Kapitel 48

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Alice's Sicht

"Alice hast du Zeit?" Seufzend verdrehe ich die Augen und halte mir das Handy vom Ohr, drücke auf Lautsprecher. "Wofür?" Frage ich Anni und muss kurz warten, bevor sie mir antwortet. "Wir wollten essen gehen, alle zusammen. Linea, ich, du und so" teilt sie mir mit und fragend starre ich auf ihren Namen auf meinem Handy "Wer ist 'und so'?"
"Lara, Finn..." Als ich seinen Namen höre schlucke ich schwer.

Wir hatten unsere Beziehung nie offiziell beendet und unseren Streit offen gelassen, während ich mich mit Sydney beschäftigt habe. "Nein, ich wollte gleich zu Hayley fahren. Ihre Schwester hatte eine Übernachtungsparty geplant und ich kann meine beste Freundin nicht allein lassen" lache ich "wie wäre es mit morgen? Ich bring dann aber auch wen mit" ich würde David fragen, ob er mich begleiten möchte und noch einen Kumpel hat der mitkommen könnte. Ich hatte keine Lust auf eine 'Was ist das jetzt mit uns?' Konversation mit Finn und David kann mir sehr wahrscheinlich helfen, diese zu umgehen.

"Ok, dann morgen. Um 7 vorm La Fe" mit diesen Worten beendete sie ihr Gespräch und sofort wechsel ich auf Davids Kontakt um ihn anzurufen. "Alice" begrüsst er mich, klingt dabei freudig überrascht. "Hey David, hast du Lust morgen mit mir und meinen Freunden den Abend zu verbringen?" Frage ich ihn ohne unschweife, tippe ungeduldig auf meinem Knie herum, während ich auf seine Antwort warte. "Ja gern, was ist der Haken? Ich weiss du würdest nicht einfach so fragen" in seiner Stimme klingt Belustigung mit.
G

enervt darüber, dass er mich allem Anschein nach doch gut kennt, verdrehe ich die Augen und lache leise "Mein Ex wird da sein und naja ich hab keine Lust mit ihm reden zu müssen". Laut lacht er "Ok verstehe und ich soll den neuen Spielen?"
"Was? Nein!" Sage ich schnell. Zu schnell. "Ich will mich bloss nicht erklären müssen David"
"Ist schon ok, wir reden morgen drüber ja? Ich muss jetzt arbeiten. Schickst du mir alle Infos für morgen? Wann und wo?"
"Ja mache ich. Bis morgen" schnell lege ich auf und lege mein Handy neben mich, bevor ich aufstehe um mich für die Übernachtungsparty von Ella fertig zu machen. Doch sehr unmotiviert seufze ich, aber was tut man nicht alles für die beste Freundin. Niemals würde ich die mit ihrer Schwester und einem Haus voller Teenager Mädchen allein lassen. Zudem hatte ich nichts anderes vor.

-

Schmunzelnd stehe ich vor meinem Spiegel und starre auf meinen Nacken. Auf die Stelle wo vor nicht einmal 24 Stunden Sydney sanfte küsse verteilt hat. Langsam fahren meine Finger über die Stellen, bereiten mir eine Gänsehaut und erzeugen ein Kribbeln.
Widerwillig löse ich mich von meinen Gedanken an ihn und ziehe den Sweater über, bevor ich ein paar Sachen die ich für den Abend brauche in meiner Tasche verstaue. Auch wenn Hayley und ich seit unserer Kindheit beste Freundinnen sind, ist es eher unüblich, dass die eine bei der anderen übernachtet. Stattdessen sind wir immer nachhause gegangen, da wir direkt gegenüber wohnten.

Dank der kleinen Übernachtungsparty konnte ich auch endlich mal wieder meine Eltern besuchen und ich weiss, sie werden einige Fragen haben und stellen.

Grinsend lasse ich auch mein Handy in die Tasche fallen und greife nach meinem Autoschlüssel, laufe hinunter und platziere die Tasche auf dem Beifahrersitz, bevor ich los fahre. Dadurch, dass der Verkehr heute ziemlich ruhig ist, komme ich schnell an und lenke mein Auto auf den Parkplatz vor dem Haus meiner Eltern und steige aus. Da es noch relativ früh ist, entscheide ich mich dazu, schnell zu ihnen zu gehen und danach erst rüber zu Hayley.
Strahlend öffnet meine Mutter mir die Türe und zieht mich in eine Umarmung "Schön dass du mal wieder nachhause kommst" sagt sie und gibt mir daraufhin einen kurzen Kuss auf die Wange. Lächelnd Streife ich die Schuhe von den Füssen und stelle meine Tasche vor der Garderobe ab "wenn ihr nichts dagegen habt, komme ich morgen zum Frühstück rüber"
Schnell nickt sie "natürlich nicht. Papa freut sich bestimmt auch" teilt sie mir mit und geht Richtung Küche. Ich Folge ihr und setze mich an meinen alten Platz an dem viereckigen Küchentisch ihr gegenüber "wie war dein Wochenende?" Neugierig schaut sie mich an und ich merke wie meine Wangen ein wenig warm werden und Farbe annehmen. "Gut, ich hatte Besuch" Fragend mustert sie mich.
"Aus Berlin, ein Freund Mama" erkläre ich ihr und schmunzel. Sie müsste sich eigentlich denken können, dass es ein Freund oder eher Der Freund war.
"Diesmal also aus Berlin? Gott Alice gibt es hier in der Nähe nichts für dich?" Sie seufzt und mustert mich skeptisch. Schon immer habe ich eine Schwäche für Männer aus anderen Städten und auch ihr ist dies bewusst. Nur zu oft erinnert uns etwas an meine Zeit mit meinem Ex, meinem ersten Freund, der mir trotz drei Stunden Entfernung das Herz so sehr brechen konnte, dass ich kalt wurde.

