Tresen nach hinten in die Küche. Aus dem Kühlschrank hole ich die beiden Colas und platziere sie mit zwei Gläsern auf einem Tablett, bevor ich zurück zu Tisch Nummer fünf gehe und den beiden Mädchen ihre Getränke gebe. "Das Essen kommt auch jetzt gleich", sage ich, bevor ich mich umdrehe und die beiden wieder allein lasse. Grinsend sieht Sydney mich an und kommt vom Getränkelager auf mich zu. Den Cola Kasten stellt er vor mir auf den Boden, bevor er mir einen Kuss gibt. "Danke, dass du eingesprungen bist Baby", flüstert er leise. "Immer gerne", antworte ich ihm Wahrheitsgemäß, bevor ich mich wieder von ihm löse.
Ich wohne bereits seit fünf Monaten mit Sydney hier und immer wenn er Hilfe braucht und ich Zeit habe, helfe ich ihm in seinem Lokal aus. Nach unserer London Reise und den neuen Blogbeiträgen hat sein Lokal noch mal einen Ansturm von neuen Gästen erlebt und es gibt kaum mehr einen Tag, wo wir nicht mehr als das Doppelte vom geplanten Tagesumsatz einholen. Heute ist Samstag und eine der Angestellten Kolleginnen ist krank geworden, weshalb ich eingesprungen bin. Niemals würde ich Sydney samstags abends allein lassen, wenn ich weiss, dass er meine Hilfe gut gebrauchen kann.

Nach London hat es knapp zwei Monate gebraucht, bis alles soweit geplant und organisiert war, dass ich nach Berlin ziehen konnte. Um mehr Geld zu haben, habe ich mein Anerkennungsjahr in einer städtischen Grundschule hier in Berlin begonnen und muss daher nur Montags bis Freitags von ca. 11:00 Uhr bis 16:00 Uhr arbeiten. Da die Arbeitszeiten dementsprechend kürzer sind, als in einer Kita, hat sich das Anerkennungsjahr auf ein einhalb Jahre verlängert. Mir macht das ganze aber wirklich nichts aus, denn ich habe ein einhalb Jahre lang ein regelmäßiges Einkommen, was zusammen mit Sydneys Verdienst durch den Laden für sehr viel mehr als nur ein normales Leben reicht.

Meine Wohnung in Köln habe ich nicht verkauft, da wir so jederzeit zurück in meine Heimat fahren können und meine Familie besuchen können. Genauso wenig haben wir mein Auto verkauft. Mein weisses Baby steht im Hinterhof und lässt mich jedesmal stolz grinsen, wenn ich runter komme, um zur Arbeit zu fahren.
Meiner Mutter ist es besonders schwer gefallen, dass ich so weit weg gezogen bin, jedoch hat sie uns auch schon besucht und sich in die Burger meines Freundes verliebt.

Dadurch, dass in wenigen Wochen ihr Geburtstag im Terminkalender steht sind wir bereits fleissig eine kleine Reise am planen. Man wird schliesslich nur einmal 50 und ihr Traum ist es schon lange einmal mit mir Tallinn zu sehen. In meinem zweiten Praktikum auf meiner alten Schule konnte ich in dieser wunderschönen Stadt leben und arbeiten und seitdem lässt sie mich nicht mehr los. Tallinn hat einfach etwas magisches und man fühlt sich teilweise, als hätte man eine Reise in die Vergangenheit gemacht, wenn man dort auf den alten Stadtmauern rum läuft, oder durch die kleinen Gassen spaziert. Immer wieder findet man einzelne Verkaufsstände mit handgemachten Leckereien oder Waren wie Mützen und Schals vor, die einem allein beim Anblick die Sprache verschlagen. Durch meine liebe zu Tallinn und das Interesse meiner Mutter an dieser Stadt lag es nahe, dass wir den von Fernweh geplagten Sydney ebenfalls mit nehmen, damit wir einen guten Fotografen dabei haben, der unsere schönen Momente alle für die Ewigkeit einfängt.

"Alice die Burger!", höre ich es aus der Küche und greife schnell zur Durchreiche. Gezwungenermaßen löst Sydney sich von mir und ich lächle ihn an "wir haben noch genügend Zeit heute Abend", flüstere ich. Er lacht und hebt den Cola Kasten hoch, um die Flaschen in den Kühlschrank zu stellen, während ich mit dem Essen zu den beiden Mädchen gehe. "Guten Appetit", sage ich beim abstellen, bevor ich die Bestellung der neuen Gäste aufnehme und weiter gebe.

Ich genieße meine Zeit hier in Berlin wirklich sehr und vorallem geniesse ich es, dass ich sie mit Sydney verbringen kann.
In Sydney habe ich definitiv meinen Deckel gefunden und er in mir den passenden Topf. Ich glaube tatsächlich, dass es für mich nur noch ihn geben wird und was soll ich sagen? Ich habe rein gar nichts dagegen einzuwenden. Mein Leben läuft perfekt und wir haben unsere Grundlagen gesichert, sodass uns für eine gemeinsame Zukunft nichts mehr im Weg steht. Selbst eine kleine Familie ist schon nicht mehr ausgeschlossen für uns und ich weiss, dass meine Mutter nur sehnsüchtig darauf wartet, endlich Oma sein zu können. Wer weiss schon, was die Zukunft für uns offen hält und wann es soweit ist.
Ich weiss nur, dass ich es nicht abwarten kann, all diese Erfahrungen mit ihm zu teilen. Mit dem Jungen aus dem Internet der es geschafft hat, dass ich mich in ihn verliebe, trotz einer Entfernung von 600 Kilometern und mir mein kaputtes Herz wieder zusammengeklebt hat.

Ende

Secret AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt