Adler

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Jaselya hatte es den ganzen langen Tag lang gespürt. Ein stechen in ihrem Bauch und es hörte bei Leibe nicht auf, ganz gleich was sie tat. Dann am Abend ließ sie sich noch erschöpfter als zuvor auf den Boden fallen und blieb so liegen. Den ganzen Abend lang und sie stand nicht auf um Holz für ein Feuer zu holen, sie stand nicht auf, um sich um Frodo zu kümmern, der im Moment mit seinen eigenen Wunden kämpfte. Selbst dann nicht, als die Kälte kam und sie am ganzen Körper frohe. Doch auch die Augen konnte sie nicht geschlossen halten. Bis sie sich dann aufrappelte und sah, dass es bereits so tief in der Acht war, dass ihre beiden Begleitungen schon schliefen. Und es kam ihr so vor wie wenige Minuten. Was hatte sie all die Zeit gemacht? Es war wie ein Blackout u d sie könnte sich an nichts mehr erinnern. Nicht, dass sie Holz geholt hatte und auch nicht, dass sie seine Wunden versorgt und ihm Wasser gebracht. Auch, dass Vel ihr geholfen hatte, ihre langen Haare zu schneiden und ihr in den Bach geholfen hatte um Kraft zu schöpfen. Die Elbe blickte in den Sternen besetzten Himmel. Dann erinnerte sie sich eine Geschichte.

Mein Lieber Stern, nun bist du so fern.
Mein Verlangen nach dir oh Sterben.
Meine Liebe nach Dir oh Stern.
Willst du herab zu mir, oder soll ich wagen, meine Hand auszustrecken nach Dir in der Ferne da.
Wenn du versuchst mich zu fangen.
Kennst du mich? Kennst du meinen Stern?
Wenn du versuchst mich zu fangen, dann werde ich der Sucher und du der, der sich verstecken muss vor mir.
Wie ein Traum in mir, ich warte wie ich kann.
Versuch mich zu fangen.
Wenn du mich tötest, so töte ich dich, wenn du verschlingst mein Herz, dann verschlinge ich deins.
Denn so wie du mir, so ich Dir.
Oh mein Stern im dunklen toten Himmel.

Frodo hatte gehört wie sie gesungen hatte in der Stimme, die nicht zu ihr passte. Obwohl, wenn er darüber nachdachte, passte sie perfekt. Diese düsteren Lieder und die Stimme, die von tiefen Tönen zu hohen wankte und wie eine dunkle Welle dahin waberte. Wie Nebel in einer Dunkeln Nacht. Wie. Nacht in der viele dunkle Geschöpfe von Schatten zu Schatten huschten. War sie einer von den Schatten? Oder war sie doch das helle Licht des Mondes?
Ersah ihre gekrümmte Gestalt im Nebel sitzen. Ihre kurzen Haare, die Vel ihr, ohne mit der Wimper zu Zucken, angeschnitten hatte, und auch noch wahnsinnig gut, waren zu einem kleinen Dutt an ihrem Nacken gebunden.
Er hatte sie auf die Höhe ihres Kinns geschnitten. Die abgeschnitten Haare hatte er benutzt um eine falsche Fährte zu legen.
Frodo schälte sich aus der Decke und lief zu Jaselya. Sie bemerkte ihn vorerst nicht, dann drehte sie sich um und lächelte niedlich.
„Nur weil wir nun zu dritt sind, heißt es nicht, wir müssen es verstecken."
„Nein, wahrlich nicht."
Er nahm ihre Hand und küsste sie. Dann setzte er sich neben sie und sie legte ihren Kopf an deine Schulter. So warm waren seine Hände und hier neben ihm fühlte sie sich so geborgen.
„Nicht mehr lange, meine kleine Elbe. Nicht mehr lange und ich zeige dir das Auenland!"
„Was wirst du mir als erstes zeigen?"
„Was willst du sehen?"
„Die bestellten Felder und Märkte im Auenland und ich ich will Meister Sam sehen. Ich will im weichen Gras einschlafen."
„Dann werde ich dir alles zeigen Jase. Ich werde dir alles zeigen, wonach dein Herz ruft."
„Und wenn es nach Dir ruft?"
„Dann bin ich da."
Jaselya schmunzelte. Dann schloss sie die Augen und schlief in seinem Arm ein. Friedlich und zufrieden.

Sie drehte sich um und lachte. Der misslungene Ork rannte auf zwei Stöcken hinter ihnen her und grunzte dabei wie ein wildes Schwein. Seine plattgedrückte Nase schnüffelte in der Gegend herum während Jaselaya sah, wie der Ork ihren Rucksack wutentbrannt ins Wasser warf, da er sie nicht finden konnte. Jaselya schnaufte. Toll, sie sah dabei zu, wie ihre Gesamte Kleidung und einige Vorräte den Bach herunter trieben und verschwanden.
Jaselya schlug ihren Kopf an den Baumstamm, auf dem sie saß. Warum hatte sie das Ding auch nicht einfach richtig festhalten können?!
Sie ärgerte sich, während ihre zwei männlichen Begleite sich ein lautes Lostprusten ihrer Lace verkneifen mussten und schon rot waren. Die beiden verstanden sich gut, besonders jetzt, da sie schon 3 Tage zusammen auf Wanderung waren. Jaselya war genervt und die Blackouts waren ihr lästig geworden. Sie schloss die Augen und betete, dass der Rucksack danach noch ausfindig gemach werden könnte. Natürlich nicht. Was auch sonst?!
Also war sie, nach einem Regenschauer, durchnässt und trottete hinter den Beiden her.
Als sie dann einen Unterschlupf gefunden hatten, saß sie zitternd in der Ecke.
„Ich gebe dir etwas von mir!" sagte Vel. Er holte einen großen Pulli heraus. Jaselya schaute das unförmige Teil an und grinste.
„Danke. Dreht euch um!"
Sie taten es, doch zu sehen, wie sich die Elbe ihr nasses Kleid auszog und ihre Haare nass auf ihren Rücken fielen war zu verlockend. Sie drehten sich und Frodo betrachtete still ihren wunderschönen Rücken. Er sah eine Narbe und er sah, wie ihre Rippen, als sie ihren Leibwäsche auszog, da auch diese völlig durchnässt war.
Frodo zog die Augenbrauen hoch. Er wurde rot und so sehr er versucht weg zu gucken, umso mehr verharrten seine Augen auf ihren Rücken.
Auch Vel schien es so zu gehen.
Damn zog Jaselya den langen Pulli über. Er ging ihr beinahe bis zu den Kniekehlen.
„Wo hast du diese Narbe her,"wollte Frodo fragen, doch dann wäre sein Betrug aufgefallen.
Was er nicht wusste, Jaselya hatte es natürlich bemerkt. Sie lächelte schief. Sie hatte es immer gemerkt. Jedes einzelne Mal zuvor und jetzt.
Sie kicherte und steckte ihre nassen Haare hinter ihre Ohren. Sie wirkte noch viel kleiner als vorher, in diesem Pulli.

Als sie liefen sahen sie den Adler dort liegen im hohen Gras und leidend von Schmerzen. Sie rannten zu ihm um zu retten, was noch ging.
Von Orks wurde er vom Himmel geschossen, dieses riesige, gewaltige Tier. Jaselya kniff die Augen zu und wollte das Wasser in ihn gleiten lassen, wie sie es auch bei Frodo getan. Aber sie war keine Heilerin, sie schenkte nur etwas der Kraft den anderen. Sie konnte nicht heilen und auch keine Schmerzen nehmen.
Und in diesem Moment funktionierte es nicht. Es war zu schwer und es war schier unmöglich dies zu tun. Das weiche, graue Gras um ihn herum begann zu sterben. Wie der Adler. Blutende Rinnsäle flossen seinen Schnabel entlang. Seine Federn waren zerstümmelt und karg.
„Hör auf und lass ihn sterben in Ruhe und Frieden," hate Vel gesagt und ihre Hand genommen, auf das sie abließ von diesem Tier.
Doch so schüttelte den Kopf und ließ das Wasser so gewalttätig in den Adler schießen, dass dieser auf schrie. Gift spritzte aus seinem Mund und ließ das Gras verdorren.
Er war noch am Leben.
Jaselaya staunte über ihre Wut. Und auch wenn sie diesem Tier geholfen hatte, sie fürchtete sich über ihren, so plötzlich auftretenden Wutanfall.
Frodo lachte, als der Adler seinen weichen Kopf an seine Schulter stupste.
Auch er war nun Teil von Jaselyas Macht. Und er würde kommen um sie in Not zu retten.
Sie nahmen Platz auf dem riesigen Rücken des Tieres und er flog sie weit weit ins Land hinein. Bis nach Bree.

Er wird kommen, um seine Herrin zu suchen. Er wird kommen um zu beschützen, was er liebt!

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt