24 - Engel auf vier Pfoten 💜

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Felix POV

Der letzte Tag des Wochenendes. Wie jedes Mal wünschte ich mir, dass es etwas länger andauern würde und ich mehr Zeit mit Hyunjin verbringen konnte. Doch die Realität sah bedauerlicherweise anders aus. Hin und wieder träumte ich im Unterricht vor mich hin und stellte mir vor, wie das Leben ohne Chan, Jisung und all die anderen aussehen würde. Doch, wenn mich dann jemand wieder in die Realität zurückholte, war alles wieder grau und trist. Meine Tagträume sind wie hauchdünne Seifenblasen, die jedes kleine Wort sofort zerplatzen ließ. Wieso konnte ich nicht einfach dort bleiben? Wieso kann ich nicht einfach sterben? Ich weiß, warum. Hyunjin und meine Familie. Sie waren das einzige, was mich noch am Leben erhielt. Ich konnte sie nicht im Stich lassen. Wären sie nicht da, wäre ich vermutlich schon längst tot. Ja, es ist egoistisch von mir, so etwas zu denken. Nun, die neuen Mitbewohner zählen auch noch dazu.
Doch wenn ich alleine war, kam diese Angst wieder. Dieses Gefühl, als würde ich mit zugeschnürter Kehle ertrinken. Als würde mir jemand ein Schwert in den Bauch stechen und es langsam hin und her bewegen. Dieses Gefühl der Einsamkeit war einfach nur schrecklich. Dabei wollte ich nur glücklich sein. Doch solange Chan mir Steine in den Weg stellte, war das so gut wie unmöglich. Ich hasste meine graue Realität. Ich hasste dieses Leben. Ich hasste alles, was mir Schaden zufügen konnte. Ich war einfach fertig mit der Welt.
Doch meine Liebe zu Hyunjin hinderte mich daran zu sterben. Sie gab mir Kraft. In jeder Sekunde, in der ich aufgeben wollte. Ich konnte jetzt nicht einfach so gehen. Diese Gedanken an Hyunjin machten mich glücklich.
Ich zog mein Handy heraus und durchforstete meine Fotogalerie. Die meisten Bilder waren von meiner Familie und von Hyunjin. Momente, in denen ich lachen konnte und mich wie der glücklichste Mensch auf der Welt fühlte. Ich wünschte mir wirklich, dass dies für immer anhalten könnte. Doch die Realität sah für mich anders aus.
Während ich mir die Fotos ansah, erinnerte ich mich an unseren gemeinsamen Momente. Hyunjin und ich haben damals so viel zusammen gelacht. Und jetzt? Jetzt war ich ein wandelnder Trauerkloß. Es war fast so, als hätte ich verlernt zu lachen.
Ich stand ganz kurz davor, wieder los zu heulen. Da sprang Yumi auf mein Bett und kuschelte sich neben mich. Sie schnurrte zufrieden. "Immerhin eine fühlt sich wohl.", murmelte ich und streichelte das Tier. Sie schien zu spüren, dass es mir elendig ging. Ich wünschte mir wirklich, dass ich wieder lachen konnte, doch dieses Gefühl von Freude war nur noch ganz oberflächlich. Ich vermisste es. Doch solange Chan, Jisung und Changbin mir im Weg standen, war das Glück für mich unerreichbar. Sie machten mir alles kaputt. Und ich wollte Hyunjin nicht verlieren. Da stützte Yumi sich auf meiner Brust ab und drückte mich mit ihrem Gewicht auf's Bett. Ich sah das Tier verwirrt an. "Was machst du da?" Yumi legte den Kopf schief, als würde sie sagen: "Du siehst doch, was ich mache. Ich will spielen." Ich streichelte ihr über den kleinen Kopf. Die Katze fing an zu schnurren. "Immerhin du bist glücklich, Yumi.", murmelte ich und legte mich hin. Yumi blieb auf meiner Brust liegen. Tatsächlich beruhigte mich die Anwesenheit der Tiere, doch sie konnten mir leider nicht die Schmerzen nehmen. Wenn das nur möglich wäre.
Auf einmal lief Kyma weg. Wo wollte er denn jetzt hin? Ich sah dem Kurzhaarknäul hinterher und es kam kurze Zeit später mit seiner Leine im Maul wieder. Die Leine haben wir vom Tierheim bekommen. "Willst du spazieren gehen?" Kyma bellte kurz und stupste mich mit seiner Schnauze an. Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. "Gut. Dann gehe ich eben eine Runde mit dir." Ich sprang aus dem Bett und zog mir eim gestreiftes Hemd, einen blauen Pullover ohne Kapuze und eine blaue Jeans an und ging Richtung Tür. Bevor ich ging rief ich meinen Schwestern noch zu: "Ich bin mit Kyma eine Runde draußen." Olivia und Rachel streckten ihre Köpfe um die Ecke. "Viel Spaß. Sei aber zum Abendessen wieder zurück." "Natürlich. Wir sind ja nicht zehn Stunden weg." Ich gab Olivia und Rachel einen schnellen Kuss auf die Wange und ging aus dem Haus.

