Prolog

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Zwei Jahre zuvor

„Alice was ist nur los mit dir! Was bildest du dir ein?!", schrie er mich an. „Du weißt ganz genau was du bist!"
„Du bist eine naive dumme Göre! Mehr Nicht!"

Während im dunklen Nachthimmel die Raketen explodierten, saß ich völlig aufgelöst auf der Straße. Die Nacht war eiskalt, es hatte die Tage zuvor geschneit und die Temperaturen sanken weit unter null. Doch der kalte Boden schien mir nichts mehr auszumachen, denn ich fror nicht. Es war mir egal, dass ich nur eine dünne Jeans und ein T-Shirt anhatte und meine Jacke im Haus lag.
Genauso wie es ihm egal war. Er schrie mich immer weiter an und bemerkte gar nicht, dass er den Streit gewonnen hatte. Ich gab innerlich schon auf und zerbrach in mir selbst.

Der Junge, der da vor mir stand, war nicht der, den ich geliebt hatte. Nicht der, dem ich meine Unschuld geschenkt hatte. Er hatte mich verlassen und immer wieder zu sich gerufen, mich immer wieder benutzt und mich schlussendlich zerstört.

Über meine Wangen liefen heiße salzige Tränen, meine Atmung fiel mir schon schwer und meine Augen brannten wie Feuer.
Er war ausgeflippt nachdem ich ihm einen Vorwurf gemacht hatte.

Den Vorwurf mich nur zu benutzen.

Der Alkohol gab uns den Rest und wir fingen an uns anzuschreien. Anzuschreien an Silvester.

„Dachtest du wirklich das zwischen uns beiden wäre noch immer wie früher?", lachte er mich aus. „Du warst nicht mehr als ein Fick gestern." Er lachte immer noch.

Immer noch schien er nicht zu merken was er mit mir tat.

Ich flehte ihn an aufzuhören mich anzuschreien. Tiefer als vor ihm zu hocken konnte ich schon nicht mehr sinken, also flehte ich.
Er sollte nur aufhören mich anzuschreien und mir Vorwürfe zu machen.

Die letzten 24 Stunden waren schon schlimm genug gewesen, denn er hatte mich ignoriert. Selbst als ich alles tat, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, ignorierte er mich.

Er drehte sich um und ging, feierte mit unseren Freunden weiter als wäre nichts gewesen. Er ließ mich allein zurück und ich wusste nicht wohin mit mir.
Ich saß bestimmt noch weitere 10 Minuten auf der zugefrorenen Straße und weinte mir die Seele aus dem Leib. Durch den Alkohol wurde alles noch schlimmer, mein Kopf konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich war wie eine runtergefallene Vase, in 1000 Teile zersprungen und auch wenn mich jemand wieder reparieren würde, würden die vielen Narben mich zeichnen. Zeigen wie zerstört ich war.

Eine Person, die alles über einen wusste, einen kannte, war das gefährlichste für einen selbst. Sie konnte allein mit Worten zerstören. Sie kannte Ängste und Albträume und konnte diese ausnutzen. Genau wie er es 20 Minuten zuvor mit mir tat.

Irgendwann rappelte ich mich dann schlussendlich doch auf, wischte mir die Tränen weg und ging zurück ins Haus unsere Freunde, um meine Jacke zu holen.

Die Blicke klebten an mir, doch ich bildete mir ein, dass sie nicht wussten was passiert war und auch nichts bemerkten. Sie durften mein Gesicht nicht sehen.

Als ich meine Jacke dann gefunden hatte ging ich. Ich wusste nicht wohin, aber ich ging einfach.

In dieser Nacht hatte ich bestimmt 20 verpasste Anrufe und mehrere Nachrichten bekommen. Alle taten, als würden sie sich Sorgen um mich und wollten, dass ich zurück komme, doch ich ignorierte sie.

Sie hatten alle den Streit mit bekommen und waren nicht eingeschritten.

In dieser Nacht schwor ich mir niemanden mehr so an mein Herz zu lassen und das tat ich.
Ich entwickelte mich zu einer kalten und verschlossenen Persönlichkeit.

In Jungs sah ich nur noch ein Mittel zum Zweck. Ich hatte Spaß mit ihnen, denn ich wusste was ich hatte und wie Jungs darauf reagierten. Wenn es mir zu langweilig mit ihnen wurde war die gemeinsame Zeit genauso schnell zu Ende, wie sie begonnen hatte und wenn jemand verletzt war, war es sicherlich nicht ich.

Secret AffairWhere stories live. Discover now