Pferdenarr

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Sie ging hinunter und flocht sich ihre Knielangen Haare unterdessen zu einem langen lockigen Zopf.
Dann bog sie um die Ecke um am Tisch platz zu nehmen. Doch sie hörte noch eine andere Stimme. Rau und alt hörte sie sich an. Jaselaya versteckte sich schnell hinter einer Säule und spähte in den großen, lichtdurchfluteten Saal. Thranduils Stimme wirkte egoistisch, egozentrisch und wahnsinnig eingebildet, während er den alten Mann mit spöttischen Augen betrachtete. So sprach er immer mit Gästen, so wollte er seine Überlegenheit demonstrieren und das war auch gut so, ganz zu schweigen davon, wie hübsch er dabei aussah. Seine Augen waren jedoch auf die glänzende Krone auf seinem Haupt gerichtet. Der Mann hatte tiefe Furchen und Falten in seinem Gesicht und grau meliertes Haar, das wohl mal blond gewesen sein musste. Er trug eine Rüstung. Und doch sah er jung aus. Jaselaya dachte, sie hätte diese schwache Rüstung nur mit einem Schlag durchbrechen können. Er trug hohe Stiefel und Reithandschuhe aus robustem Leder. Ein Mensch!
Nein, ein Menschenkönig! Aber was suchte er hier?
Jaselaya tat, was sie von Thranduil unbewusst gelernt und abgeguckt. Sie zog ihre Augenbraue hoch und kniff die Augen zusammen. Dieser König war schwach, das konnte sie sehen. Was sollte sie von ihm halten? Von diesem Mensch!
Sie wagte einen Schritt näher heran zu gehen um ihr Gespräch zu belauschen. Sie spitzte ihre langen Elbenohren und horchte. „Es wäre schlauer, mein Herr Thranduil, wenn ihr eure Sturheit ablegen und einfach zustimmen würdet. Es ist sicherer und es ist sicher, dass Sie nun einen neuen sicheren Ort benötigt!"
Jaselaya verstand nicht...
„Sicher, bei solch schwachen Menschen wie euch. Dann können wir es gleich vergessen. Nirgendwo wäre sie sicherer!"
„Aber sie wissen nun, wo sie ist. Sie riechen Sie! Sie haben Sie gesehen und falls ich Sie erinnern soll, mein Herr Thranduil, wurden eure Mauern beinahe gestürmt. Wir in Rohan sind viele und wir sich sicher!"
Rohan?! Hieß das, das war der König von Rohan? Wie war noch gleich sein Name?
„Sie wird nicht mitgehen!" hörte sie nun die schöne, klare Stimme von Tauriel. Sie richtete einen Pfeil auf sein Herz.
„Jaselaya komm ins Licht!" forderte Thranduil auf. Schüchtern trat Jaselaya ins hereinströmende Morgenlicht. Ihre blasse Gestalt sah klein und zierlich aus. Ihre langen Haare leuchteten golden und ihre Augen blitzten scheinbar grün zu dem König herüber. Der König riss die Augen auf und schien geblendet von ihrem Licht. Er war so verwirrt und so erstaunt. Er wusste, sie würde hübsch, doch etwas so reines hatte er nicht erwartet und schon gar nicht konnte er sicher sein, solch eine Schönheit bei sich in Sicherheit zu wiegen!
Der König stockte und Thranduils triumphierender Blick sagte deutlich, dass er nun gewonnen hatte, ganz gleich, welche Worte der so gräulich und mickrige Menschenkönig nun in den Mund nehmen würde.
Doch er stellte sich gelang vor: „Meine Herrin. Lasst mich mich vorstellen. Mein Name ist Faramir. Ich bin der König von Rohan. König des Pferdekönigreichs. Ich bin hier um Ihnen eine Bitte mitzuteilen. Ich bitte Euch inständig mit zu kommen. In Rohan ist es sicherer, viel sicherer, als es hier jemals sein würde."
So war also sein Name, aha... Jaselaya hatte sich nie für Menschenkönige interessiert, besonders nicht, wenn diese nach Schweiß und Dreck stanken.
„Was erlaubt ihr euch?!" Jaselaya schaute beschämt zu Boden, sie konnte ihre Gefühle im Moment schwer kontrollieren, obwohl sie das doch schon so lange geübt.
„Entschuldigen Sie, aber ich bin hier sehr glücklich und sehe keinen Grund, mit Ihnen zu kommen, da ich eine Elbe bin und wohl kaum in eurem Königreich willkommen. Ich bin hier sicher und benötige ihre Hilfe deshalb nicht. Ich danke ab!" Ihre Worte hörten sich viel giftiger an, als geplant.
„Aber meine Herrin. Ihre Sicherheit ist wichtig!"
„Deshalb bleibe ich hier!"
Sie hatte die kurze Hose und das legere Hemd, welches sie immer noch trug völlig vergessen. Sie schämte sich noch mehr.
„Es geht um Ihre Sicherheit und wenn sie mich dazu zwingen, werde ich sie gegen ihren Willen mitnehmen!"
Jaselaya hasste die Menschen nun noch mehr. Wie konnte es nur sein, das Aragorn so anders war?
Jaselaya zuckte nicht einmal mit der Wimper.
„Sie wären Tod, bevor sie auch nur einen Schritt in meine Richtung machten."sagte Jaselaya hinterlistig.
Thranduil war begeistert und schaute Théoden Pferdekönig mit hinterlistigem Blick an.
„Zum einen hätten sie einen Pfeil im Rücken," sie deutete auf Tauriel: „Und zum anderen wären sie geköpft von einem Schwert und durchbohrt von Wasser... ich würde meine Versuchung also nochmals überdenken!"
Der König wirkte ängstlich. Doch das konnte man nur sehen, an seinen Händen, die zitterten. Faramir Pferdenarr, dachte Jaselaya und schenkte ihm ein gefälschtes Lächeln.
„Meine Herrin. Denken sie noch einmal darüber nach. Ihre Sicherheit ist wichtig!"
„Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen, doch rechnen Sie mit Enttäuschungen!"
Nach einer Woche war der Pferdekönig wieder abgereist. So schnell konnte es gehen...
Jaselaya hatte er jedoch nicht aufgegeben. Aber letztendlich hatte sie ihn kennen gelernt von einer anderen Seite. Einer netteren Seite und sie hatte eingesehen, unfassbar unfreundlich gewesen zu sein. Etwas das sie bereute. Er hatte gedroht wieder zu kommen, doch Jaselaya hatte nicht vor, bei Menschen zu leben. Menschen fand sie langweilig. Miaka war es nicht. Sie war anders, ebenso wie Aragorn, doch Menschen waren so eigen. Der Geruch des Königs hatte sie angewiedert. Schweiß, Pferd, Mist und nochmals Pferd.
Jaselaya mochte Hirsche mehr, sie waren viel eleganter. In einem Schloss zu wohnen mit Menschen und zu leben wie ein Mensch war für sie im Moment undenkbar, allein schon, weil sie endlich Freunde gefunden hatte in der Elbenschule.
Die Wochen verstrichen und jeder Tag ging schnell vorbei und der Abend kam früh.
Jaselaya war gerade auf dem Heimweg, als von hinten Melianor kam und sie stürmisch umarmte. Wie klein sich die Elbe fühlte!
Doch dieser Tag würde gut, das fühlte sie. Jaselaya kicherte und lief neben Melianor her, die mit ihren großen weißen Zähnen ein großes Strahlen im Gesicht trug und ihre geröteten Wangen glühten von sommerlicher Hitze. Melianor breitete ihre Arme aus und drehte sich im Kreis. Die Gute Laune musste am Wettter liegen, oder etwa an einem ihrer zahlreichen, männlichen Bewunderer. Das Gefühl steckte Jaselaya an und sie lief neben ihr den Weg entlang und sie unterhielten sich lange, auch noch, bis Melianor hinter der Mauer an ihrem Haus angelangt war und sie danach gemeinsam im weichen Gras saßen und in den wolkenlosen Himmel blickten. Jaselaya dachte an die meerblauen Augen, welche sie immerzu sah. Einbildung... sie hatten solch eine schöne Farbe, viel schöner als die, des verwaschenen Himmelblaus. Jaselaya schloss ihre Augen und schniefte, als ein Sonnenstrahl an ihrer Nase kitzelte. Heute waren die Augen der Elbe in einem hellen Blau, umzogen von einem dunklen Rand und innen übersät mit fleckigem Türkies.
Melianor bestaunte die Elbe von der Seite und ihr makelloses Profil.
„Du, Jaselaya..."
„Hmm?"
„Meinst du, Vel könnte mich lieben, oder gehört sein Herz bereits dir?"
„Was redest du denn da? Ich dürfte keinen Liebhaber haben. Thranduil sagt, keiner wäre gut genug für mich, ganz zu schweigen davon, das ich keinen will und das er mich nicht lieben könnte. Aber ich glaube du hast gute Chancen!"
„Aber seine Blicke schenkt er bloß dir und auch sein Vertrauen!"
„Vertrauen?" Jaselaya zog eine Augenbraue hoch und grinste schief, dann öffnete sie die Augen, stemmte sich hoch und blinzelte zu Melianor herüber: „Ich bin mir sicher, er wird dich mögen und er mag dich schon jetzt. Du musst nur du selbst sein!"
Melianor lächelte, pflückte eine Blume und steckte sie ihrer Freundin in die Haare. Sie war rosa und zur Mitte hin dunkelrot. Jaselaya lächelte und pflückte eine gelbe Butterblume. Sie passte zu Melianor.
Freundschaft.
Liebe.
Vertrauen.
Wie könnte man vertrauen, wenn man nur das sah, was alle sahen? Wie könnte man glauben, wenn man nur eine Hülle liebt?
Was wenn man niemals jemanden sehen kann und zeigen, wer man wirklich ist? Blau und tief...


Engrin Eisern

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtWhere stories live. Discover now