Das Wetter war heute viel milder als die letzten paar Tage. Da kam mir der Spaziergang mit Kyma gerade recht. Und Kyma schien auch seinen Spaß zu haben.
Ich ließ den Hund von der Leine. Kyma rannte auf die Hundewiese und spielte mit einer Gruppe von Pudeln. Es war wirklich eine gute Idee, die Tiere zu besorgen. Jedes Mal, wenn ich sie sah, war ich glücklich. Sie erinnerten mich an Hyunjin und daran, wie schön unsere gemeinsame Zeit ist, in der wir nicht in der Schule waren. Auch, wenn wir diese Zeit nach der Schule hatten, fehlte sie mir. Wir hatten kaum Momente, wo wir uns richtig nahe sein konnten. Und damit meinte ich mehr als nur küssen und kuscheln. Doch war ich schon so weit? Waren wir beide bereit dafür? Es wäre vielleicht schlau, noch ein paar Monate zu warten. Ich will nichts überstürzen und erst einmal darauf hören, was mein Herz mir sagt.
Da kam Kyma auf einmal auf mich zugerannt und winselte. "Hey, Süßer. Was hast du denn?", fragte ich und streichelte ihm über seinen kleinen Kopf. Ich sah nach oben und erblickte dann den Grund für seine plötzliche Angst. Scheiße! Was suchten Changbin und Jisung hier? Sie kamen direkt auf mich zu. Hatten sie Kyma etwa Angst gemacht?
"Ach, sieh mal, wen wir da haben. Unsere kleine Schwuchtel. Und sie hat einen Flosack dabei. Wie niedlich. Lass mich raten. Er ist aus dem gleichen Loch gekrochen wie du.", lachte Changbin. Ich verdrehte nur die Augen. "Changbin, hast du keine anderen Hobbys außer mir auf den Sack zu gehen?" "Wieso? Bei den anderen macht es nicht so viel Spaß wie bei dir, Loser."
Jisung schubste mich gegen einen Baum. "Oh. Tat das weh?", grinste er und kam näher. "Soll ich das noch mal machen?" Changbin packte mich am Hals und drückte meine Kehle geben den Baum. "Na? Tut's immer noch weh?"
Für einen Moment dachte ich, es wäre jetzt endgültig vorbei mit mir. Doch da schrie Changbin auf einmal auf und ließ mich los. Ich musste kurz Luft holen, bevor ich den Grund für seinen Schrei sah. Kyma biss ihm in den Unterarm und knurrte ihn an. Ich war gerade mehr als nur erschrocken. Deswegen brauchte ich drei Sekunden, um zu verstehen, was Kyma da gerade getan hat. Er hat mich vor Changbin gerettet.
Mein Hund ließ Changbin's Arm wieder los und stellte sich vor mich. Er wollte mich beschützen. Jetzt war mir auch klar, warum Hyunjin mir gerade diesen Hund gezeigt hat. Jack-Russell-Terrier waren Jagdhunde. Kyma bellte und knurrte meine Mobber weiter an, bis sie schließlich das Weite suchten. Doch bevor sie endgültig Leine zogen, sagte Jisung noch: "Was noch passieren wird ist deine Schuld."
Dann verschwanden sie endgültig. Was wollte er mir damit nur sagen?

Painful Love ♡ HYUNLIXWhere stories live. Discover now