Das Ende vom Anfang

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Es begann von Minute zu Minute immer peinlicher für Jaselaya zu werden. Nervös tappte sie von einem auf den anderen Fuß und wartete auf das erscheinen ihrer Gäste. Sie würde so tief sinken, wenn Thranduil anfing, mit Ihnen zu reden, zu Gunsten seines Vergnügens. Jaselaya wurde heiß und sie versuchte zwischen der Türritze einen kühlen Lufthauch ab zu bekommen. Nervös achtete sie auf die Tür und das Klopfen, welches bald ertönen würde. Da klopfte es.
Jaselaya geriet in Schnappatmung und schwitzte noch mehr.
Kühler Lufthauch, kühler Lufthauch...
Als die Wache das Tor öffnen wollte lief Jaselaya geschwind zur Tür, um sie wieder zuzudrücken. Der Wachelb schaute sie fragend an.
„Erst wenn ich weit weg bin, öffnest Du! Erst wenn ich quasi auf einem anderen Planeten lande!"
„Das ist wohl kaum möglich, meine Herrin."
„Dann eben bis du mich nicht mehr siehst, bitte!" Nun war es an Jaselaya ihm einen flehenden Blick zuzuwerfen. Der nickte, doch noch bevor sie um die Ecke gehen konnte, öffnete sich das riesige Tor und gab den Blick frei auf Vel, der auf der dünnen steinernen Brücke stand, mit gepflegtem Haar, dünnem Gesicht und warmen Augen. Wie ein Prinz, aus den Büchern entsprungen. Seine Gestalt ließ die Elbe noch mehr zittern und es verwirrte sie, so etas zu fühlen. Unnützer Wachmann, dachte sie und freute sich über seine Dummheit.
„Du bist zu früh!"
Der Junge Elb fuhr sich mit der Hand durchs geschmeidige lange Haar.
„Darf ich eintreten meine Herrin?"
„Aber ich muss doch bitten, unser weiblicher Gast ist noch nicht eingetroffen, wäre es nicht unbeschreiblich unfreundlich, das Tor vor ihrem Eintreten wieder zu schließen?"
„Wären sie so freundlich und würden mit mir draußen auf den Gast warten? Es wäre sicher genauso unfreundlich, das Schloss durch den kalten Wind auskühlen zu lassen, samt dem Essen!"
„In der Tat, hübscher Geselle." Sie grinsten sich an.
Jaselaya zog ihren Poncho an und ging mit ihm hinaus auf die Brücke, hinter ihr schloss sich das Tor.
Lachend fiel sie ihm in die Arme und Hand in Hand liefen sie die Brücke herunter zu einem kleinen Pavillon, der fensterlt hinter den Bäumen lag. Jaselaya war hier oft um zu malen, zu schreiben oder einfach in Ruhe gelassen zu werden, allen anderen war dieser Ort unbekannt. Hier fielen sie übereinander her.
Hier küsste er ihre Finger und ließ die Elbe vor sich tanzen. Hier küssten sie sich und begannen ihre warmen Finger ineinander zu verschlingen.
Doch hier würde in der nahen Zukunft auch ein anderer ihre Hand halten und ihr Trost schenken. Hier würde ein leidenschaftlicher Tanz folgen und zwei Seelen würden genau an dieser Stelle ineinander verschmelzen, als seien sie eine. Hier würden zwei Augen einander sehen und wissen, hier würden zwei so völlig unterschiedliche Wesen eine schüchterne Berührung als leidenschaftliche Welle des Verlangens empfinden...

Als die Zeit war, liefen Jaselaya und ihr groß gewachsener Elb zurück zur Brücke um ihren zweiten Gast in Empfang zu nehmen. Ein bisschen schlecht fühlte sich Jaselaya schon, da sie Melianor zur falschen Zeit eingeladen, um ihren Verehrer für sich selbst, doch darüber machte sie sich im Moment weniger Sorgen. Ihre Sorgen galten ganz und gar Thranduil.
Zu dritt gingen sie hinein und Vel warf immer wieder schüchtere Blicke zu Jaselaya, die wegen der winterlichen Kälte draußen rosa färbende Wangen hatte und ihre niedliche Nase war ebenfalls leicht rot und sah aus, als habe sie geweint, auch wenn der Elb sich nie denken könnte, warum Jaselaya den Grund hätte, ihre kostbaren Tränen zu vergießen.
Das Essen war das eines Königs würdig und schmeckte fantastisch, so sagte jedenfalls Vel, Jaselaya aß fast nichts, manchmal biss sie kurz in ihr Brot, oder Trank aus ihrem Kelch, doch ihre wachsamen Augen warteten auf Thranduils Worte, so als würde sie genau wissen, was er zu sagen versuchte.
Beinahe hätte sie sich an ihrem Glas Wasser verschluckt, als Thranduil seine Lippen öffnete. Ihm schien dieses Spiel zu gefallen, denn er warf ihr einen hinterlistigen Blick zu und wand sich wieder an seinen Sohn und an seine Frau.
Vel amüsierte sich gut und behandelte Melianor gut, doch sie trug er förmlich auf den Händen, auch wenn sie ihm stetig zuflüsterte, er sollte sich auf Melianor und nicht auf sie konzentrieren. Es würde zu auffällig.
Jaselaya schaute in ihren Becher und sah wieder diese wunderschönen Augen, nach denen sie sich so sehnte. Wer war dieser unbekannte junge Mann? Woher kam er und was suchte er in ihrem Verstand?
Sie sah ihn jetzt komplett, wie er auf dieser Klippe saß, dieser dunkle Himmel hinter ihm, seine verdreckte Kleidung, seine angsterfüllte und wütende Haltung. Die braunen welligen Haare. Die großen blauen Augen, die Spitzen Ohren, nicht die eines Elbs. Verschmutze Haut und kleine Risse auf den spröden und doch wunderschönen Lippen. Er sah krank aus, so als wäre er in seinem Schmerz gefangen und seine Augen, sein Blick, es sah so aus, als würde er leiden. Blutunterlaufene Augen und ein so eiskalter Blick, wie sie noch nie zuvor gesehen hatte. Jaselaya war den Tränen nah.
Wieso nur fiel ihr es so schwer, sich auf das Wasser im Becher zu konzentrieren, wenn sie diesen Jungen sah?
„Ist alles in Ordnung, Jaselaya?" flüsterte der Elb und berührte sie an der Schulter. Sie wich erschrocken zurück. Was?
Hatte er ihr nicht zugehört, Thranduil war aufmerksam. Er würde es jetzt sofort wissen. Jaselaya sah ihn aus glasigen Augen an. Wieso nur war sie so traurig darüber, dass nicht der Junge, sondern der Elb dort saß?
Es fühlte sich in diesem Monent so falsch an und so verrückt. Es war, als gehörte sie nicht hierher. Als würde sie zu ihm gehören und er zu ihr. Es war, als würde sich ihr Leben drehen und sie noch mehr Fragen im Inneren ihres Herzens spüren. Wer war sie wirklich?
Nach dem Essen war sie sich sicher, von Thranduil ausgeschimpft zu werden. Wegen Vel. Wegen ihrer Sturheit.
Wegen ihrem Verhalten. Was dann auch geschah.
„Du wagst es, dich von ihm berühren zu lassen! Du wagst es, mich zu hintergehen und vor zu täuschen, du befolgest meine Regeln?"
Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen.
„Es tut mir leid!"
„Ich verbiete dir, ihn dich je wieder berühren zu lassen, nein, ich verbiete dir ihn dich je wieder zu sehen. Er ist deiner nicht Wert!"
„Wer entscheidet das?" schrie Jaselaya zurück
„ICH!"
Jaselaya bekam es mit der Angst zu tun.
„Du wirst nicht mehr hinaus gehen, ohne dass ich davon weiß. Du wirst nicht ohne eine Wache dieses Schlosss verlassen und nur wenn ich es zu lasse! Ich verbiete dir, mit anderen zu sprechen, die deiner nicht würdig sind!"
„Würdig? Wer ist mir würdig? Willst du mich hier einsperren? Willst du das ich treu bin und deinen Regeln gehorche, dann musst du mich dazu zwingen, dann musst du mich fesseln und einsperren, denn ich werde nicht zulassen, dass ich mein Leben alleine deinen Regeln nach verbringe!"
„Ach ja? Du glaubst ich könnte dich nicht aufhalten, kleine Elbe? Ich werde dich lehren, was es bedeutet, mich zu etwas umstimmen zu wollen!"
Legolas und Tauriel sahen, wie Thranduil sein Schwert hervor zog. Tauriel hatte Angst. Nicht um Jaselaya, denn sie wusste, dass er zu weit gegangen war. Es ließ sich nicht mehr aufhalten.
„Was willst du tun? Mich umbringen?"
„Dir Gehorsam beibringen!"
Wieso sprach er noch so ruhig?
„Ich hasse Dich!" krisch Jaselaya und eine Welle von unzähmbarer Wut strömte durch sie.
Da war noch etwas.
Es war geschehen. Es war so weit.
Die Zeit war reif, so fand er und brach aus. Es war wie ein Schwert, welches ihr Herz durchstach. Eine Welle von blauem Wasser brach über sie herab, doch verebbte. Ihre Augen glühten von unfassbarem Blau und ihre Haare lösten sich aus der Spange, die sie zusammenhielten. Es war, als würde eine lange aufgestaute Wut aus der Elbe fließen und brechen, wie eine Welle an ihrem höchsten Punkt. Es war das Eine was die Elbe in sich trug. Das Böse, das Eine, welches alle Welt wollte.
Es war der Ring. Verbündet im Inneren der Elbe, bei ihrer Geburt im Schatten. Es war schmerzhaft für Jaselaya. Sie wusste nicht, was sie tat, doch das unkontrollierbare ließ sich in dieser Nacht nicht zügeln. Ein Wimpernschlag genügte und der König würde an eine der Säulen geschleudert. Der Boden bebte und es war, als würde sie diese Macht spüren, überall. Es floss durch ihre Arme, ihre Brust, ihre Beine. Es schmerzte und ließ sie nicht los. Sie hatte nicht die Macht, zu entscheiden, was nun passierte. Das Wasser Schoß aus ihrem Körper und die Kraft des Ringes vereinte sich mit ihr. Sie war nun das stärkste Geschöpf auf dieser Welt, sie war was alle Welt wollte.
Sie war das reine Böse!
Doch für diese Nacht war es genug. Die Versiegelung des Ringes war gebrochen und hatte sie in sich geschlossen.
Jaselaya gelang es für einen Moment das unbeschreibliche Gefühl und die Qualen zu kontrollieren und sie flehte unter Schmerzen: „Helft mir!"
Dann fiel sie um und noch im rechtzeitigen Moment konnte Thranduil sie auffangen. Er hielt die Elbe schützend im Arm und strich sanft ihre Haare aus dem schmalenGesicht. Jetzt war sie die, die Schmerzen litt.
„Nun ist es geschehen..." sagte Legolas und sah Jaselaya mit mitfühlendem Blick an.
„Was werden wir nun tun?" fragte Tauriel.
„Die Gefährten rufen, so wie wir es geplant und dann ist es an ihnen, sich um alles weitere zu kümmern. Es liegt nun nicht mehr in meiner Macht zu entscheiden, was aus ihr wird. Was aus dem Ring wird!"
Legolas sah seinen Vater traurig an, auch er hatte die Elbe lieben gelernt. Thranduil hob Jaselaya hoch und drückte seinen Kopf an ihre Stirn, als wolle er Lebewohl sagen. Dann hob er sie hoch und brachte sie in ihr Zimmer damit sich die junge Elbin von dem, so rasch kommenden Fieber erholen möge. Doch die Augen Thranduils sahen sie noch immer wütend an. Und doch lag warmes darin.

Wenn meine Dämonen ausbrechen gibt es kein Entrinnen, dann gibt es keinen Weg hinaus

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Wenn meine Dämonen ausbrechen gibt es kein Entrinnen, dann gibt es keinen Weg hinaus.

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtWhere stories live. Discover now