"Wir haben beide ein Auto und einen Führerschein Mama, diesmal muss ich nicht ständig auf euren Kosten mit dem Zug fahren" sie nickt, ist dennoch skeptisch. "Er heisst Sydney" füge ich hinzu, versuche ihr Interesse zu wecken um ihre Zustimmung zu erhalten. "Amerikaner?" Ich nicke.
"Naja ich heisse auch Alice und ihr seid nicht aus Amerika"
"Stimmt auch wieder. Wie alt ist er? Diesmal dein Alter?" Schmunzelnd verdrehe ich die Augen. "23" antworte ich ihr knapp. "Oh man, du und die älteren Männer. Was ist das nur bloss? Von mir hast du deine Launen ganz bestimmt nicht"
Wenn sie nur wüsste dass der grösste Altersunterschied den ich hatte bei 12 Jahren liegt, würde sie wahrscheinlich begeisterter sein. "Nein, das stimmt. Die habe ich von Papa" Scherze ich. Meine Mutter hatte mir mal erzählt, dass sie ihn kennen gelernt hat, wie er mit seiner Freundin auf der Bank beim Kegeln sass. Sie war ihrem Bruder zu liebe mit gegangen und so fing die Liebe an. Dass mein Vater seine Freundin bereits zu Beginn verlassen hat bezweifle ich. Daher kommt wohl auch mein Glück, an vergebene oder Väter zu geraten.

"In Berlin also. Was ist das mit euch? Wieder eine deiner Launen?" Sie steht auf und macht sich einen Kaffee, während ich langsam den Kopf schüttel. "Nein, ich glaub diesmal könnte es was ernstes sein" meine Stimme wird leiser und die Gefühle die er in mir hervor ruft kommen zum Vorschein. Mein Bauch beginnt zu Kribbeln und mein Herz schneller zu schlagen.
"Es ist das selbe Gefühl wie mit Josh" spreche ich nun die Wahrheit aus. Schon lange hat mein Herz sich an Sydney gebunden und ich mich ihm hingegeben. Es auszusprechen meiner Mutter gegenüber fühlt sich richtig an und als würde eine Last von mir abfallen. "Alice lass dich nicht wieder kaputt machen" ihre Stimme klingt besorgt und ihr Blick verstärkt dieses Gefühl nur noch mehr. Ich nicke lediglich statt etwas zu sagen und schaue daraufhin auf die Digital Uhr an der Wand. "Ich sollte so langsam mal rüber gehen. Ich bin morgen gegen 11 Uhr zum Frühstück da" ich stehe auf und lächle meine Mutter noch einmal an, bevor ich meine Schuhe anziehe und das Haus verlasse.

Wie immer drücke ich ein zwei mal zu oft auf die Klingel meiner Freundin und grinse als mir aufgemacht wird. "Hey" begrüsse ich sie und drücke sie feste an mich "Ich hab Harry Potter und Popcorn dabei" sie grinst und holt die Kette hervor mit dem Zeitumkehrer aus den Filmen. Wir sind sowas von Potter Heads und zu Weihnachten hat sie von mir einen Slytherin Schalfanzug bekommen, während ich eine Kuschelkatze bekommen habe.
"Hey Ella" versuche ich sie laut genug zu begrüssen und die Musik zu übertönen, winke dabei. Lächelnd winkt auch sie "Hey Alice" bevor sie sich wieder ihren kreichenden Freundinnen widmet. Überrascht, dass ich hier bin, werde ich von einer ihrer Freundinnen gemustert und grinse sie gezwungen an, um nicht ganz unhöflich vor zu kommen.
"Wollen wir hoch?" Hayley stösst mich sanft an der Schulter an und ich nicke schnell, folge ihr daraufhin nach oben in ihr Zimmer. "Wie immer sieht es hier so aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen" stelle ich amüsiert fest als ich das Zimmer betrete.

Schon damals war Hayley nicht die ordentlichste oder beste in Dingen die generell Ordnung und Struktur betrafen. Immer wenn ich her kam, lagen überall Dinge herum und man wusste nicht, wo man zu erst hinschauen sollte, dank der ganzen Eindrücke. "Du weisst doch..." setzt sie an, jedoch unterbreche ich sie "Jetzt schieb es nicht wieder aufs lernen. Du hast dein Abi vor einem Jahr hinter dich gebracht und ich vor kurzem. Ich hatte auch Zeit für alles andere" streng hebe ich meinen Finger an, da ich keine widerworte holen will und tatsächlich gibt sie klein bei.
"Ich hab mitbekommen, dass du Besuch hattest. Jetzt erzähl mal" grinst sie und amüsiert lasse ich mich in einen der Sessel fallen. "Genau das hat meine Mutter auch gefragt" lache ich, beginne jedoch zu erzählen.

Secret AffairWhere stories live. Discover now