Kapitel 38

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Ich hatte in den letzten Tagen viel mit David, meinem kleinen Kellner, unternommen. Jedoch liess ich es nie zu mehr Intimität als einem Kuss kommen. Ich hatte das Gefühl, ich würde Sydney mit dem Kellner betrügen, obwohl wir nicht einmal mehr miteinander geredet oder geschrieben hatten, seit ich wieder in Köln war.

Ich wusste nicht woran es lag, aber Sydney hatte sich in mein Leben eingebrannt und ich wurde dieses Gefühl des Vermissens nicht mehr los. Was auch immer er in dieser einen Nacht mit mir gemacht hatte, machte mir Angst, da es mir das letzte mal mit meinem Exfreund so ging. Jedoch hatte ich mit Sydney endlich jemanden gefunden, mit dem ich auch auf einer Freundschaftlichen Basis reden konnte.

"Hey Alice, schau mal" David kam mit zwei Pizza Kartons aus der Küche. Ich hatte ihn mit nachhause begleitet heute, auch wenn er mich ständig darum bat mal zu mir zu fahren. "Welche möchtest du haben?" fragte er und ich schaute mir die Pizzen genauer an. "Die Diavolo" antwortete ich ihm, woraufhin er nickte und wieder in die Küche verschwand.

In der Hoffnung das Sydney mir endlich auf meine Nachrichten und Anrufe geantwortet hat, schaute ich auf mein Handy um ernüchternd fest zu stellen, dass nicht eine einzige Benachrichtigung angezeigt wurde. Enttäuscht liess ich mein Handy wieder sinken und legte es auf den Kaffetisch vor mir ab.

Ich entschied mich dazu, David in der Küche Gesellschaft zu leisten und ihm zu helfen mit unseren Pizzen. Auch wenn es nur fertig Pizzen waren, bei manchen Männern weiss man ja nie.

David hatte eine eigene kleine zwei Zimmer Wohnung, welche mir eindeutig zu eng und zu klein gewesen wäre, aber für ihn reichte sie anscheinend. Dennoch gefiel mir sein Einrichtungsstil. Er hatte alles in hellen und cleanen Farben gehalten, genauso wie ich es mochte und ebenfalls in meiner Wohnung hatte.
"Du sag mal, wieso arbeitest du eigentlich als Kellner in dem Café?" etwas verwundert schaute David mich nach meiner Frage an. "Ich habe meinen Abschluss damals nicht geschafft, meine Eltern wollten jedoch dass ich unbedingt arbeiten gehe und im Café haben sie mich angenommen. Ich wünsche mir auch was besseres, aber ich nehme was ich kriegen kann." seine Antwort liess mich nachdenklich werden.

Keinen Abschluss zu haben könnte ich mir gar nicht vorstellen. Für mich war immer klar mein Abi und die Ausbildung zur Erzieherin oder studieren. Aber ohne Abschluss?
"Oh, verstehe" antwortete ich ihm bloss, da ich ihn mit meinen Vorstellungen nicht vor den Kopf stoßen wollte. Er war ein netter junger Mann und keineswegs dumm oder unqualifiziert, ich kannte durch aus dümmere oder schlechtere Leute, aber wahrscheinlich würde er sich bei meinem Lebensstil ein bisschen schlechter oder niedriger fühlen.

Es war durchaus ein Luxus, dass ich nicht schlecht verdiente und meine Eltern mir einiges dazu steuerten. Nicht jeder könnte sich in meinem Alter eine Woche in einem von Berlins Luxushotels leisten und dann noch ausgiebig shoppen und feiern gehen.

"Ich schätze du hast einen Abschluss?" Fragt David mich nun, woraufhin Ich nicke und lächelnd mit "Ja, ich habe dieses Jahr mein Abi gemacht." antworte.
Verstehend nickt er und widmet sich den Pizzen, welche mittlerweile fertig sind.
Mit Handschuhen bewaffnet holt er sie raus und platziert sie sorgfältig auf unseren Tellern, bevor er sie mit dem Pizzaschneider in acht mehr oder weniger gleichgrosse Stücke zerteilt. Ich muss lachen, denn seine Art Pizza zu schneiden, sieht er danach aus, als würde er versuchen den Teller samt Tisch durch zu kriegen.

"Wieso lachst du so?" Fragt nun auch er lachend.
"Naja, die Salami auf der Pizza ist schon tot. Aber jetzt hast du sie nochmal getötet." kicher Ich und nehme ihm den Pizzaschneider ab. Mit sanften Bewegungen lasse ich ihn über die Pizza rollen und zerteile die letzten Stücke. Stolz grinse ich ihn an "Bonne Appetit" und überreiche ihm den Teller mit seiner Pizza.

-

Mittlerweile ist es schon dunkel draussen und ich liege mit dem Kopf auf Davids Schoss eingerollt in einer Kuscheldecke auf seinem Sofa. Während er meinen Rücken krault und seine Serie guckt schliesse ich meine Augen und versuche ein wenig zu entspannen.
Sofort stelle ich mir Sydneys lachen vor und wie er vergeblich nach dem Pfannenwender für unsere Pfannkuchen gesucht hat und muss grinsen. Dieser Mann, hat es tatsächlich geschafft, sich so in mir zu verfestigen, dass ich selbst in Gegenwart eines anderen an ihn denken muss.

Ich hatte mir damals fest vorgenommen, auch wenn jemand noch so scheisse ist, egal ob generell oder im Bett, nicht in Gedanken bei jemand anderem zu sein. Ich wollte nicht ganz so ekelhaft und gemein sein, auch wenn es nicht immer geklappt hat, aber David wollte ich das wirklich nicht antun.
Sofort öffne ich meine Augen wieder und blinzle ein paar mal, um mich an die Helligkeit des Fernsehens zu gewöhnen.

"Oh ich dachte du wärest eingeschlafen" höre ich ihn leise sagen und merke wie er mir meine Haare aus dem Gesicht streicht.
"Nein nur fast" flüstere ich und grinse.
"Es ist schön spät Alice und ich würde dich ungern jetzt noch fahren lassen. Du bist müde, willst du nicht lieber hier schlafen? Du kannst auch allein in meinem Bett schlafen, wenn dich das stört. Ich schlafe auf dem Sofa." Ich muss grinsen bei seinen Worten und drehe mich auf seinem schoss so, dass ich ihn angucke und seine Hand nun auf meinem Bauch liegt.
"Nein, du musst wegen mir nicht ausziehen, aber das ist lieb von dir nur habe ich nichts dabei." antworte ich ihm ehrlich, jedoch weiß ich schon was jetzt als Antwort kommt.
"Das macht nichts. Du bekommst ein T-Shirt von mir." Ich nicke und drehe mich wieder zurück. Bevor ich mich aufsetze und ihn angucke. "Danke" sage ich, stehe auf und verschwinde ins Bad.

Was machst du nur Alice?

Im Spiegel schaut mich eine dunkel blonde junge Frau an, die noch vor wenigen Tagen in Berlin im Bett eines anderen lag und nun hier in Köln, den nächsten hat.
Für mich war es normal so zu sein, bevor ich Sydney kannte und nun? Nun fühlt es sich einfach nur falsch an.

Falsch und dreckig.

Sydney hatte mich eindeutig verändert und ich konnte nicht sagen, dass er mich ins negative verändert hatte. Meine ganze Familie wartete schon sehnsüchtig auf diesen Sinneswandel und nun war es soweit. Nicht umsonst hatte meine Mutter mich immer auf einen Freund, heiraten und Kinder angesprochen.
In ihren Augen war es Zeit für mich, mich an jemanden zu binden.

Secret AffairWhere stories live. Discover now