Angewidert rümpfte ich die Nase. Es roch wirklich abscheulich. Wie hielt es Lucky nur so lange da draußen aus mit seiner empfindlichen Hundenase? Wo blieb er überhaupt? Hatte er vielleicht die Orientierung verloren bei diesem Gestank? War ihm was Passiert? War er vielleicht abgehauen?

Die Sorge klammerte sich mit ekligen, glitschigen Tentakeln immer enger um mein Herz und brachte mich fast dazu, das Verbot des Dämons zu missachten und in den Garten hinauszutreten.

Ein warnendes Kribbeln im Nacken hielt mich gerade noch davon ab, etwas Dummes zu tun. Mit funkensprühenden Fingern drehte ich mich um und nahm den Korridor in Augenschein, doch da war nichts. Verwirrt runzelte ich die Stirn und Scannte meine Umgebung erneut. Doch wieder flaute. Sonst konnte ich mich bisher auf meine Sinne immer verlassen - mit nur einer verhängnisvollen Ausnahme. Bestimmt schüttelte ich die dunklen Erinnerungen ab, die sich in meinem Kopf ausbreiten wollten und konzentrierte mich wieder auf die Wirklichkeit.

Dort, im Schatten dieses einen Durchganges auf der linken Seite, hatte sich eben etwas bewegt. Oder hatte ich mich da getäuscht. Nein, dort stand eindeutig jemand! Und dieser jemand - in schwarzem Hemd mit aufgerollten Ärmeln und die zwei obersten Knöpfe offen sowie schwarzer Lederhosen und Springerstiefeln - beobachtete mich sehr genau aus seinen kohlrabenschwarzen Augen.

Trotzig verschränkte ich die Arme. „Ich hab nichts gemacht!" Mist, ich klang wie ein Kleinkind, das sich vor seinen Eltern verteidigte. Was mich zu der Frage brachte: Warum rechtfertigte ich mich überhaupt vor ihm?

Er zog belustigt eine Augenbraue hoch, sagte jedoch nichts und schaute mich nur weiter an. Was wollte er von mir? Warum starrte er mich so an?

Etwas Schwarzes rauschte dicht an mir vorbei. Erschrocken fuhr ich zusammen, ließ mich fallen und schützte instinktiv mein Gesicht. Dabei sprühten meine Finger strahlend weiße Funken. In Alarmbereitschaft schaute ich zu Corvin hinüber... und entdeckte den Übeltäter für mein Herzrasen - ein Rabe. Er saß auf dem Arm des dunklen Dämons, sein Gefieder so schwarz und glänzend wie die Nacht, und krächzte seinem Herrn etwas ins Ohr. Der Dämon schien ihn zu verstehen, denn er nickte kurz und der Rabe breitete seine Flügel aus und flog neben mir aus der Tür wieder hinaus in die Natur.

„Was... was war das denn?" mit weit aufgerissen Augen und einem Marathon schlagendem Herzen schaute ich zwischen dem Dämon und dem Ausgang hin und her. Nachdem ich mir versichert hatte, dass die Gefahr vorbei war, rappelte ich mich wieder auf beide Füße hoch.

Statt auf meine Frage zu antworten, wand Corvin sich nur um und sagte über seine Schulter hinweg: „Deinem Hund geht es gut. Er rennt gerade durch den Garten und versucht Insekten zu fangen. Das könnte noch eine Weile dauern, also können wir beide erstmal was Frühstücken."

Verwirrt starte ich seinen Rücken an und bewegte mich keinen Zentimeter vom Fleck. Nach ungefähr zehn Schritten bekam er es mit und wandte sich mir zu. „Was ist los?"

Skeptisch schaute ich ihn an „Ähm... woher weißt du das?"

„Ich bin ein Dämon, sowas weiß ich eben." Arroganter ging es echt nicht mehr.

„Aha und ich dachte schon, dass hätte dir der Raben gesagt." Spottete ich.

„Vielleicht."

Hatte ich mich da gerade verhört? Gab er zu mit Raben zu sprechen? „Vielleicht was?"

„Ich erkläre es dir beim Frühstücken." Wiegelte er ab.

Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Ich kann hier nicht weg."

„Dein Köter hat eine top Nase und wird deine Spur schon finden. Wir lassen auch die Türen für ihn offen, versprochen."

„Der Köter hat einen Namen!"

Dämon - Höllisch VerhextWhere stories live. Discover now