30 - Ausgenutzt! 💜

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Felix POV

Ich rannte so schnell weg wie ich nur konnte. Mein einziges Ziel war mein Zuhause. Sobald ich dort war, rufe ich direkt Hyunjin an. Ich fühlte mich schrecklich. Ich hatte Angst. Furchtbare Angst.
Doch dann kam ich an dem Haus vorbei, wo Hyunjin wohnte. Das war meine Chance, persönlich mit ihm zu reden.
Ohne Unterbrechung drückte ich die Klingel zu seiner Wohnung. "Bitte sei zu Hause.", murmelte ich nervös, fing an auf meinen Fingern herumzukauen. Schließlich machte Hyunjin mir auf.
"Oh Gott, Felix. Geht es dir gut? Ich war vollkommen krank vor Sorge.", schluchzte er und fiel mir um den Hals. Es gab wenige Momente, wo Hyunjin so emotional wurde. Ich schlang meine Arme um seine Taille und drückte ihn fest an mich. "Mir geht es gut. Du brauchst dir jetzt keine Sorgen mehr zu machen."
Auch ich war schon wieder den Tränen nahe. Ich hatte Angst, Hyunjin vielleicht nicht mehr zu erreichen. "Du. Kannst du den Computer von dir hochfahren? Ich will etwas überprüfen.", murmelte ich.
Hyunjin führte mich in sein Wohnzimmer. Ich weiß nicht, wie lange ich nicht mehr hier war, doch ich fühlte mich wohl. Sehr wohl sogar. Mein Freund fuhr den Rechner hoch. Doch auf einmal hielt er inne. "Felix, was ist genau passiert? Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst." So gerne mein Herz es ihm erzählen wollte, mein Kopf ließ es einfach nicht zu. Er blockierte jedes einzelne Wort, jedes Gefühl. Ich war in meinen Zweifeln gefangen. Und wieder fing ich an zu weinen. Ich hatte Herzschmerzen und mein Körper zitterte wie Espenlaub.
"Ganz ruhig, Felix. Ich bin hier.", flüsterte mein Freund und umarmte mich. Doch je näher wir uns kamen, desto mehr Angst hatte ich, Hyunjin zu verlieren. Das wollte ich nicht. "Felix. Ich weiß, dass du Angst hast. Aber ich habe dir versprochen, immer auf dich aufzupassen. Und das werde ich auch einhalten." Ich drückte mich ganz nahe an Hyunjin heran und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Doch es fühlte sich an, als würde er sich immer weiter von mir entfernen. Wie konnte ich diese immer größer werdene Distanz zwischen uns überbrücken? Ich war einfach nicht stark genug. Ich werde es auch niemals sein. Nicht so wie Hyunjin es ist. Er war viel stärker als ich es je sein kann. Sicher bewunderte ich ihn dafür, doch es machte mich auch fertig und ich fühlte mich immer häufiger unterlegen. Ich wollte die gleiche Stärke aufweisen wie er. Ich wollte wie er sein. Doch wie sollte ich das machen, wenn wir so unterschiedlich waren? Wie konnte ich so stark wie Hyunjin werden? Selbst, wenn ich mit dem Taekwondo-Training anfange, wird das diesen Krata in mir nicht wieder schließen.
Hyunjin griff nach meiner Hand und fuhr vorsichtig meine Fingerknochen nach. Es fühlte sich ungewohnt an. Auch ich habe bemerkt, dass ich dünner war als früher. Doch mein Verstand wollte das noch nicht so richtig wahr haben. Dann seufzte Hyunjin und flüsterte: "Warum tust du dir das an?" Ich wusste, wovon er sprach, doch ich wollte nicht darüber sprechen. Also antwortete ich: "Wovon sprichst du?" "Felix, lüg mich jetzt bitte nicht an. Du ... distanzierst dich immer weiter von mir und ich ... konnte dich heute nirgendswo auffinden." "Deswegen warst du nicht da." "Genau. Ich wollte dir unbedingt helfen, doch ich konnte es einfach nicht. Tut mir leid." Irgendwie ahnte ich, dass Hyunjin noch mehr durch den Kopf ging als nur das Geschehen auf dem Fabrikgelände.
"Du. Felix. Kannst du mich und deine Schwestern auf den Platz führen, wo du Chan und seiner Clique getroffen hast?" "Ja. Wieso?" "Ich habe ein ungutes Gefühl." Auch, wenn ich diesen Ort nie wieder betreten wollte, musste ich Hyunjin vertrauen. Ich kontaktierte meine Schwestern, dass sie uns an dem Ort treffen sollten, wo ich in dieses verfluchte Auto gestiegen bin, nur um ein Päckchen zu holen. Wobei ich mich immer noch fragte, was da drin war. Aus Angst habe ich nicht reingeguckt und auch nicht danach gefragt.
Da kam auf einmal Rachel um die Ecke. "Was machst du hier, Schwester?", fragte ich verwirrt. Sie fiel mir um den Hals und sagte: "Ich habe was auf der Schulhomepage entdeckt und wollte mich vergewissern, dass es dir gut geht. Und wenn du nicht zu Hause bist, hängst du meistens bei Hyunjin ab." Stimmt auch wieder. Doch dann riss ich die Augen auf und fragte laut: "Warte, Rachel. Sagtest du Schulhomepage?"

Hyunjin rannte ins Wohnzimmer, um seinen Laptop zu holen. Auch ich war total nervös und wollte wissen, was passiert ist.
Ich setzte mich mit Rachel auf die Couch. "Warum hast du mir nicht gesagt, was los ist? Ich wäre sofort zu dir gekommen und hätte dir geholfen." "Ich wollte dich da nicht mit reinziehen. Wer weiß, was Chan, Jisung und Changbin mit dir gemacht hätten." Meine Schwester lachte und stemmte die Hände in die Hüften. "Wenn ich erst einmal mit denen fertig bin, trauen sie sich keinen Meter mehr an dich heran."
Irgendwie heiterte mich das auf, doch es erinnerte mich daran, dass mir einfach die Kraft fehlte, um so stark zu werden. Rachel, Hyunjin und Olivia. Sie waren so stark. Und ich? Ich heulte mir jede Nacht die Augen aus dem Kopf. Ich bin eine richtige Heulsuse geworden.
Rachel half mir, den Laptop hochzufahren. Meine Hände zitterten so stark, dass ich kaum den Start-Button betätigen konnte. Meine Schwester griff nach meiner Hand. "Lass mich das machen." Ohne auch nur ein Wort zu sagen, zog ich meine Hände weg und überließ Rachel meinen Laptop. Mal wieder zupfte ich an meinem Haargummi herum. Olivia gab es mir, damit ich mich bei Stressanfällen wieder beruhigen konnte und abgelenkt war.
Es vergingen fünfzehn Minuten, bis wir endlich Gewissheit hatten, dass dieses verdammte Foto von der Homepage verschwand. Und dies geschah auch. Das Foto war weg. Erleichtert atmete ich durch. Scheinbar haben sie ihr Versprechen gehalten. Um ehrlich zu sein, hätte ich es ihnen am allerwenigsten zugetraut. Sie waren zu allem fähig.
Auf einmal fing Hyunjin's Handy an zu blinken. Und auch der Laptop fing an Töne von sich zu geben. Ich scrollte durch die Homepage und sah schließlich etwas, was ich nicht hätte sehen sollen. Scheinbar hat Changbin mich dabei gefilmt, wie ich in dieses Auto geklettert bin. Und die Kommentare meiner Mitschüler waren alles andere als nett.

>Was für ein Irrer!<
>Im Ernst. Für Geld macht der doch wirklich alles.<
>Schade, dass dieser Wagen nicht abgestürzt ist.<
>Ha! Was für ein Loser!<

Mit Tränen in den Augen klappte ich den Laptop zu. Ich war endgültig am Ende angekommen. Ich konnte nicht mehr. Wie konnte ich überhaupt so naiv sein und ihnen jedes Wort glauben? Ich war so dämlich.
Hyunjin legte seine Arme um mich. "Bleib ruhig. Es wird alles wieder gut.", flüsterte er, doch ich konnte seinen Worten gerade nicht wirklich Glauben schenken. Dafür war ich viel zu fertig. Ich wollte nichts mehr sehen, nichts mehr hören, nichts mehr fühlen.
Hyunjin blieb noch eine ganze Weile bei mir, bis es schließlich dunkel war. Und er ist tatsächlich eingeschlafen. Er lag auf der Wandseite meines Bettes und atmete gleichmäßig ein und aus. Ich zog meine Schuhe und mein T-Shirt aus und legte mich zu ihm ins Bett.
Doch an schlafen dachte ich nicht einmal. Zu viele Dinge waren in meinem Kopf. Warum war es so leicht, Hyunjin zu lieben, aber nicht mich selbst? Warum liebte er ausgerechnet mich? Wie konnte eine Beziehung zwischen Jungs nur so verführerisch und doch so gefährlich sein? Ich hatte Angst, wenn ich jetzt die Augen schloss, dass ich dann wieder unter Alpträumen litt. Und das wollte ich nicht. Ich wollte einfach nur glücklich sein. Mehr nicht.

Painful Love ♡ HYUNLIXWhere stories live. Discover now