Rasch trocknete ich mich ab und verschwand in meinen begehbaren Kleiderschrank, um mir frische Klamotten zu holen. Ich entschied mich für eine graue Jogginghose und einen sehr bequemen, aber überhaupt nicht figurbetonenden, beigen Strickpullover. Wieder im Bad kämmte ich mir die nassen Haare und flocht sie zu einem langen französischen Zopf. Ein Blick in den Spiegel und ich befand mein Aussehen als akzeptabel – trotz der frischen weißen Verbände an Arm und Hals.

Und was nun? Rausgehen und die letzten Sonnenstrahlen genießen? Ging nicht, verboten. Das Haus erkunden? Eindeutig zu viele Dämonen, denen man über den Weg rennen konnte. Also viel das auch raus. Weitere Ideen fielen mir zurzeit nicht ein. Na toll! Ich seufzte und ging ins Wohnzimmer zurück, dort ließ ich mich neben Lucky auf den Boden sinken. Er schaute kurz desinteressiert auf und ließ dann seinen Kopf wieder auf die Pfoten fallen. Sein Schwanz blieb reglos auf dem Teppich liegen. Wow, so viel Begeisterung hatte er mir schon Ewigkeiten nicht mehr entgegengebracht. Was hatte ich diesmal verbockt, dass er mich ignorierte?

Langsam strich ich über sein weiches Fell und ließ meine Gedanken schweifen. Also was könnte Lucky verärgert haben? Ich dachte daran, was heute alles passiert war und das war ... eine Menge!

Ein Dämon hat mir heute Früh Frühstück gemacht und mich danach angegriffen. Auf meiner Couch im Wohnzimmer war ich aufgewacht und wurde von einem sehr zuvorkommenden, blonden Dämon umsorgt, der mir riet, mich von dem Dämonenarschloch fernzuhalten. Den Rat hatte ich ignoriert und man sah ja, was dabei rausgekommen war.

Lucky hob plötzlich den Kopf und knurrte mich an. Ich schaute hinunter auf meine Hand, mit der ich ihn gestreichelt hatte und stellte fest, dass ich sie wütend im Fell zur Faust geballt hatte.

„Sorry, mein Junge." Langsam löste ich ein Finger nach dem anderen und strich sein Fell wieder glatt. Wenigstens hatte ich jetzt den Grund entdeckt, wieso Lucky sauer auf mich war.

„Tut mir leid, dass ich dich einfach alleine in der Wohnung gelassen habe. Aber ich musste unbedingt mit diesem verdammten Dämon reden und glaub mir, ich bereu es." Vorsichtig krauelte ich ihm hinter dem Ohr. „Vergibst du mir mein Freund?"

Keine Reaktion.

„Ich besorge dir eine große Wurst." Auch wenn ich dafür in die Küche musste.

Immer noch keine Reaktion. Verdammt! Mit was konnte ich ihn denn noch bestechen? Ich grinste. Langsam ließ ich meine Hand über seinen Hals bis zu seinen Vorderläufen wandern. Es gab dazwischen eine ganz bestimmte Stelle.... Mit den Vorderpfoten zuckend und laut hechelnd drehte Lucky sich auf den Rücken. Sein Schwanz schlug wummernd auf dem Teppichboden.

Ha! Jetzt hatte ich ihn! Mein Grinsen wurde breiter.

„Na, hast du mir vergeben?" Ein Kuss nach Hundeart war die Antwort darauf. Ich lachte.

***

Neben Lucky zusammengerollt lag ich auf dem Boden und döste. Das Feuer tauchte den ansonsten dunklen Raum in seinen gemütlichen Schein. Vor etwa einer halben Stunde war die Sonne untergegangen und hatte den Himmel in ein Blutrot getaucht. Es war ein herrlicher Anblick gewesen.

Ein leises Klopfen ertönte an der Eingangstür und riss mich aus meinem Dämmerzustand. Lucky war schneller auf den Füßen als ich und rannte bellend auf die Doppeltür zu. Schwerfällig kam ich hoch und ging langsam hinter meinem Freund her. Was wollten dieser Dämonen jetzt schon wieder? Ohne darauf zu achten, das Lucky aufgehört hatte zu bellen und freudig mit dem Schwanz wedelte, riss ich die Tür auf, um mich wütend diesen verdammten Dämonen zu stellen...

„Was..." Mir blieben die Worte im Hals stecken. Vor der Tür stand keiner dieser Idioten. Ich ließ mein Blick den mit – elektrischen – Fackeln beleuchteten Flur entlangwandern, doch nirgendwo war auch nur eine Spur Dämon zu entdecken. Nur die Frau – eindeutig Menschlich – stand vor mir. Es war die Braunhaarige aus der Küche von heute Morgen. Stocksteif starrte sie erschrocken aus ihren großen blauen Augen zu mir auf. Sie reichte mir gerade mal bis zu den Schultern. In ihren zitternden Händen trug sie ein Tablett mit Essen unter einer Wärmeglocke und einer Thermoskanne plus Tasse. Bevor sie es fallen lassen konnte griff ich schnell danach und nahm es an mich. Ein köstlicher Duft stieg mir in die Nase. Mein Magen gab ein lautes erwartungsvolles knurren von sich. Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal etwas gegessen? Scheinbar schon eine Ewigkeit nicht mehr. Neugierig musterte ich die Wärmeglocke. Was da wohl drunter war?

Dämon - Höllisch VerhextTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang